Reportage Laborsicherheit RKI-Laborneubau und BSL-4-Hochsicherheitslabore in der Praxis
Hochansteckende Viren wie Ebola oder Lassa können in der Natur auftreten aber auch bei Anschlägen absichtlich ausgebracht werden. Am Berliner RKI kann nun in näherer Zukunft mit diesen Erregern gearbeitet werden. Eine Fachkonferenz nahm dies zum Anlass, um Praxiswissen zu vermitteln.
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Gut drei Monate sind nun vergangen seit Bundeskanzlerin Angela Merkel den Laborneubau des Robert Koch-Institutes (RKI) in Berlin medienwirksam einweihte. Eine Person der „höchsten Gefährdungsstufe“ konnte sich dabei einen Eindruck von einem der wenigen deutschen Labore der „höchsten Sicherheitsstufe“ verschaffen: Der Laborneubau am RKI-Standort in der Seestraße, in direkter Nachbarschaft zum Campus Virchow-Klinikum der Charité Berlin mit seiner Sonderisolierstation für hochansteckende Patienten, beherbergt auch ein Hochsicherheitslabor der Stufe BSL 4 (Biologische Schutzstufe, englisch: biosafety level, BSL). Hier wird in nicht allzu ferner Zukunft die Arbeit mit den gefährlichsten Viren der Welt, wie den Erregern von Ebola, Lassa oder dem Marburg-Virus möglich sein.
Vier dieser BSL-4-Labore gibt es damit in Deutschland: An der Philipps-Universität in Marburg wird bereits seit 2007, am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg seit 2011 in entsprechenden Laboren in der biologischen Sicherheitsstufe 4 gearbeitet. Neu hinzugekommen sind 2013 das BSL-4-Labor desFriedrich-Loeffler-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems und zuletzt das erwähnte Labor am RKI in Berlin.
Praxiswissen rund um den Bereich Hochsicherheitslabore
Vier bis fünf Hochsicherheitslabore auf deutschem Boden seien „viel, aber angesichts der Gefahrenlage und der aktuellen Entwicklungen beispielsweise bezüglich der Ebola-Epidemie durchaus vertretbar“, sagte Prof. Dr. Thomas Becker, Direktor des Instituts für Virologie, Zentrum für Hygiene und Infektionsbiologie an der Philipps-Universität Marburg anlässlich des Labor-Impuls-Forums 2015. Hier trafen sich Mitte März, rund sechs Wochen nach der feierlichen Einweihung des RKI-Neubaus 170 Teilnehmer aus acht Ländern am Campus Virchow-Klinikum der Charité Berlin. An zwei Tagen wurde – buchstäblich in Steinwurf-Entfernung zum jüngsten und wohl modernsten deutschen BSL-4-Labor – Praxiswissen aus dem Spezialbereich der Hochsicherheitslabore vermittelt und diskutiert.
Dabei ging es unter anderem um Themen wie die Anforderungen, Herausforderungen und Trends bei Hochsicherheitslaboratorien aus laborplanerischer Sicht, um räumliche und infrastrukturelle Ressourcen bei Pandemien und Ausbruchskontrolle oder um deutsche Hochsicherheitslabore im europäischen Kontext. „Betreiber“ von Hochsicherheitslaboren aus Marburg, von der Insel Riems, vom Labor Spiez in der Schweiz und dem Pirbright Institut in England berichteten über Planungsprozesse und Erfahrungen im Betrieb bzw. bei der Inbetriebnahme. Darüber hinaus wurde sehr praxisnah über Notfallszenarien, Störfallsimulationen aber auch über Betriebsführungskonzepte und Betriebsgenehmigungsverfahren berichtet.
RKI-Laborneubau – „Was lange währt, wird endlich fertig ...“
Und über fast allem schwebte dabei das Neubauprojekt an der Seestraße in Berlin. Von allen Beteiligten sehnsüchtig erwartet, kann dort nun die Phase der Inbetriebnahme beginnen. Vermutlich mindestens ein Jahr wird dann Technik und Betrieb insbesondere des BSL-4-Bereiches, der als gasdichtes Containment aus Edelstahl im „Herzen“ des Neubaukomplexes liegt, auf seine Funktionsfähigkeit und Sicherheit geprüft, ohne dass infektiöses Material anwesend ist. Dazu gehört die Überprüfung der allgemeinen Betriebsbedingungen und der Gasdichtigkeit ebenso wie die Simulation von Notfällen wie Bränden oder Überdrucksituationen.
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