Igel als Krankheitsüberträger Erreger unterm Stachelkleid
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Igel sind als Insektenfresser gern gesehene Gäste in Gärten und Parks. Doch die Nähe von Mensch und Igel birgt auch Gefahren. So haben Forscher unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung erstmals enge Verwandte des Diphterie-Erregers bei Igeln nachgewiesen, die auch auf den Menschen übertragbar sind. Lesen Sie hier, wie ein sicheres Zusammenleben von Mensch und Tier dennoch möglich ist.

Berlin – Wo der Mensch sich Kleingärten und große Parks anlegt, ist oft auch der Igel nicht weit. Dort hilft der Kulturfolger ganz nebenbei bei der Schädlingsbekämpfung, denn er frisst mit Vorliebe Insekten. Die Nähe zum Menschen birgt aber auch Gefahren: Dem Igel drohen Straßenverkehr und Pestizideinsatz zum Verhängnis zu werden. Und auch die Menschen müssen sich in Acht nehmen. Weniger wegen des Stachelkleids sondern vielmehr wegen dem, was darunter liegt. Denn manche Igel tragen Krankheitserreger in sich, die auch auf den Menschen übertragbar sind.
Ein solcher Erreger ist Corynebacterium ulcerans – ein enger Verwandter des Diphtherie-Erregers. Der schon länger bekannte Erreger wurde erst kürzlich in einer neuen Studie, unter Federführung des Nationalen Konsiliarlabors für Diphtherie (KL-Diphtherie), auch bei Igeln nachweisen. Mit an der Studie beteiligt waren fünf Landeslabore und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW).
Tier-Mensch-Übertragung ist selten, aber möglich
Wie die Ergebnisse des KL-Diphtherie zeigen, kommt C. ulcerans bei verschiedenen heimischen Wildtieren, wie Füchsen, Wildschweinen, Rehen – und nun nachweislich eben auch bei Igeln – vor und kann hierbei z.B. Lymphknotenabszesse, Wund- oder Atemwegsinfektionen hervorrufen. Erkrankte Tiere können allerdings auch symptomfrei bleiben und so als Überträger die Bakterien unbemerkt weiterverbreiten. In Deutschland nehmen laut Aussage der Wissenschaftler Infektionen mit C. ulcerans zu.
„Sind Haustiere wie Hunde und Katzen betroffen, gibt es eindeutige Belege für einen Austausch dieser Bakterien zwischen Tieren und ihren Besitzern“, warnen die Initiatoren der Studie Anja Berger und Andreas Sing vom KL-Diphtherie. Die Fallzahlen sind gering, dennoch sei bei C. ulcerans insbesondere durch die Tier-Mensch-Übertragung Vorsicht geboten. „Die Ergebnisse sollen ein größeres Bewusstsein und die Verantwortung für unsere Nachbarschaft wecken“, sagt Kristin Mühldorfer, Wissenschaftlerin in der Abteilung Wildtierkrankheiten des Leibniz-IZW.
Empfehlungen für den sicheren Umgang mit Wildtieren
Bei dem richtigen, respektvollem Umgang mit Wildtieren ist die Gefahr einer Ansteckung aber äußerst gering, so die Expertenmeinung: Der Abstand zu den Tieren ermöglicht ein sicheres Zusammenleben, auch bei häufigen Mensch-Tier-Kontakten. Geschwächte, kranke oder verletzte Wildtiere sollten grundsätzlich nur von erfahrenen Personen angefasst und gepflegt werden, die ausreichende Kenntnisse und erforderliche Genehmigungen besitzen. Allgemeine Hygienemaßnahmen sind nach Tierkontakten ratsam, wie das gründliche Waschen der Hände mit warmem Wasser und Seife oder einer Händedesinfektion. Zum Schutz vor der Diphtherie ist ein ausreichender und regelmäßig aufgefrischter Impfschutz wichtig.
Bei Verdacht einer bakteriellen Infektion besteht auf Nachfrage die Möglichkeit, Wildtierproben in den beteiligten Landeslaboren oder dem Leibniz-IZW untersuchen zu lassen. Bestätigte Corynebacterium Isolate können nach Absprache am KL-Diphtherie in Oberschleißheim charakterisiert werden.
Originalpublikation: Berger A, Dangel A, Peters M, Mühldorfer K, Braune S, Eisenberg T, Szentiks CA, Rau J, Konrad R, Hörmansdorfer S, Ackermann N, Sing A: Tox-positive Corynebacterium ulcerans in hedgehogs, Germany. Emerging Microbes & Infections, 8:1, 211-217; DOI: 10.1080/22221751.2018.1562312.
* J. Zwilling, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), 10315 Berlin
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