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Mückenbekämpfung per Hörsinn Gegen Malaria: Forscher wollen Mücken beim Hören stören

Quelle: Pressemitteilung Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Lesedauer: 2 min

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Um die Population eines der gefährlichsten Malariaüberträger einzudämmen, testen Forscher gerade einen neuen Ansatz. Dabei zielen sie auf den Hörsinn von Mücken. Wie das helfen soll, beschreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie.

Mücken bringen mit ihrem Surren nicht nur viele um den Schlaf, sie können auch Krankheiten übertragen. Ist das Hörvermögen der Insekten der Schlüssel zu ihrer Populationskontrolle? (Symbolbild)
Mücken bringen mit ihrem Surren nicht nur viele um den Schlaf, sie können auch Krankheiten übertragen. Ist das Hörvermögen der Insekten der Schlüssel zu ihrer Populationskontrolle? (Symbolbild)
(Bild: stokkete - stock.adobe.com)

Ihr hohes Surren hat schon so manchen um den Schlaf gebracht. Mücken machen mit ihrem unverkennbaren Fluggeräusch aber nicht nur müde Menschen wahnsinnig, sondern auch Artgenossen auf sich aufmerksam. Welche Bedeutung der Hörsinn für das Paarungsverhalten von tropischen Stechmücken der Gattung Anopheles hat, wollte der Biologe Prof. Dr. Jörg Albert von der Universität Oldenburg gemeinsam mit Forschenden des University College London herausfinden

In ihrer nun veröffentlichten Studie beschreiben die Wissenschaftler, dass der Botenstoff Octopamin eine entscheidende Rolle beim Hören spielt und somit indirekt auch bei der Vermehrung der Stechmücken relevant ist. Finden sich die Tiere in der Dämmerung zu großen, kurzlebigen Schwärmen zusammen, dann erkennen Männchen die Weibchen unter Hunderten Tieren an ihrem tieferen Flugton. Es gelang nun der Nachweis, dass in dieser Situation bestimmte Octopaminrezeptoren im Ohr eine besondere Rolle spielen.

Ein Pflanzenschutzmittel als „Ohrenschützer“ für Stechmücken

Eine zur Schwarmzeit erhöhte Octopaminaktivität sorgt dafür, dass die männliche Mücke „ihre Ohren spitzt“. Auf den Antennen, die den Schall auffangen, stellen sich feine Härchen auf, welche den Schall effektiver einfangen können. Zusätzlich versteift sich die gesamte Antenne, was die akustische Empfindlichkeit weiter verändert. All das bewirkt, so die Vermutung, dass die Männchen die Weibchen besser hören können.

Die aufgestellten Härchen auf ihren Antennen helfen Mückenmännchen, besser zu hören. Das ist auch für die Paarung wichtig: Im Schwarm erkennen die männlichen Mücken die Weibchen am tieferen Flugton.
Die aufgestellten Härchen auf ihren Antennen helfen Mückenmännchen, besser zu hören. Das ist auch für die Paarung wichtig: Im Schwarm erkennen die männlichen Mücken die Weibchen am tieferen Flugton.
(Bild: Judit Bagi / University College London)

Die Wissenschaftler haben nun nachgewiesen, dass diese Reaktionen schwächer ausgeprägt sind oder ganz ausbleiben, wenn die Stechmücken einem schwach giftigen Insektizid ausgesetzt werden, dem Pflanzenschutzmittel Amitraz. Diese Substanz, die normalerweise gegen Zecken und Parasitenmilben eingesetzt wird, aktiviert den Octopaminrezeptor künstlich. Wenn die Moskitomännchen diesem Mittel außerhalb ihrer üblichen Paarungszeit ausgesetzt werden, würde es die Tiere möglicherweise so sehr verwirren, dass sie ihre Ohren während der Dämmerung nicht mehr richtig spitzen können und kein Weibchen finden. Die Forschenden halten es für ebenso möglich, dass es ein Molekül gibt, das den Octopaminrezeptor hemmen kann und so grundsätzlich das zur Paarung wichtige, verbesserte Hören verhindert. Auch das könnte helfen, die Vermehrung dieser Stechmückenart einzudämmen und ihre Population zu verringern.

Das Gehör der Mücken hat noch viel Forschungsbedarf

Unter dem Mikroskop wird das Innenohr der Mücke sichtbar: Die blau und rot schimmernden Sinneszellen sind hochsensibel und wandeln die Schwingung der Antenne in elektrische Impulse um.
Unter dem Mikroskop wird das Innenohr der Mücke sichtbar: Die blau und rot schimmernden Sinneszellen sind hochsensibel und wandeln die Schwingung der Antenne in elektrische Impulse um.
(Bild: Dr. Marta Andrés Miguel / University College London)

Die Ergebnisse der Studie bieten somit einen neuen Ansatz gegen Stechmücken und damit gegen die Ausbreitung der von ihnen übertragenen Krankheiten.

„Das Hören der Mücken ist ein Vorgang von bemerkenswerter Komplexität. Mit unseren Ergebnissen über die Rolle des Botenstoffs Octopamin kratzen wir gerade einmal an der Spitze eines gigantischen Eisberges“, sagt Biologieprofessor Albert. „Ich bin mir sicher, dass zukünftige Forschung uns nicht nur den Gehörsinn der Mücken besser verstehen lässt, sondern auch helfen wird, von Mücken übertragene Krankheiten wie Malaria und Denguefieber zu bekämpfen.“

Originalpublikation:Georgiades et. al: Hearing of malaria mosquitoes is modulated by a beta-adrenergic-like octopamine receptor which serves as insecticide target, Nat Commun 14, 4338 (2023); DOI: 10.1038/s41467-023-40029-y

(ID:49642194)

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