Häufigkeit zweijähriger Sommerdürren Klimawandel: Dürre Zukunftsaussichten bei Verfehlen der Klimaziele
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Die größte Dürre Mitteleuropas seit mindesten 250 Jahren gab es 2018 und 2019. Und sie wird nicht die letzte gewesen sein. In einer aktuellen Studie zeigen Klimaforscher, welche Folgen bei Nicht-Erreichen der Klimaziele drohen. Doppel-Dürren wie in den vorigen beiden Jahren könnten bis zu sieben Mal häufiger eintreten. Mit wirksamer Reduktion von Treibhausgasemissionen ließe sich die Dürregefahr aber sogar reduzieren.

Leipzig – Seit dem Frühjahr 2018 befindet sich ein großer Teil Europas inmitten einer außergewöhnlichen Dürre. Ein deutsch-tschechisches Wissenschaftlerteam unter Leitung des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) hat nun die beiden Dürrejahre 2018/2019 in die Reihe langfristiger globaler Klimadaten bis zum Jahr 1766 zurück eingeordnet. Dabei zeigte sich, dass es tatsächlich in dem gesamten Betrachtungszeitraum, also seit 254 Jahren, in Mitteleuropa keine zweijährige Sommer-Dürre dieses Ausmaßes gegeben hat.
Die außergewöhnlich heftige Dürre von 2018/19 betraf mehr als 50 Prozent des Ackerlandes. „Es ist wichtig, dass wir die Bedeutung von Dürren in aufeinander folgenden Jahren erkennen und einen ganzheitlichen Rahmen zur Modellierung des Risikos entwickeln“, sagt Dr. Rohini Kumar, einer der Studien-Autoren.
Bis zu sieben Mal mehr Doppel-Dürren
Um vorherzusagen, wie häufig solche Dürren in den kommenden Jahrzehnten auftreten könnten und welchen Einfluss Treibhausgasemissionen darauf haben, nutzten die Autoren Klimasimulationsmodelle. Anhand von drei Szenarien, den so genannten „Repräsentativen Konzentrationspfaden“ (RCPs), zeigten sie die Auswirkungen zukünftiger Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2100.
Wie sich die unterschiedlichen Klimaszenarien der repräsentativen Konzentrationspfade RCP 8.5, RCP 4.5 und RCP 2.6 auf die mittlere Temperatur und die durchschnittliche Niederschlagsmenge auswirken, zeigt eine interaktive Karte des Deutschen Klimarechenzentrums. Dort sind neben der Temperaturentwicklung auch die prognostizierten Veränderungen der Niederschlagsmenge bis zum Jahr 2090 dargestellt. Ein Screenshot der interaktiven Karte ist unten in der Bildergalerie zu sehen.
Bei der Modellierung von Klimaszenarien, die den höchsten Anstieg der Treibhausgase bis zum Jahr 2100 annehmen (RCP 8.5), prognostizieren die Autoren eine Versiebenfachung der Anzahl zweijähriger sommerlicher Dürreperioden in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts (2051-2100). Die Projektionen legen auch nahe, dass sich die von der Dürre betroffenen Ackerflächen fast verdoppeln werden: auf mehr als 40 Millionen Hektar.
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Klimaforschung
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Nimmt man einen moderaten Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen (RCP4.5) an, verringert sich die Zahl der zweijährigen Sommer-Dürren im Vergleich zum RCP 8.5-Szenario um fast die Hälfte und die davon betroffene Ackerfläche um 37 Prozent, prognostizieren die Wissenschaftler.
Klimamaßnahmen können Dürren noch abwehren
Werden niedrige Treibhausgaskonzentrationen (RCP2.6) angenommen, dann nimmt die erwartete Häufigkeit von zweijährigen Sommerdürren sogar um über 90 Prozent ab, wie die Forscher berechnet haben. Die Zahl der dürregefährdeten Ackerflächen würde sich in diesem Szenario um 60 Prozent verringern.
Diese Ergebnisse bestärken die Annahme, dass eine wirksame Minderungsstrategie für die Emission von Treibhausgasen dazu beitragen könnte, das Risiko häufigerer und ausgedehnterer aufeinanderfolgender Sommer-Dürren in Mitteleuropa zu verringern. Um das Szenario RPC2.6 noch zu erreichen, müssen aber deutlich stärkere Maßnahmen als bisher unternommen werden. Denn das verbleibende CO2-Budget geht schneller aus, als es für die Klimaziele ausgehen dürfte.
Originalpublikation: Vittal Hari, Oldrich Rakovec, Yannis Markonis, Martin Hanel & Rohini Kumar: Increased future occurrences of the exceptional 2018-2019 Central European drought under global warming, Scientific Reports 10, Article number: 12207 (2020), DOI: 10.1038/s41598-020-68872-9
* S. Hufe, UFZ Umweltforschungszentrum, 04318 Leipzig
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