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Tageszeitabhängige Kalorienverwertung Ernährung: Das Frühstück als Kalorienkiller?

Redakteur: Christian Lüttmann

Beim Essen kommt es nicht nur auf die Menge an, sondern auch auf die Tageszeit. So fanden Forscher aus Lübeck heraus, dass man mehr Kalorien beim Frühstück verbraucht als beim Abendessen. Ob dieser Effekt auch für Diäten hilfreich ist, soll eine Folgestudie klären.

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Unsere Kalorienverwertung ist einer aktuellen Studie zufolge morgens doppelt so hoch wie abends (Symbolbild)
Unsere Kalorienverwertung ist einer aktuellen Studie zufolge morgens doppelt so hoch wie abends (Symbolbild)
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Lübeck – Wann ist die beste Zeit zum Essen? Oder anders formuliert: Macht es einen Unterschied für den Energieumsatz, zu welcher Mahlzeit man mehr und zu welcher man weniger isst? Diese Frage ist auch in den Wissenschaften viel diskutiert.

Eine Studie der Sektion für Psychoneurobiologie hat nun unter der Leitung von Prof. Kerstin Oltmanns untersucht, ob die so genannte nahrungsinduzierte Thermogenese (NIT) bei identischen Mahlzeiten tageszeitlich variiert und ob diese Regulation auch nach kalorienarmen Mahlzeiten im Vergleich zu hochkalorischen erhalten bleibt.

Die nahrungsinduzierte Thermogenese ist der Effekt, der uns beim Essen warm werden lässt. Sie resultiert aus dem Energieverbrauch, der für die Verdauung der Nahrung anfällt. Insgesamt werden so rund 10 Prozent der aufgenommenen Kalorien direkt beim Essen verbraucht. Eine starke Thermogenese wäre daher hilfreich, wenn man Gewicht verlieren möchte.

Besser viel Frühstücken als Abendessen

Ob sich die NIT durch die Zeit der Nahrungsaufnahme beeinflussen lässt, war die Kernfrage der aktuellen verblindeten, randomisierten Studie. Darin erhielten 16 normalgewichtige Männer ein niederkalorisches Frühstück und ein hochkalorisches Abendessen in der einen Gruppe und umgekehrt in der anderen. Die Forscher maßen die NIT mittels indirekter Kalorimetrie und bestimmten Parameter des Glukosestoffwechsels. Darüber hinaus fragten sie Hungergefühle und Appetit auf Süßigkeiten in den beiden Gruppen ab.

„Die Ergebnisse zeigen, dass eine identische Kalorienzufuhr sowohl nach hoch- als auch nach niederkalorischen Mahlzeiten zu einer 2,5-fach höheren NIT am Morgen im Vergleich zum Abend führt. Der Anstieg des Blutzucker- und Insulinspiegels war nach dem Frühstück im Vergleich zum Abendessen deutlich vermindert“, fasst die Ernährungswissenschaftlerin Juliane Richter zusammen. Daraus folgern die Wissenschaftler, dass die Kalorienverbrennung nach einer Mahlzeit grundsätzlich am Morgen deutlich höher ist als am Abend. Dieser genetische Tagesrhythmus bleibt auch bei niederkalorischer Ernährung, z.B. während einer Diät um abzunehmen, erhalten.

Blutzuckerspitzen durch üppiges Abendessen

Und noch etwas fanden die Forscher heraus, wie Richter ergänzt: „Das niederkalorische Frühstück führte zu verstärkten Hungergefühlen, insbesondere auf Süßigkeiten, während des ganzen Tages.“ Wer am Frühstück spart, hat also mit verstärktem Appetit auf Süßes zu rechnen – und das kann zu gehäuftem Snacking im Tagesverlauf verführen und das erreichte Kaloriendefizit rasch wieder wettmachen wenn nicht gar überkompensieren. Daher sollte ein ausgiebiges Frühstück einem üppigen Abendessen vorgezogen werden, um Übergewicht zu vermeiden. Diese Empfehlung gilt besonders für Diabetiker, da es nach dem Abendessen auch zu einem höheren Anstieg von Glukose und Insulin im Vergleich zum Frühstück komme, wie die Forscher berichten.

Abnehm-Effekt wird noch geprüft

In einer Folgestudie soll nun das Ergebnis der Studie im Hinblick auf die Gewichtsabnahme bei Übergewichtigen untersucht werden. „Unsere Studie zeigt, dass der menschliche Energieumsatz morgens grundsätzlich höher ist als abends. Das ist genetisch bedingt und bei jedem so“, sagt Studienleiterin Oltmanns. „Übergewichtige lassen häufig das Frühstück weg, weil sie abnehmen möchten, und essen abends eine große Hauptmahlzeit, wenn der Hunger übermächtig wird. Wir möchten nun nachweisen, dass es schon zu einer Gewichtsabnahme kommt, wenn man dieselbe Kalorienmenge hauptsächlich in der ersten Tageshälfte zu sich nimmt.“

Dossier Übergewicht & Ernährung In unserem Dossier „Übergewicht & Ernährung“ haben wir für Sie weitere Forschungsvorhaben und -erkenntnisse zum Thema Ernährung zusammengefasst.

Originalpublikation: Richter J, Herzog N, Janka S, Baumann T, Kistenmacher A, Oltmanns KM: Twice as high diet-induced thermogenesis after breakfast vs dinner on high-calorie as well as low-calorie meals, J Clin Endocrinol Metab, 2020 Mar 1;105(3) DOI: 10.1210/clinem/dgz311

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