UN-Bericht zum Zustand des Ozonlochs Alte Wunde bald geheilt: Ozonschicht erholt sich
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Das so genannte Ozonloch sorgte in den 1980er-Jahren für eine beispiellose internationale Zusammenarbeit im Klimaschutz. Im Montrealer Protokoll wurde der stufenweise Verzicht klimaschädlicher Chemikalien verabschiedet. Nun zeigen sich Experten optimistisch, dass das Ozonloch in den kommenden Jahrzehnten vollständig regeneriert sein wird.

Gibt es tatsächlich noch gute Klima-Nachrichten? Scheinbar ja. So zeigt der aktuelle Zustandsbericht des Wissenschaftsgremiums hinter dem Montreal-Protokoll, dass die Ozonschicht in absehbarer Zeit regeneriert haben wird. Bleiben die derzeitigen Maßnahmen bestehen, dürfte sich die Ozonschicht über der Antarktis bis etwa zum Jahr 2066, über der Arktis bis 2045 und in der übrigen Welt bis 2040 auf die Werte von 1980 erholen – also vor dem Auftreten des Ozonlochs.
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Kältemittel im Klimawandel
Klimabewusst kühlen – wie nachhaltig kann Temperiertechnik sein?
Die weiterhin beobachtbaren Schwankungen in der Größe des antarktischen Ozonlochs, insbesondere zwischen 2019 und 2021, seien den Experten zufolge hauptsächlich auf meteorologische Bedingungen zurückzuführen. Insgesamt habe sich sowohl Fläche als auch Tiefe des antarktischen Ozonlochs seit dem Jahr 2000 langsam verbessert.
„Dass die Erholung der Ozonschicht laut dem letzten Vierjahresbericht auf dem richtigen Weg ist, ist eine wunderbare Nachricht“, sagt Meg Seki, Exekutivsekretärin des Ozon-Sekretariats des Umweltprogramms der UN (UNEP). „Die Auswirkungen des Montreal-Protokolls auf die Eindämmung des Klimawandels können gar nicht genug betont werden. In den letzten 35 Jahren hat sich das Protokoll zu einem wahren Champion für die Umwelt entwickelt.“ Nach wie vor seien die vom wissenschaftlichen Expertengremium durchgeführten Beurteilungen und Überprüfungen ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Protokolls. Dies trage dazu bei, Politik und Entscheidungstragende zu informieren.
Ein halbes Grad in der Klimabilanz gerettet
Die mittlerweile zehnte Ausgabe des Zustandsberichts bekräftigt die positiven Auswirkungen, die das Montreal-Abkommen auf das globale Klima hat: Ein Zusatzabkommen aus dem Jahr 2016, das so genannte „Kigali Amendment“, schreibt die schrittweise Einstellung der Produktion und des Verbrauchs vieler Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) vor. FKW führen nicht direkt zum Abbau von Ozon, sind aber starke Treibhausgase. Nach Angaben der wissenschaftlichen Expertengruppe wird durch diese Änderung schätzungsweise eine Erderwärmung von 0,3 bis 0,5 °C bis zum Jahr 2100 vermieden, vorausgesetzt, sie werden wie geplant umgesetzt.
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FCKW-Gase binden
Schützt Zucker die Ozonschicht?
„Die Maßnahmen zum Schutz der Ozonschicht sind ein Präzedenzfall für den Klimaschutz“, betont Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). „Unser Erfolg bei der schrittweisen Abschaffung ozonschädigender Chemikalien zeigt uns, was getan werden kann und muss – und zwar dringend –, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen, Treibhausgase zu reduzieren und so den Temperaturanstieg zu begrenzen.“
Geoengineering wird als kritisch bewertet
Zum ersten Mal untersuchte die wissenschaftliche Expertengruppe die potenziellen Auswirkungen der absichtlichen Zufuhr von Aerosolen in die Stratosphäre – die so genannte stratosphärische Aerosolinjektion (SAI) – auf die Ozonschicht. SAI wird als mögliche Geoengineering-Methode zur Verringerung der Klimaerwärmung durch verstärkte Reflexion des Sonnenlichts vorgeschlagen. Das Gremium warnt jedoch davor, dass unbeabsichtigte Folgen von SAI „auch die Temperaturen in der Stratosphäre, die Zirkulation und die Ozonproduktions- und -zerstörungsraten sowie den Ozontransport beeinflussen könnten“.
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Maßnahmen gegen die Erderwärmung
Geo-Engineering: Wie weit kann Klimaschutz gehen?
Der Bericht basiert auf umfangreichen Studien, Forschung und Daten, die von einer großen internationalen Gruppe von Experten aus Institutionen wie der WMO, dem UNEP, der US-amerikanischen „National Oceanic and Atmospheric Administration“ (NOAA), der „National Aeronautics and Space Administration“ (NASA) und anderen zusammengestellt wurden.
Chance auf noch schnellere Erholung der Ozonschicht
Der Empa-Forscher Stefan Reimann war einer der Hauptautoren des neuen UNEP-Ozonberichts, der alle vier Jahre den Zustand der Ozonschicht beschreibt. Reimann war zuständig für den Teil des Berichts über weitere mögliche Verbesserungen, die es ermöglichen könnten, dass sich das Ozonloch über dem Südpol eventuell schneller schließt als erst bis zum Jahr 2066, was die derzeit beste Prognose ist. Dabei gerieten ungewollte Emissionen von ozonabbauenden Substanzen bei der Herstellung von Kühlmitteln und Kunststoffen in den Fokus des diesjährigen Berichts. Da die Herstellung dieser Stoffe weltweit zunimmt, gelangen auch immer mehr ozonabbauende Stoffe als Nebenprodukte in die Atmosphäre. „Ohne diese erhöhten Emissionen könnte sich die Ozonschicht sogar schon einige Jahre früher erholen“, sagt Reimann. (clu)
Weitere Informationen: World Meteorological Organization (WMO): Scientific Assessment of Ozone Depletion: 2022, GAW Report No. 278, 56 pp.; WMO: Geneva, 2022
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