Paläogenom entschlüsselt Das genetische Erbe der Seekuh – Schlüssel zu gesunder Haut?
Quelle: Pressemitteilung
Sanfte Unterwassergiganten aus der Eiszeit könnten bei der Behandlung von Hautkrankheiten helfen. Denn ein internationales Forscherteam hat im genetischen Code einer ausgestorbenen Seekuh-Art die Stellschrauben entdeckt, mit der sie vermutlich ihre rindenartige Haut erzeugte.
Leipzig – Durch das eiszeitliche Nordeuropa und -amerika streiften einst Riesensäuger wie Mammuts, Säbelzahnkatzen und Wollnashörner. Auch in den kalten Ozeanen der nördlichen Hemisphären lebten Giganten wie die bis zu acht Meter lange und zehn Tonnen schwere Stellersche Seekuh, die bereits vor rund 250 Jahren ausgestorben ist. Ihren Namen hat sie von Georg Wilhelm Steller, der die Spezies im Jahr 1741 entdeckt hat. Den Naturforscher des 18. Jahrhunderts interessierte neben der enormen Körpergröße dieser Tierart auch ihre besondere, rindenartige Haut. Er beschrieb sie als „eine so dicke Haut, die der Rinde von alten Eichen ähnlicher wäre, als einer Thierhaut.“ Diese borkige Struktur der Oberhaut ist bei artverwandten Seekühen, die heutzutage ausschließlich in tropischen Gewässern leben, nicht vorhanden.
In wissenschaftlichen Kreisen ging man bislang davon aus, dass die borkige Oberhaut durch externe Faktoren wie Parasitenfraß entstand, aber auch Wärme isolieren und damit die eiszeitliche Seekuh gut vor Kälte und vor Verletzungen im Eismeer schützen konnte. In einer aktuellen Studie zeigen Wissenschaftler der Universitäten Leipzig und Potsdam sowie der amerikanischen University of California, dass die rindenartige Haut den Stellerschen Seekühen wahrscheinlich in den Genen steckte.
Wie eine Seekuh gegen die Fischschuppen-Krankheit helfen kann
Die Wissenschaftler haben aus fossilen Knochenresten von insgesamt zwölf verschiedenen Individuen das Genom dieser ausgestorbenen Spezies rekonstruiert. „Das spektakulärste Resultat unserer Untersuchungen ist die Klärung der Ursache für die borkige Haut des Meeresgiganten“, resümiert Dr. Diana Le Duc vom Institut für Humangenetik der Universitätsmedizin Leipzig.
Die Forscher fanden im Seekuh-Genom Inaktivierungen von Genen, die für den normalen Aufbau der äußeren Hornhautschicht notwendig sind. Diese Gene werden auch in der menschlichen Haut genutzt. „Erbliche Defekte dieser so genannten Lipoxygenase-Gene führen beim Menschen zur Ichthyosis. Das ist eine Verdickung und Verhornungsstörung der obersten Hautschicht mit großen Hautschuppen, manchmal auch ‚Fischschuppen-Krankheit‘ genannt“, erklärt Prof. Torsten Schöneberg vom Rudolph-Schönheimer-Institut für Biochemie in Leipzig. „Damit schärfen die Ergebnisse unserer Forschung auch den Blick auf dieses Krankheitsbild. Hierin kann der Schlüssel für neue Therapieansätze liegen.“
Genom dokumentiert den Untergang der Spezies
Die Wissenschaftler kamen dem Gendefekt auf die Spur, indem sie das Genom mit dem des nächsten Verwandten verglichen, der Seekuh Dugong. Mit Unterstützung des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie identifizierten sie Hinweise auf genetische Veränderungen, die zur Anpassung an den kühlen Lebensraum des Nordpazifiks beigetragen haben können. „Dies ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass Gen-Defekte nicht nur einen Krankheitswert, sondern in Abhängigkeit vom Lebensraum auch Vorteile haben können“, sagt Prof. Michael Hofreiter von der Universität Potsdam.
Die Verbreitung der Seekuh-Arten in den Weltmeeren
(Bild: Diana LeDuc)
Weiterhin schlossen die Wissenschaftler aus den Genomdaten auf eine dramatische Reduktion der Populationsgröße. Diese begann schon 500.000 Jahre vor der Entdeckung dieser Art und könnte zum Aussterben beigetragen haben. „Mit unserer Studie schließt sich der Kreis einer exakten Beobachtung eines deutschen Naturforschers im frühen 18. Jahrhundert mit der molekulargenetischen Klärung von heute“, resümiert Hofreiter.
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Stand vom 15.04.2021
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