Dank der regen Beteiligung der Bevölkerung haben Hohenheimer Forscher nach einem Aufruf im vergangenen Jahr über 3000 eingeschickte Zecken bestimmt und untersucht. Die Proben brachten neue Einblicke in die Ausbreitung der Parasiten und den Befall mit Krankheitserregern. Weitere Mithilfe bei dem Projekt ist erwünscht.
Braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus
(Bild: Universität Hohenheim)
Stuttgart – Rund 3500 Zecken aus sechs verschiedenen Gattungen: Das ist das Ergebnis des Zeckenaufrufes von Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim im vergangenen Jahr und ihren Kooperationspartnern vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. „Die Menge an Daten, die wir durch die Einsendungen bekommen konnten, ist überwältigend“, sagt die Forscherin.
Unter den eingesendeten Zecken befanden sich auch Exemplare der tropischen Hyalomma-Zecke und der Braunen Hundezecke – die eigentlichen Gründe für die Aufrufe zur Mithilfe. Vor allem Pferdebesitzer hatten die fast ein Zentimeter große Tropenzecke eingeschickt. „Normalerweise befällt die Hyalomma-Zecke gerne große Säugetiere wie Pferde oder Rinder. Aber es ist eben nicht ausgeschlossen, dass sie auch Menschen befällt und somit diese tropischen Erreger überträgt.“
Tropische Krankheiten bisher nicht nachgewiesen
Die Wissenschaftler der Universität Hohenheim haben die Tropenzecke daher auf verschiedene Krankheitserreger untersucht: die Erreger des so genannten Krim-Kongo Hämorrhagischen Fiebers und des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers, eine Form des Zecken-Fleckfiebers (ausgelöst durch Rickettsia aeschlimannii) und Piroplasmen (Babesia spp. und Theileria spp.).
Die Ergebnisse erlauben eine vorsichtige Entwarnung: „Weder das Krim-Kongo Hämorrhagische Fieber, noch das Arabisch Hämorrhagische Fieber konnten wir in den eingesendeten Zecken nachweisen“, sagt Mackenstedt. Aber 41 der getesteten Zecken trugen den Erreger des Zecken-Fleckfiebers (Rickettsien) in sich.
Zecken in der Wohnung – ärgerlich, aber kein Abrissgrund
Auch die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) interessiert die Hohenheimer Forscher. Obwohl sie kleiner ist als ihre tropische Verwandte, warnt Mackenstedt davor, sie zu unterschätzen: „Anders als unser heimischer Gemeiner Holzbock, kann die Braune Hundezecke auch in Wohnungen überleben. Ist dann noch ein Hund vor Ort, kann sie schnell zur Plage werden.“
Ein Wohnungsbefall durch die Braune Hundezecke ist unschön und mehr als ärgerlich. „Ein Holzbockweibchen kann bis zu 2000 Eier legen – ein Hundezeckenweibchen bis zu 4000. Innerhalb kurzer Zeit entwickeln sich mehrere tausend Zecken“, schildert Mackenstedt. Trotzdem sei dies kein Grund gleich die Abrissbirne zu schwingen. „Nach unserem Aufruf im letzten Jahr gab es Berichte, in denen behauptet wurde, ein Haus- oder Wohnungsbefall durch die Braune Hundezecke sei nur mit einem Abriss beizukommen. Hier möchte ich ganz deutlich sagen, dass das nicht der Fall ist.“
Es gebe viele Wege, eine Zeckenplage loszuwerden. „Und wir würden Betroffene bei diesem Prozess gerne auch beraten und begleiten. Niemand muss Angst haben, sein Zuhause zu verlieren, sollte es einen Befall geben.“
Steckbriefe: Hundezecke und Tropenzecke
Tropenzecke Hyalomma
Tropenzecke Hyalomma rufipes (Männchen)
(Bild: Univresität Hohenheim)
Die beiden Arten Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes stammen ursprünglich aus den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens, Süd- und Osteuropas. Mit ihren gestreiften Beinen sind sie eine auffällige Erscheinung und viel größer als der normale Holzbock. Im eurasischen Raum sind sie potenzielle Überträger des Krim-Kongo-Hämorrhagischen Fiebers und des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers und können eine Form des Zecken-Fleckfiebers auslösen. Erwachsene Zecken bevorzugen große Tiere als Wirte, auf die sie sich aktiv bis zu 100 Meter zubewegen. Larven und Nymphen befallen vor allem Vögel und Kleinsäuger. Sie bleiben bis zu 28 Tage auf ihrem Wirt und können so mit Zugvögeln nach Deutschland eingeschleppt werden.
Braune Hundezecke
Braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus
(Bild: Universität Hohenheim)
Heimisch ist Rhipicephalus sanguineus eigentlich neben dem Mittelmeerraum und Nordafrika in vielen Teilen der Tropen und Subtropen. Sie liebt ein warmes, trockenes Klima und kann deshalb auch anders als der heimische Gemeine Holzbock in Wohnungen überleben und schnell zur Plage werden. Sie ist klein, unauffällig und flink. Obwohl der Hund ihr bevorzugter Wirt ist, werden auch gelegentlich Menschen gestochen. Sie können Krankheiten wie das Mittelmeer-Fleckfieber übertragen, ausgelöst durch Rickettsien.
Stand vom 15.04.2021
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Erkenntnisse aus den Zusendungen
Neben den Tropen und Hundezecken erhielten die Hohenheimer Forscher auch mehr als 3000 einheimische Zecken Auwaldzecken (Dermacentor reticulatus) und Schafzecken (Dermacentor marginatus) – und das z.T. aus Gebieten, die noch gar nicht für diese Zeckenarten bekannt waren.
Weiterhin zeigen die Untersuchungen eine Verschiebung der Aktivitätsphasen der Zecken, wie Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg erklärt. „Früher gab es zwei große Zecken-Phasen: Die erste im April, die zweite schwächere im September. Unsere Daten zeigen nun, dass sich diese Aktivitäten zunehmend verändern können. An einigen Standorten fällt die zweite Aktivitätsphase vollständig aus, an anderen sind die Zecken dafür auch im Hochsommer aktiv.“
Immerhin sei Krankheitszahl durch FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) nach dem Rekord-Zeckenjahr 2018 deutlich gesunken: Von 607 Erkrankungen auf 462 im Jahr 2019.
Hirnhautentzündung oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus)
(Bild: Universität Hohenheim)
FSME-Erreger werden durch europäische Zeckenarten wie den gemeinen Holzbock übertragen. Der Erreger tritt fast ausschließlich in so genannten Naturherden auf. Diese kleinen Areale, die meist die ungefähre Größe eines Fußballfeldes haben, liegen häufig an Waldrändern. In diesen liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich bei etwa 1:50 bis 1:100. Danach kann es nach ca. zehn Tagen zu grippeähnlichen Symptomen kommen. Bei ca. einem Drittel der Patienten tritt nach vorübergehender Besserung ein erneuter Fieberanstieg auf. Bei leichten Verläufen klagten die Patienten vorwiegend über starke Kopfschmerzen. Bei schwereren Verläufen seien Gehirn und Rückenmark beteiligt. Zu den Symptomen gehören Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle. Für ca. 1% der Patienten ende die Krankheit den Forschern zufolge tödlich. Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, können nur die Symptome therapiert werden.
Runde zwei: Aufruf für Braune Hundezecke und Hyalomma
Nach dem bisherigen Erfolg des Projekts bittet Mackenstedt weiterhin die Bevölkerung um Mithilfe: „Sowohl bei der Hyalomma als auch der Braunen Hundezecke und zur Zeckenforschung in Deutschland im Allgemeinen gibt es noch viel Forschungsbedarf. Hierzu brauchen wir noch mehr Daten. Wir sind dankbar für jede eingesendete Hyalomma und Braune Hundezecke, die wir im Labor erforschen können.“
Prof. Dr. Ute Mackensted klärt im Video über die eingewanderten Zeckenarten auf und bittet um die Mithilfe der Bevölkerung:
Die entsprechenden Zecken können Sie daher weiterhin in kleinen, festverschlossenen Behältern zu Forschungszwecken an folgende Adresse schicken:
Universität Hohenheim Prof. Dr. Ute Mackenstedt Fachgebiet für Parasitologie Emil-Wolff-Straße 34 70599 Stuttgart Vermerk: Zecken