Infektionen eindämmen Einfache Maßnahmen gegen Schnupfenviren evaluiert
Anbieter zum Thema
Wenn der Sommer geht, lassen die Erkältungen nicht lange auf sich warten. Wie sinnvoll das Desinfizieren von Oberflächen und Händen als Eindämmungsmaßnahme ist, haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Auch den Nutzen von Mundspülungen gegen Verbreitung von Tröpfcheninfektionen analysierten die Wissenschaftler.

Jedes Jahr sorgen Respiratorische Synzytial-Viren, kurz RSV, für unzählige Atemwegsinfektionen weltweit. Für Säuglinge, Kleinkinder und vorerkrankte Menschen kann das Virus lebensgefährlich werden. Das Team der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) hat nun einfache Möglichkeiten untersucht, die die Ansteckungsgefahr verringern können.
Ergebnis: Alkoholbasierte Hand- und handelsübliche Flächendesinfektionsmittel schützen bei korrekter Anwendung gut vor der Übertragung des Virus über Oberflächen. Die Daten aus dem Labor deuten außerdem darauf hin, dass Mundspülungen ebenfalls helfen könnten, die Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch zu senken.
:quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/ce/6e/ce6e1e289df27087ec4a276999aa2c88/0113245266.jpeg)
Krankenhauskeim
Resistenter Erreger ist flexibel wie ein Multifunktionswerkzeug
RS-Viren bleiben eine Woche auf Oberflächen
Bei einigen Viren ist bekannt, dass sie auf Oberflächen lange ansteckend bleiben können. Um diese Zeit für RSV zu ermitteln, untersuchte das Team der Bochumer Virologie, wie lange sich das Virus bei Raumtemperatur auf Edelstahlplättchen hält. „Die Menge ansteckungsfähiger Viren sank zwar mit der Zeit ab; wir konnten aber noch nach sieben Tagen Viruspartikel nachweisen“, berichtet Dr. Toni Luise Meister. „Besonders in Krankenhäusern und Praxen ist es daher wichtig, Oberflächen regelmäßig zu desinfizieren.“ Dafür eigneten sich alle geprüften Reinigungsmittel gut: Ein Test von fünf Oberflächendesinfektionsmitteln auf Basis von Alkohol, Aldehyd und Wasserstoffperoxid ergab, dass sie das Virus zuverlässig von Oberflächen beseitigten.
Zeigt Wirkung: Handdesinfektion und Mundspülung
Ebenso zeigten von der WHO empfohlene Handdesinfektionsmittel die gewünschte Wirkung. „Ein Alkoholgehalt von 30 Prozent genügte, damit wir nach der Händedesinfektion keine vermehrungsfähigen Viruspartikel mehr nachweisen konnten“, sagt Virologin Meister. RS-Viren sind somit einfacher unschädlich zu machen als manch andere Viren, etwa das Affenpockenvirus oder das Hepatitis-B-Virus.
Die meisten Infektionen mit dem RS-Virus finden allerdings durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen statt, sondern zwischen Menschen, über Tröpfchen aus der Atemluft. Das Risiko, sich bei einer infizierten Person anzustecken, sinkt, wenn diese Person den Mund 30 Sekunden lang mit einer handelsüblichen Mundspülung ausspült. Drei im Laborversuch getestete Mundspülungen für Erwachsene und drei von vier speziell für Kinder reduzierten die Virusmenge in der Probe so stark, dass das Virus nicht mehr nachweisbar war.
„Wenn wir annehmen, dass diese Ergebnisse aus dem Labor auf den Alltag übertragbar sind, sind wir der Erkältungswelle nicht hilflos ausgeliefert, sondern können aktiv etwas gegen Ansteckung tun“, fasst Meister zusammen. „Neben Desinfektion sollte man sich regelmäßig die Hände waschen, Nies- und Hustenetikette einhalten und sich von anderen fernhalten, wenn man sich krank fühlt.“
Originalpublikation: Toni Luise Meister, Martina Friesland, Nicola Frericks, Martin Wetzke, Sibylle Haid, Joerg Steinmann, Daniel Todt, Thomas Pietschmann, Eike Steinmann: Virucidal activity of oral, hand and surface disinfectants against respiratory syncytial virus, Journal of Hospital Infection, 2023, DOI: 10.1016/j.jhin.2023.08.009
(ID:49685793)