English China

Multiple Sklerose Den Ursachen von Multipler Sklerose auf der Spur

Redakteur: Olaf Spörkel

Einem internationalen Forscherteam ist es gelungen, Erkenntnisse über die Multiple Sklerose zu gewinnen, die eine Grundlage für die Entwicklung neuer Therapieansätze liefern könnten.

Anbieter zum Thema

Martinsried – Multiple Sklerose ist die häufigste entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems in unseren Breiten und beginnt oft in relativ jungen Jahren. Allein in Deutschland sind über 100 000 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt. Ihr Verlauf kann bei Patienten zu schweren Behinderungen führen. Trotz jahrzehntelanger Erforschung sind Ursachen und Abläufe der Erkrankung noch immer weitgehend unklar.

Vieles spricht dafür, dass Multiple Sklerose durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst wird: Immunzellen, die den Körper vor Viren, Bakterien oder Tumoren schützen sollen, attackieren in diesem Fall körpereigenes Hirngewebe. Neue Therapien können die Immunreaktion mittlerweile dämpfen und das Fortschreiten der Erkrankung verzögern. Je wirksamer eine Therapie jedoch ist, desto schwerer sind auch ihre Nebenwirkungen.

Tiermodell liefert Erkenntnisse über Multiple Sklerose

Zur Erforschung der Multiplen Sklerose (MS) haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie zusammen mit einem internationalen Team nun ein Mausmodell entwickelt. Die gezüchteten Mäuse bilden spontan ein Krankheitsbild aus, das der häufigsten menschlichen MS-Form in unseren Breiten täuschend ähnlich ist. Da sich auch beim Menschen die Krankheit spontan entwickelt, ist das neue Modell allen bisherigen Modellen nach Ansicht der Forscher überlegen. Wie die Wissenschaftler berichten, zeigten die Untersuchungen, dass es zur spontanen Entstehung der Krankheit deutlich mehr Immunzellen braucht als bisher angenommen.

Bisher ging die MS-Forschung davon aus, dass die Krankheit vor allem durch T-Zell-Angriffe entsteht. Die Zellen erkennen Erreger, aktivieren die Immunantwort und lösen die Zerstörung der schädlichen Zellen aus. Auch B-Zellen reagieren auf einen Erreger, werden aktiviert und beginnen sich rasch zu teilen. Es entstehen Tausende Zellen, die alle einen Erreger-spezifischen Antikörper produzieren. Durch das gezielte Zusammenspiel von T- und B-Zellen können Erreger schnell und effektiv bekämpft werden.

Rolle der B-Zellen

Anders als den T-Zellen wurde den B-Zellen bisher nur eine untergeordnete Rolle bei der Entstehung der Multiplen Sklerose eingeräumt. Zu Unrecht, wie das neue Modell nun zeigt - die tatsächliche Rolle der B-Zellen war bei den bisher experimentell herbeigeführten Krankheitsmodellen nur nicht zum Vorschein gekommen. Auch in dem neuen Mausmodell greifen T-Zellen das körpereigene Hirngewebe an. Dies reicht jedoch nicht aus um die Krankheit auszulösen. Entfernten die Wissenschaftler die B-Zellen, blieben die Tiere gesund. Das Modell zeigt, dass es zunächst zu einer Interaktion zwischen T- und B-Zellen kommen muss. Das daraus entstehende Heer an B-Zellen löst mit seinen Antikörper-Attacken die volle Krankheit aus.

Aggressiver als andere

Auch wenn B-Zellen eine größere Rolle zukommt als bisher gedacht, können T-Zellen Nervenzellen bei der Multiplen Sklerose massiv schädigen. Manche der T-Zellen reagieren deutlich aggressiver als andere. Eine Gruppe dieser T-Zellen erkennt und attackiert das Protein MOG, das sich auf der Oberfläche von Hirnzellen befindet. Zur großen Überraschung der Neuroimmunologen greifen die Zellen auch solche Mäuse an, denen MOG fehlt. Die Forscher erkannten nun, dass T-Zellen, die MOG als Fremdkörper erkennen, auch noch auf ein zweites Protein im Gehirn reagieren.

(ID:305982)