Abwasserreinigung Mikroplastik: Neuer Wasserfilter soll kleinste Partikel effizient entfernen
Mikroplastik ist Bestandteil vieler Alltagsprodukte oder wird aus ihnen freigesetzt und gelangt so auch in unser Abwasser. Die Partikel wieder herauszufiltern, stellt Abwasserbetriebe indes vor große Herausforderungen. Das soll ein neuer Wasserfilter mit lasergebohrten Löchern künftig ändern. Solch ein Filter hätte sogar das Potenzial auch in Privathaushalten eingesetzt zu werden.
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Aachen – Mikroplastik entsteht auf verschiedenen Wegen – sei es als Abrieb von Fahrzeugreifen oder beim Waschen moderner Funktionstextilien. Dazu kommen noch bestimmte Kosmetikbestandteile, wo Mikroplastik als Füllstoff oder Bindemittel verwendet wird. Solche Teilchen gelangen früher oder später in unser Abwasser und stellen die regulären Klärwerke vor erhebliche Probleme.
Gerade winzige Partikel unter einem halben Millimeter lassen sich kaum herausfiltern und landen damit im Wasserkreislauf. Mikroplastik-Partikel erreichen inzwischen alle Weltmeere und gelangen bis in die Nahrungskette. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert jetzt das Projekt „Innovative Filtermodule für die Abscheidung von Mikroplastik aus Abwasser (SimConDrill)“. In diesem Vorhaben entwickeln fünf Partner aus Industrie und Wissenschaft einen Filter, der Partikel bis zu zehn Mikrometer robust und effizient vom Abwasser trennt.
Mikroplastik sicher und verstopfungsfrei abscheiden
Im Projekt SimConDrill wird die Technologie erforscht, mit der sich ein langlebiges Filtermodul herstellen lässt, das Mikroplastikpartikel sicher und verstopfungsfrei aus Abwässern abscheiden kann. Der Ausgangspunkt ist dabei der patentierte Zyklonfilter der Klass-Filter GmbH. Dieser Filter wird mit speziellen Metallfolien ausgestattet, die mit spezieller Lasertechnik extrem präzise gebohrt werden.
Denn die Anforderungen an die Bohrungen sind hoch: Bei Porendurchmessern unter einem hundertstel Millimeter soll der Durchsatz des Filters den großen Wassermengen im Klärwerk gerecht werden und robust funktionieren. Dies wird über eine möglichst hohe Porosität erreicht, das heißt ein möglichst großer Teil der Filterfläche soll von Bohrlöchern eingenommen werden.
Für dieses ambitionierte Projekt haben sich fünf Partner zusammengeschlossen: Neben dem Projektkoordinator Klass-Filter sind an dem Projekt die Unternehmen LaserJob, Lunovu, die OptiY und das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT beteiligt.
Neuer Wasserfilter: Effizient und genau bohren mit Ultrakurzpulslasern
Am Fraunhofer ILT in Aachen arbeiten Wissenschaftler schon seit einigen Jahren in verschiedenen Arbeitsgruppen an der Technologie für das effiziente Bohren mit Durchmessern deutlich unter einem Millimeter. Besonders geeignet sind dafür Lasersysteme mit ultrakurzen Pulsen im Piko- und Femtosekundenbereich. Der entwickelte Bohrprozess wird auf die Laseranlage von LaserJob übertragen.
Für die Materialbearbeitung mit solchen Ultrakurzpulslasern wurde am Fraunhofer ILT eine eigene Simulationssoftware entwickelt, die mit der Software von OptiY verknüpft wird. Damit lassen sich die Prozessparameter realitätsnah am Computer erproben, bevor auch nur das erste Loch gebohrt wird.
Wenn dann die ersten Bohrversuche starten, kommt die Erfahrung einer anderen Gruppe zur Geltung: Die Spezialisten für Qualitätssicherung wollen von Anfang an den Bohrprozess genau überwachen. Im konkreten Fall wird dafür das Prozessleuchten beobachtet. Anhand dieser typischen Strahlung können die Forscher sehen, ob auch wirklich alle Löcher richtig durchgebohrt werden. Das Messsystem wird in Zusammenarbeit mit Lunovu entwickelt.
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Pilotstudie
Angekommen: Erstmals Mikroplastik im Menschen nachgewiesen
Neuer Wasserfilter auch in Privathaushalten einsetzbar?
Das Forschungsprojekt läuft bis Juni 2021. Bei Erfolg des Projektes bieten sich den Projektpartnern vielfältige Verwertungsmöglichkeiten. Obwohl das Filtermodul für Klärwerke entwickelt und getestet wird, sind auch mobile Anwendungen in Kanalspülwagen oder sogar Ausführungen für Privathaushalte denkbar. Auch die Reinigung von Ballastwasser bietet großes Potential.
Darüber hinaus können aus diesen Entwicklungen zahlreiche neue Prozesse und Produktionskonzepte für die Lasermaterialbearbeitung entstehen, die zukunftsorientiert sind, von KMUs verwertet werden und nachhaltig zur Sicherung des Hightech-Standortes Deutschland beitragen werden.
Förderung
Das Verbundprojekt SimConDrill wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es ist Teil der BMBF‐Fördermaßnahme »KMU-innovativ: Ressourceneffizienz und Klimaschutz« im Technologie‐ und Anwendungsbereich »Nachhaltiges Wassermanagement«. ott
* A. Lanfermann: Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT, 52074 Aachen
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