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Bioplastik als nachhaltigere Alternative? Studie: Mehr Biokunststoffe bedeuten nicht immer mehr Klimaschutz
Bioplastik wird oft als umwelt- und klimafreundliche Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen auf Erdölbasis vermarktet. Laut einer Studie der Uni Bonn könnte die Umstellung auf Biokunststoffe jedoch weniger positiv wirken als gedacht. Erstautorin Dr. Neus Escobar erläutert im LP-Exklusivinterview warum.
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Dr. Neus Escobar: Bioplastik ist im Prinzip eine interessante Alternative zu Mineralöl-basierten Kunststoffen, weil ersteres aus nachwachsenden biologischen Materialien, v.a. Biomasse, hergestellt wird. Zum einen trägt der Ersatz von Rohstoffen aus Erdöl dazu bei, eine weitere Erschöpfung nicht erneuerbarer fossiler Ressourcen zu verhindern. Andererseits dürfte dies auch Vorteile in Bezug auf die Treibhausgase (Greenhouse Gas, GHG) bieten, da der Kohlenstoff (und anschließend Kohlendioxid), welcher letztlich am Lebensende der Biokunststoffe entweder durch Zersetzung oder durch Verbrennung freigegeben wird, biogen ist – d.h. er war zuvor aus der Atmosphäre durch Photosynthese entfernt worden. Daher sollen Biokunststoffe Kohlenstoff-neutral sein, im Gegensatz zu konventionellen Kunststoffen, welche positive Treibhausgase erzeugen, wenn der in Erdölvorkommen enthaltene Kohlenstoff durch Zersetzung oder Verbrennung plötzlich in die Atmosphäre freigesetzt wird.
Die Bioabbaubarkeit einiger Bio- und Erdöl-basierter Kunststoffe kann dabei helfen, die Verschmutzung der Meere zu bekämpfen. Die GHG-Bilanz verbessert dies jedoch nicht, da durch die Bioabbaubarkeit letztendlich CO2 freigesetzt wird. Adäquate Entsorgungsmöglichkeiten, z.B. Recycling, können zusätzliche Emissionseinsparungen am Ende des „Kunststoff-Lebens“ erzeugen, obwohl diese auch für konventionelle Kunststoffe gelten und nicht nur mit Biokunststoffen in Verbindung gebracht werden sollten. Mit anderen Worten, GHG-Vorteile entstehen eher aus der biologischen Natur der Rohstoffe bei der Herstellung von Bioplastik als aus Bioabbaubarkeit.
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