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Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit in Unternehmen und Forschung – eine soziale Betrachtung

Autor / Redakteur: Kerstin Hermuth-Kleinschmidt* / Dr. Ilka Ottleben

Nachdem in der Septemberausgabe 2015 der LABORPRAXIS die ökonomisch- ökologischen Aspekte der Nachhaltigkeit im Vordergrund standen, folgen nun die sozialen Aspekte, deren Bedeutung für Unternehmen, aber auch die spezielle Verantwortung von Forschung und Wissenschaft.

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Abb. 1: Was versteht man unter sozialen Aspekten der Nachhaltigkeit in Unternehmen und in der Forschung? Dieser Beitrag liefert Antworten.
Abb. 1: Was versteht man unter sozialen Aspekten der Nachhaltigkeit in Unternehmen und in der Forschung? Dieser Beitrag liefert Antworten.
(Bild: © violetkaipa_© Monkey Business - Fotolia)

Was versteht man unter sozialen Aspekten der Nachhaltigkeit in Unternehmen und in der Forschung? In beiden Fällen geht es um die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sowie deren Einbeziehung durch Dialog und Transparenz.

Unternehmen sind nicht isoliert, sondern eingebettet in ein Gemeinwesen. Sie profitieren davon z.B. in Form gut ausgebildeter Mitarbeiter, Infrastruktur oder politischer Stabilität. Daher ist es auch ihre Aufgabe, einen Teil dieses Profits wieder an die Gesellschaft zurück zu geben. Diese Unternehmensverantwortung ist im Begriff der Corporate Social Responsibility (CSR) mit enthalten, die u.a. in der ISO 26000 definiert ist (s. LP-Tipp).

Politisch werden zumindest große Unternehmen ab 500 Mitarbeitern demnächst EU-weit stärker in die Pflicht genommen, soziale Aspekte mehr zu berücksichtigen und über ihren Umgang mit diesen Themen zu berichten. Laut der EU-Richtlinie 2014/95/EU müssen sie ab 2017 Daten zu Sozial- und Arbeitnehmerbelangen, zur Achtung der Menschenrechte und zur Bekämpfung von Korruption in einem Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen. Wissenschaft hat ebenfalls eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft: es soll nicht nur „exzellente, sondern auch sozial wünschenswerte Wissenschaft und Technologie (Responsible Research and Innovation, RRI) gefördert werden“. Daher soll die Gesellschaft „frühzeitig in Forschungs- und Innovationsprozesse mit einbezogen werden, um die Ergebnisse an die gesellschaftlichen Werte anzupassen“ [1].

Leitlinien und Zertifizierungssysteme für Unternehmen

Ein Zertifizierungssystem, in dem Rahmenbedingungen und Kriterien für soziale Verantwortung von Unternehmen vorgegeben sind, ist die SA 8000 [2]. Weiterhin gibt es mit der ISO 26000 einen von der ISO gemeinsam mit Vertretern aus Regierungen, der Industrie, Gewerkschaften und NGOs entwickelten Leitfaden, um Unternehmen zu unterstützen, individuell ihre gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Da dies für jeden Betrieb anders aussieht, ist die ISO 26000 ausdrücklich ein nicht-zertifizierbarer (!) Standard [3]. Der UN Global Compact [4] schließlich beinhaltet zehn Kriterien, wobei ein Großteil davon soziale Themen umfasst. Unternehmen können am Global Compact teilnehmen und verpflichten sich damit, dessen Kriterien umzusetzen sowie regelmäßig über die Einhaltung und Fortschritte bei der Umsetzung zu berichten.

All diese Vorgaben fordern grundlegende Dinge, wie die Einhaltung der Menschenrechte, das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Gesundheits- und Arbeitsschutz, Versammlungsfreiheit und Bildung von Gewerkschaften, das Verbot von Diskriminierung und Disziplinierungsmaßnahmen sowie die Einhaltung von Arbeitszeiten und gerechten Löhnen. Sie dienen Unternehmen zudem als Möglichkeit, ihrerseits Lieferanten zu bewerten und selber eine durchgehende sustainable supply chain aufzubauen: so können Unternehmen und Lieferanten mit einer SA 8000-Zertifizierung zeigen, dass sie die grundlegenden sozialen Kriterien einhalten – gerade in Ländern, deren Rechtsprechung und Vorgaben nicht so ausgearbeitet sind wie in westlichen Industrieländern.

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