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Citizen Science

Mikroplastik & Citizen Science: Wenn die Öffentlichkeit die Forschung lenkt

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Innerhalb der Citizen Science wird auf die Fähigkeit eines jeden Menschen, Dinge zu interpretieren, aufgebaut (Stufe 1). Es gilt seine Position des Hinterfragenden und Kategorisierenden zu stärken (Stufe 2). Im Vordergrund steht noch nicht die in Stufe 3 partizipative Forschung und dem Nachgehen der Frage, wie es dazu kommt, dass etwas so ist, wie es ist. Es geht darum ein Problem zu erkennen, zu definieren und eine Datensammlung zu diesem Problem zu betreiben, um daraus in Stufe 4 in gemeinsamer Forschung, nicht nur Daten zu sammeln, sondern auch zu analysieren. Am Ende von Stufe 4 steht der Erkenntnisgewinn und die daraus abgeleitete Bestätigung des eigenen Standpunkts /-orts bezüglich eines Problems oder eine im Kontext der Ergebnisse als notwendig erachtete Veränderung des eigenen Habitus.

Für die partizipierende Bevölkerung ist es motivierend, zu erkennen und zu sehen, dass sie einen echten Beitrag zur Forschung leisten können. Es geht um das Engagement des Bürgers. Es geht darum, Wissen und Ansichten einzubringen, diese zu diskutieren, um vertieftes Fachwissen zu gewinnen, gleichzeitig aber auch Forschungsprozesse kennenzulernen. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit, die Wertschätzung des Engagements und die Qualitätssicherung der von den Bürgern gesammelten Daten durch die Wissenschaftler sind von zentraler Bedeutung für Citizen Sciences.

Mikroplastik und öffentliche Wahrnehmung

Immer dann, wenn man etwas sieht, nimmt man es wahr. Bei Plastik und Mikroplastik oder insgesamt Müll sehen wir das Problem, wir fragen uns häufig, warum machen Menschen dies, aber die Reaktion, einen Müllbeutel zu zücken, um die herumliegenden Teile aufzusammeln, oder im Drogeriemarkt sehr bewusst die Mikroplastikfreien Kosmetika zu kaufen, bleibt aus. Die hohe Sichtbarkeit der makroplastischen Verschmutzung erhöht zwar einerseits die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, doch die Handlungsoptionen (z.B. geeignete Abfallentsorgungssysteme, Recyclingkonzepte etc.) lassen andererseits sehr oft zu wünschen übrig.

Weniger sichtbar, aber in der öffentlichen Wahrnehmung bereits vorhanden, ist das Problem der Meeresverschmutzung durch Mikroplastik: Sowohl mikro- als auch nanoplastische Partikel werden in marinen Umgebungen (einschließlich Tiefwasserumgebungen) gefunden und haben aufgrund ihrer Größe und Zusammensetzung unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt [9]. Während viele Arten von Kunststoffen in bestimmten maritimen Gebieten in erheblichen Mengen gefunden wurden, ist die Verbreitung und Auswirkung dieser Kunststoffe in Süßwassersystemen zwar gut erforscht [10, 11], jedoch in der Öffentlichkeit wenig bekannt.

Aufgrund dieser mangelnden Sichtbarkeit wurde das Problem in der Öffentlichkeit bisher kaum wahrgenommen oder diskutiert. Für politische Agenden und politische Maßnahmen ist es jedoch erforderlich, dass die Öffentlichkeit an dem Dialog teilnimmt bzw. diesen einfordert. Durch den Druck der Öffentlichkeit verändern sich Forschungsschwerpunkte und es werden Aktionspunkte gesetzt, die eine Verbesserung der Ausgangssituation ermöglichen – in unserem Fall sauberes Süßwasser.

Ergänzendes zum Thema
LP-Tipp: Was ist Wasser 3.0?

Unter der fachlichen Leitung von Dr. Katrin Schuhen erforschen und entwickeln Wissenschaftler und Netzwerkpartner aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft innovative Konzepte zur effizienten und nachhaltigen Entfernung von Mikroschadstoffen aus allen Arten von Wasser. Wasser neu denken ist stets Programm. Bei Wasser 3.0 vereinen sich Innovationskraft, professionelles Know-how und Idealismus zum großen Ziel, die globale Wasserqualität zu verbessern. Wasser 3.0 versteht sich dabei als ein Teil der Lösung. Unter dem Leitsatz „Weil Wasser uns alle angeht“ ist wissenschaftlich-fundierte Kommunikation und Aufklärung über Hintergründe, Motivationen und Ziele der Arbeiten von Wasser 3.0 ein weiterer Schwerpunkt.

Diesen Standpunkt vertritt auch das Team Wasser 3.0. In Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen sowie Bildungstransfers werden Bürger in die Kommunikationsarbeit eingebunden. Transparenz in der eigenen Forschungsausrichtung und Grundlagen für Arbeiten im Bereich Citizen Sciences werden geschaffen.

Artikelserie: Mikroplastik im Wasser In der Artikelserie des Projektes „Wasser 3.0“ stellt die Forscherin Dr. Katrin Schuhen Erkenntnisse über die Folgen von Mikroplastik im Wasser vor. Auch Strategien zum Nachweis und zur Beseitigung von Plastikpartikeln sind Thema der Artikelserie.

Teil 1: Mikroplastik & Citizen Science: Wenn die Öffentlichkeit die Forschung lenkt

Teil 2: Eine Frage, viele Meinungen: Mikroplastik, was ist das?

Teil 3: Mikroplastikanalytik: Was bin ich, und wenn ja wie viele

Teil 4: Mikroplastik gesucht

Teil 5: Problemklärung – Mikroplastik im Abwasser

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