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Einfluss ist alles
Publikationsdruck und Sensationsjagd sind zwei problematische Entwicklungen für die Zukunft der Wissenschaft. Befeuert werden sie durch einen Mechanismus, der eigentlich nur Ordnung und Orientierung in der Flut der wissenschaftlichen Arbeiten geben soll: dem Impact-Faktor.
Mit dem Impact-Faktor werden Fachzeitschriften nach ihrem Einfluss bewertet. Je öfter Artikel eines Journals zitiert werden, desto höher ist dessen Impact-Faktor. Häufig zitierte Fachzeitschriften wie Nature haben einen entsprechend hohen Impact-Faktor. Wissenschaftler versuchen zum Verbessern ihrer Reputation nicht nur viel zu publizieren, sondern auch in Journalen mit hohem Impact-Faktor. Denn im Wettstreit um Fördergelder entscheidet das nicht selten darüber, welches Projekt den Zuschlag bekommt.
Dass der Impact-Faktor im Grunde aber nichts über die Qualität eines Journals oder dessen Artikel aussagt, scheint oft vergessen zu werden. Besonders problematisch ist, dass für die Berechnung lediglich Zitationen aus den vergangenen zwei Jahren betrachtet werden. Kurzfristig heiß diskutierte Forschung wird also gewürdigt, während über viele Jahre hinweg oft zitierte Werke nicht in den Impact-Faktor mit einfließen.
Der Impact-Faktor spielt in gewisser Weise sogar den Raubverlagen zu. Schließlich macht es für dessen Ermittlung keinen Unterschied, ob die Zitationen kritisch oder zustimmend sind. Mit anderen Worten: Wenn eine Scheinstudie es in den wissenschaftlichen Diskurs schafft, treibt sie den Impact-Faktor ihres Journals nach oben. Wenn das nicht reicht, helfen manche Raubverlage auch mit falschen Angaben in der Eigenwerbung nach. Die steigenden Impact-Faktoren – ob tatsächlich steigend oder gefälscht – machen es wiederum für andere Forscher attraktiver, dort zu veröffentlichen. Schließlich will niemand im ständigen Buhlen um Aufmerksamkeit für die eigenen Projekte ins Hintertreffen geraten.
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