Digitale Diagnostik Mein Arzt der Rechner? Big Data in der Labordiagnostik
Vom 11. bis 13. Oktober 2017 fand in Oldenburg die 14. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) statt. Der größte nationale Kongress für Labordiagnostik stand in diesem Jahr unter dem Motto „Laboratoriumsmedizin – von „Omics“ und „Big Data“ zur Grundversorgung“. Passend dazu bot Roche ein Symposium mit dem Thema „Digitale Diagnostik“ an.
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Oldenburg – Vernetzung ist ein allgegenwärtiges Thema und vieles deutet darauf hin, dass es neben Industrie 4.0 auch Healthcare 4.0 geben wird. Schon heute ist für die Laboratoriumsmedizin die Vernetzung über IT-Strukturen zunehmend zentral, Informationssysteme sind gleichsam die neuronalen Netze der Klinik. Auch diagnostische Systeme müssen sich unkompliziert in die bestehende Struktur einbinden und möglichst mit vorhandenen Krankenhaus bzw. Laborinformationssystem (KIS/LIS) vernetzen lassen. Experten sind sich einig: Was für die Laboratoriumsmedizin insgesamt gilt, ist für die patientennahe Diagnostik, weg vom Zentrallabor, erst recht von Bedeutung.
Im Rahmen des Roche-Symposiums auf der 14. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) griffen zwei Vorträge die digitalen Entwicklungen auf und referierten über den Wandel durch Decision Support und die Digitalisierung am Point of Care.
Ersetzt Decision Support und Digitale Diagnostik bald den Arzt?
Durch fundamentale Veränderungen in Wissenschaft, Medizin und Datenverarbeitung befindet sich die Diagnostik derzeit im Wandel. Durch die rasante Weiterentwicklung neuer Technologien, sich in kürzeren Taktzahlen ändernde Leitlinien etc. ist es für den einzelnen Mediziner zunehmend schwierig, stets auf dem aktuellen Stand der Entwicklung zu bleiben. „Bereits heute ist Medizin Teamsport und das wird sich in Zukunft noch weiter verstärken“, sagte Manuel Keller, F. Hofmann-La Roche Ltd., Basel, Schweiz anlässlich seines Vortrags zum Wandel der Labordiagnostik durch Decision Support. Auch die Personalisierte Medizin in längst zum Schlagwort und Megatrend der Branche geworden. Mit anderen Worten: Die Komplexität in der Labordiagnostik nimmt rasant zu und dieser Trend wird sich mit dem medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritt und vor dem Hintergrunde einer alternden Gesellschaft noch verstärken.
Damit Mediziner diese steigende Komplexität und die immer größer werdenden Datenmengen nicht nur handhaben, sondern auch von ihnen profitieren können und um letztlich weiterhin gute und zuverlässige Diagnosen zu gewährleisten, setzt Roche verstärkt auf Decision Support – Entscheidungshilfen, die u.a. Medizinern das „Navigieren“ in dieser zunehmenden Komplexität erleichtern sollen.
Ersetzt die digitale Diagnostik bald die Entscheidung durch den Arzt? Laut Manuel Keller lässt sich diese Frage mit einem entschiedenen „Nein“ beantworten. „Das menschliche medizinische Wissen ist dabei weiterhin von enormer Bedeutung, kann aber ergänzt werden durch digitales medizinisches Wissen. Wir sehen das als sehr komplementär“, erläuterte Keller. Einige Argumente für Decision Support, die zum heutigen Zeitpunkt natürlich teilweise noch verifiziert werden müssen, sind aus seiner Sicht u.a. die Vorhersagbarkeit von Risiken für Patienten, das Vertrauen in die Diagnose, optimale Outcomes, die Kosten, der Zeitaufwand oder das Verständnis der großen Datenflut. Aspekte wie Datensicherheit und die Qualität der Daten sind in besonderem Maße zu berücksichtigen und zu gewährleisten.
Entscheidungsunterstützung für Onkologen gestartet
Im Oktober startete Roche in diesem Zusammenhang mit dem Navify Tumor-Board eine Entscheidungsunterstützung für Onkologen. Dabei handelt es sich um eine Cloud-basierte Software-Lösung, die nach Unternehmensangaben zu einer fundamental neuen Herangehensweise in der Behandlung von Krebs-Patienten führen könne. Es soll die behandelnden Teams unterstützen und die klinischen Workflows standardisieren, indem es alle relevanten Patienten-Daten von unterschiedlichen Quellen in ein Dashboard aggregiert. Zum Start war das Tumor-Board in den USA, Großbritannien, Deutschland, Spanien, Schweden und der Schweiz verfügbar.
Potential von Big Data im klinischen Blutzuckermanagement?
Einen Erfahrungsbericht über den Einsatz digitaler Lösungen aus der Praxis brachte indes Dr. sc. hum. Michael Neumann vom Universitätsklinikum Würzburg mit nach Oldenburg. In seinem Vortrag stellte er die Digitalisierung am Point of Care im Praxistest am Beispiel des Blutzuckermanagement seines Klinikums vor.
Vernetzte Blutzuckermesssysteme am Point of Care sind heutzutage Standard in vielen Kliniken. Der nächste Schritt ist nun die Optimierung der Nutzung der Systeme. Zudem prüft man eine Verbesserung des Diabetesmanagements. Der Erfahrungsbericht vom Universitätsklinikum Würzburg zeigte die Möglichkeiten und Herausforderungen im Umgang mit Big Data Analyse. Dabei stellte Neumann vor allem die Darstellung der Daten, den Zugang zu den Daten sowie die Qualität der Daten als entscheidende Erfolgskriterien heraus.
Diabetesmanagement am Point of Care
Für das patientennahe Diabetesmanagement am Würzburger Uniklinikum kommen 180 Accu-Check Inform II Systeme von Roche zum Einsatz. Mit diesen Systemen werden pro Tag ca. 500 Patientenmessungen durchgeführt. Die Cobas IT 1000 von Roche dokumentiert alle Messergebnisse und stellt die Resultate graphisch dar. Auf dieser Basis erfolgte anschließend die Auswertung der Daten im Rahmen des Projektes.
Accu-Check Inform II ist ein voll integrierbares Blutzuckermess-System, das nach Angaben von Roche bei hoher Genauigkeit und Präzision sowie einfacher Handhabung schnelle Ergebnisse liefert. Die Anbindung an eine POCT-Vernetzungssoftware mindert sowohl Arbeitsaufwand als auch Fehler.
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