Krankenhaus, Tiermast, Flughäfen Forscher verfolgen Spur antibiotikaresistenter Keime im Wasserkreislauf
Zunehmend gegen Antibiotika resistent werdende Keime sind weltweit auf dem Vormarsch. Mit fatalen Folgen. Doch wie gelangen sie in die Umwelt und können dort zum Risiko auch für den Menschen werden? In Deutschland haben haben Forscher nun Eintragspfade und Verbreitungswege antibiotikaresistenter Keime nachverfolgt: sowohl an einem Krankenhaus, als auch an Tiermast- und Schlachtbetrieben sowie aus Flugzeugen und Flughäfen.
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Bonn – Vom Vorkommen antibiotikaresistenter Keime wird häufig im Zusammenhang mit Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie dort erworbenen nosokomialen Infektionen berichtet. Doch immer mehr gelangt ins Bewusstsein, dass diese Keime oder Antibiotika-Rückstände mit den Abwässern dieser und anderer Einrichtungen auch in den Wasserkreislauf gelangen können.
Wie steht es um das Vorkommen von Antibiotika-resistenten Erregern in unseren Ab- und Gewässern? Welche Eintragspfade und Verbreitungswege und damit mögliche verbundene Risiken für Mensch und Umwelt können identifiziert werden? Diesen und weiteren Fragen gingen Forscher im Verbundprojekt „Biologische bzw. hygienisch-medizinische Relevanz und Kontrolle Antibiotika-resistenter Krankheitserreger in klinischen, landwirtschaftlichen und kommunalen Abwässern und deren Bedeutung in Rohwässern (HyReKA)“ nach, dessen Ergebnisse nun vorgestellt wurden.
Antibiotika-Resistenz: Gesamter Abwasserweg unter die Lupe genommen
In dem Verbundvorhaben untersuchten die Forscher mögliche Eintragspfade und Verbreitungswege von Antibiotika-resistenten Bakterien, Antibiotika-Resistenzgenen und Antibiotika-Rückständen an einem Krankenhaus der Maximalversorgung, Tiermast- und Schlachtbetrieben sowie aus Flugzeugen und Flughäfen und deren Weiterverbreitung über Kläranlagen in Gewässer.
Bei der Quellensuche für Antibiotika-Resistenzen wurde beginnend in der Klinik (Sanitäranlagen in Patientenbereichen) der gesamte Abwasserweg bis in den Vorfluter der Kläranlage unter die Lupe genommen. Als Vergleich diente ein unbelastetes ländliches Flusssystem, im Einzugsbereich befinden sich fast keine Mastbetriebe. Zusätzlich wurden auch entsprechende Abwässer direkt in Mast- und Schlachtbetrieben untersucht und deren Ausbreitung über die Abwasserkläranlagen und in Gewässer analysiert. Flugzeugtoiletten und Rohwässer wurden ebenfalls untersucht.
Hierbei standen die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besonders kritisch angesehenen Antibiotika-resistenten Erreger und Antibiotika (Carbapeneme, Colistin) im Fokus. „Infektionen bei gefährdeten Patienten mit diesen Erregern stellen mittlerweile eine große Herausforderung sowohl für die Krankenhaushygiene, die Tier- und Lebensmittelhygiene als auch den öffentlichen Gesundheitsschutz dar“, sagt Prof. Dr. med. Dr. h. c. Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn und Leiter des HyReKA-Verbundprojektes.
Resistente Keime und Antibiotika-Rückstände in Klinikabwässer
In den getesteten Klinikabwässern konnten Antibiotika-resistente Bakterien und Resistenzgene nachgewiesen werden; im Vergleich dazu wurden diese Erreger in dem freien Gewässersystem nur sehr selten nachgewiesen. Rückstandsuntersuchungen in den getesteten Klinikabwässern zeigten auch höhere Antibiotika-Konzentrationen als in freien Gewässer. Ergebnisse aus dem HyReKA-Projekt sind Basis für eine entsprechende nationale Empfehlung zur Krankenhaushygiene, die in Kürze erscheinen wird.
Ländliches Gewässersystem
Es ließ sich aufzeigen, dass Kläranlagen wichtige punktförmige Quellen für Antibiotika-resistente Erreger sind. Dennoch stellen auch diffuse Quellen wie zum Beispiel die Mischwasserentlastung einen sehr wichtigen Beitrag zur Gewässerbelastung mit Antibiotika-resistenten Erregern dar, da hier bei Starkregenfällen große Mengen von Bakterien die Vorfluter erreichen.
Mast- und Schlachtbetriebe
Bei den untersuchten Masttierhaltungen und Schlachtbetrieben zeigte sich, dass in Mastställen keine Abwässer anfallen, die in kommunale Kläranlagen eingeleitet werden. Untersuchungen ergaben, dass die Bakterien aus den Abwässern von landwirtschaftlichen Betrieben weniger multi-resistent sind als jene aus der Humanmedizin. Dabei zeigt sich der verantwortungsbewusste Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung als die wichtigste Stellschraube zur Vermeidung von Resistenzen. In Geflügel- und Schweineschlachthöfen wiesen die Forscher an fast allen Probenahmestellen Antibiotika-resistente Krankheitserreger nach, die aber durch betriebseigene Kläranlagen zum Großteil eliminiert werden.
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