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Zuckerkonsum Schon eine Flasche Softdrink kann Fettproduktion verdoppeln

Redakteur: Christian Lüttmann

Moderate Zuckermengen reichen bereits, um die Fettproduktion in der Leber anzukurbeln. Dies zeigt eine Studie von Forschern aus der Schweiz. Demnach ist besonders der verbreitet genutzte Haushaltszucker prädestiniert, um die Entwicklung von Diabetes oder einer Fettleber zu begünstigen.

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Süßgetränke mit viel Zucker kurbeln die Fettproduktion in der Leber an – nicht nur kurz-, sondern längerfristig. (Symbolbild)
Süßgetränke mit viel Zucker kurbeln die Fettproduktion in der Leber an – nicht nur kurz-, sondern längerfristig. (Symbolbild)
(Bild: gemeinfrei, InspiredImages / Pixabay )

Zürich/Schweiz – Zucker wird zahlreichen Lebensmitteln zugesetzt. Mehr als 90 Gramm davon konsumiert jeder Deutsche im Schnitt pro Tag. Das entspricht etwa zwei Tafeln Zartbitterschokolade. Vor allem der hohe Kaloriengehalt von Zucker fördert Übergewicht und Adipositas – und entsprechende Folgekrankheiten.

Schon vergleichsweise geringe Zuckermengen können schädlich für die Gesundheit sein, wenn sie regelmäßig und über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Dies belegt eine aktuelle Studie von Forschern der Universität Zürich (UZH) und des Universitätsklinikums Zürich (USZ).

Drei Zucker im Vergleich

Im Vergleich zu bisherigen Studien, die vor allem den Konsum sehr hoher Zuckermengen untersuchten, zeigen die Ergebnisse der schweizerischen Forscher, dass bereits moderate Zuckermengen zu einem „Umschalten“ im Stoffwechsel der Versuchsteilnehmer führen. „80 Gramm Zucker täglich, was rund 800 Milliliter eines handelsüblichen Softdrinks entspricht, kurbeln die Fettproduktion in der Leber an. Und die Überaktivität hält längere Zeit, selbst wenn kein Zucker mehr zugeführt wird“, sagt Studienleiter Philipp Gerber von der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung.

An der Studie beteiligten sich 94 junge, gesunde Männer. Sie nahmen sieben Wochen lang täglich ein mit unterschiedlichen Zuckerarten gesüßtes Getränk zu sich, während die Kontrollgruppe darauf verzichtete. Das Süßgetränk enthielt entweder Fruchtzucker (Fruktose), Traubenzucker (Glukose) oder Haushaltszucker (Saccharose), in dem Fructose und Glucosebausteine zu einem Zweifachzucker verknüpft sind. Mithilfe von Tracer-Substanzen verfolgten die Forscher den Weg des Zuckers im Körper und analysierten den Effekt der Süßgetränke auf den Fettstoffwechsel.

Frucht- und Haushaltszucker verdoppeln Fettproduktion

Insgesamt nahmen die Probanden nicht mehr Kalorien zu sich als vor der Studie. Aufgrund einer gewissen Sättigung durch das Süßgetränk haben sie ihre sonstige Kalorienzufuhr reduziert. Trotzdem beobachteten die Forscher, dass sich Fruchtzucker negativ auswirkt. „Die körpereigene Fettproduktion in der Leber war in der Fruchtzucker-Gruppe doppelt so hoch wie in der Traubenzucker-Gruppe oder der Kontrollgruppe – und dies mehr als zwölf Stunden nach der letzten Mahlzeit bzw. dem letzten Zuckerkonsum“, sagt Gerber. Noch etwas schlechter für die Fettsynthese war nur der Haushaltszucker, der im Alltag von den meisten Menschen am häufigsten konsumiert wird.

Die erhöhte Fettproduktion in der Leber ist ein maßgeblicher erster Schritt in der Entstehung von weit verbreiteten Erkrankungen wie Fettleber oder Typ-2-Diabetes. Aus gesundheitlicher Sicht empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation deshalb, den täglichen Zuckerkonsum auf rund 50 Gramm oder besser nur auf 25 Gramm zu beschränken. Im Alltag sind die meiste Menschen noch weit von dieser Empfehlung entfernt. Mit den neuen Forschungsergebnissen gibt es aber weitere wissenschaftliche Anhaltspunkte, die für einen geringeren Zuckerkonsum sprechen, so wie ihn die WHO empfiehlt.

Originalpublikation: Bettina Geidl-Flueck, Michel Hochuli, Ágota Németh, Anita Eberl, Nina Derron, Harald C. Köfeler, Luc Tappy, Kaspar Berneis, Giatgen A. Spinas, Philipp A. Gerber: Fructose- and sucrose- but not glucose-sweetened beverages promote hepatic de novo lipogenesis: A randomized controlled trial. Journal of Hepatology. 5 March 2021. DOI: 10.1016/j.jhep.2021.02.027

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