Biomarker für die Alternsforschung Was das Blut über Alter und Gesundheit verrät
Im Personalausweis ist das Alter eingetragen. Doch für die Gesundheit eines Menschen ist vor allem das biologische Alter relevant, was deutlich vom kalendarischen abweichen kann. Ein Team von Alternsforschern hat nun eine Kombination von Biomarkern ausgemacht, die bessere Aussagen über die Gesundheit im Alter ermöglichen könnten. Auch die Vergleichbarkeit von Human- und Tiermodellstudien ließe sich durch die Biomarker optimieren.
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Köln – Wenn Grundlagenforscher die molekularen Ursachen des Alterns untersuchen, forschen sie in der Regel an Modellorganismen wie Würmern, Fruchtfliegen oder Mäusen. Um diese grundlegenden Erkenntnisse über das Altern mit den Ursachen und Prozessen altersbedingter Krankheiten im Menschen zu verknüpfen, hat das Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns im Jahr 2018 die Humanforscherin Prof. Eline Slagboom vom Leiden University Medical Center in den Niederlanden (LUMC) als Max-Planck-Fellow gewonnen.
Jetzt haben die Forscher eine Reihe von Biomarkern im menschlichen Blut identifiziert, die parallel in klinischen Studien und in der Alterungsforschung an Tieren eingesetzt werden könnten.
Biomarker als Altersindikator
Die Wissenschaftler haben in Blutproben von 44.168 Individuen nach Biomarkern gesucht, die auf die Restlebensdauer einer Person hinweisen. So wollen die Forscher Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand und die Anfälligkeit für Krankheiten bei älteren Personen ziehen. Nach einer umfangreichen Analyse identifizierten die Wissenschaftler eine Kombination aus 14 Biomarkern. Diese setzen sich unter anderem aus verschiedenen Aminosäuren, dem Gehalt an „gutem“ und „schlechtem“ Cholesterin, dem Fettsäurehaushalt und Entzündungsparametern zusammen.
„Die blutbasierte Messung soll ein erster Schritt zu einer individuelleren Behandlung älterer Menschen sein“, sagt Studienleiterin Slagboom. „Als Alternsforscher wollen wir das biologische Alter bestimmen, denn das kalendarische Alter sagt nicht viel über den allgemeinen Gesundheitszustand älterer Menschen aus: Während ein 70-Jähriger gesund ist, kann ein anderer bereits an drei Krankheiten leiden. Nun stehen uns aber eine Reihe von Biomarkern zur Verfügung, mit denen wir gefährdete ältere Menschen identifizieren und dann entsprechend behandeln könnten.“
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Vergleichbarkeit von Tiermodellen und Mensch verbessern
Die Reihe von Biomarkern ist auch ein Ausgangspunkt für parallele Studien in Modellorganismen. „Die Alterungsforschung in Modellorganismen ist der Forschung am Menschen einen Schritt voraus. Um dieses Wissen zu nutzen, brauchen wir Instrumente, mit denen wir Vergleiche zwischen Humanstudien und Tierversuchen ziehen können. Wir untersuchen derzeit, ob die identifizierten Substanzen auch im Blut von typischen Tiermodellen wie Mäusen zu finden sind und ob sich deren Level verändern, wenn die Tiere länger leben“, erklärt Slagboom. Diese Fragen wollen die Forscher nun gemeinsam mit dem Exzellenzcluster für Alternsforschung der Universität zu Köln beantworten.
Originalpublikation: Joris Deelen, Johannes Kettunen, Krista Fischer, Ashley van der Spek, Stella Trompet, Gabi Kastenmüller, Andy Boyd, Jonas Zierer, Erik B. van den Akker, Mika Ala-Korpela, Najaf Amin, Ayse Demirkan, Mohsen Ghanbari, Diana van Heemst, M. Arfan Ikram, Jan Bert van Klinken, Simon P. Mooijaart, Annette Peters, Veikko Salomaa, Naveed Sattar, Tim D. Spector, Henning Tiemeier, Aswin Verhoeven, Melanie Waldenberger, Peter Würtz, George Davey Smith, Andres Metspalu, Markus Perola, Cristina Menni, Johanna M. Geleijnse, Fotios Drenos, Marian Beekman, J. Wouter Jukema, Cornelia M. van Duijn, P. Eline Slagboom: A metabolic profile of all-cause mortality risk identified in an observational study of 44,168 individuals , Nature Communications, Volume 10, Article number: 3346 (2019); DOI: 10.1038/s41467-019-11311-9
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