Schmerzwahrnehmung Entstehung der Schmerzwahrnehmung und –verarbeitung im Gehirn
Das BMBF unterstützt ein Forschungsprojekt zur Schmerzverarbeitung und Schmerzwahrnehmung mit 1,3 Millionen Euro. Im Rahmen des Projekts sollen die neuronalen Mechanismen in Gehirn und Rückenmark erforscht werden, die der körpereigenen Schmerzmodulation zugrunde liegen.
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Hamburg – Dr. Ulrike Bingel, Neurologin in der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wurde vom BMBF ausgezeichnet und erhält 1,3 Millionen Euro Fördergelder für ein Forschungsprojekt zu Schmerzverarbeitung und Schmerzwahrnehmung. Damit ist sie eine der fünf herausragenden Neurowissenschaftlerinnen in Deutschland, welche ein internationales Gutachtergremium aus 70 Bewerberinnen ausgewählt hat.
Schätzungen zufolge leiden allein in Deutschland rund sechs Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Schmerz gilt als mehrdimensionale Erfahrung, die neben der sensorischen Komponente auch emotionale, kognitive und verhaltensrelevante Aspekte umfasst. Die Wahrnehmung und das Erleben von Schmerz ist ein kognitiver Vorgang und keine direkte Übersetzung einer schädlichen Gewebereizung. Insbesondere das Erlebnis des chronischen Schmerzes kann sich im Gehirn teilweise von der reinen Warnfunktion lösen. Psychologische Faktoren treten stattdessen in den Vordergrund. Die Wissenschaft hat erst vor zehn bis 15 Jahren zu verstehen begonnen, wie die Erfahrung von Schmerz im Gehirn entsteht und wie das Gehirn selbst in der Lage ist, die Schmerzwahrnehmung positiv oder auch negativ zu beeinflussen.
Verhaltensstudien haben gezeigt, dass sich akute und chronische Schmerzen negativ auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken können. Die neuronalen Mechanismen dieser Störwirkung waren bislang unerforscht. Der Arbeitsgruppe um Dr. Bingel gelang es, mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT), die zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen des Phänomens besser zu verstehen. Es konnte gezeigt werden, dass akute Schmerzreize die Verarbeitung von visuellen Reizen in der Sehrinde stören. Die Störwirkung auf die Sehrinde hatte zur Folge, dass sich die Probanden auch schlechter an die entsprechenden Bilder erinnern konnten. Dr. Bingel untersucht die Prozesse seit 2001. Ziel ihrer Forschergruppe ist es, noch besser zu verstehen, wie kognitive Faktoren das individuelle Schmerzerleben beeinflussen, und welche neuronalen Mechanismen in Gehirn und Rückenmark diesen Mechanismen der körpereigenen Schmerzmodulation zugrunde liegen. Mit den Erkenntnissen wollen die Forscher Ansätze für innovative Wege zur Prävention und Behandlung von Schmerzerkrankungen finden.
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