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Antivirale Behandlung mit Nebeneffekt Neue Virusvarianten durch hartnäckige behandelte Corona-Infektionen?

Quelle: Pressemitteilung

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Wie entstehen neue Corona-Varianten? Eine Schlüsselrolle könnten hartnäckige Infektionen spielen, die antiviral behandelt werden. Das hat eine aktuelle Studie ergeben. Die Behandlung der Corona-Infektion wirkt dabei als Flaschenhals für die virale Evolution.

Hartnäckige Corona-Infektionen, die antiviral behandelt werden, könnten eine Schlüsselrolle bei der Entstehung neuer Corona-Varianten spielen.
Hartnäckige Corona-Infektionen, die antiviral behandelt werden, könnten eine Schlüsselrolle bei der Entstehung neuer Corona-Varianten spielen.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Können Patienten mit langanhaltenden Corona-Infektionen zur Entstehung neuer SARS-CoV-2-Varianten beitragen? Ein Forschungsteam aus dem Leibniz-Institut für Virologie (LIV) und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist dem genauer nachgegangen und konnte nun zeigen, dass es nicht die lange Infektionsdauer an sich ist, die die Bildung neuer Varianten nach sich zieht, sondern es eines evolutionären Flaschenhalses bedarf, wie er z. B. durch eine antivirale Behandlung entstehen kann.

Langanhaltende SARS-CoV-2-Infektionen treten v. a. bei immungeschwächten Patienten auf und wurden wiederholt als wichtige Faktoren für die virale Evolution diskutiert: Eine verringerte Immunrestriktion könnte zu einer breiten Zunahme der viralen Vielfalt innerhalb des Wirts führen und so die Entstehung neuer Varianten begünstigen, insbesondere wenn antivirale Behandlungen wie mit Remdesivir oder Rekonvaleszenzplasma einen Selektionsdruck für den Erwerb von Fluchtmutationen ausüben.

Untersuchung der genomischen Vielfalt bei langanhaltenden Corona-Infektionen

In der im Journal Cell Reports Medicine publizierten Studie hat ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Adam Grundhoff (LIV) und Prof. Nicole Fischer (UKE) nun untersucht, ob Patienten mit langanhaltenden Corona-Infektionen grundsätzlich eine erhöhte Virusevolution aufweisen, welche die schnellere Entstehung von SARS-CoV-2-Varianten ermöglichen könnte, oder ob bestimmte Behandlungsschemata die Entstehung neuer Mutationen fördern.

Dafür wurde die genomische Vielfalt innerhalb des Wirts in Längsschnittproben von 14 Patienten mit längerer viraler Persistenz (30 bis 146 Tage) mittels Gesamtgenomsequenzierung während einer schweren COVID-19-Erkrankung untersucht; darunter immungeschwächte und immunkompetente Patienten mit oder ohne antivirale Behandlung, um das Auftreten von Mutationen mit und ohne Selektionsdruck zu bewerten.

Antivirale Behandlung fördert evolutionären Flaschenhals

„Insgesamt war das Virus in den allermeisten untersuchten Personen erstaunlich stabil. Allerdings konnten wir in einer Patientin, die mit Remdesivir behandelt wurde, beobachten, dass es unmittelbar nach Behandlungsbeginn zur Bildung einer hohen Anzahl von Mutationen kam – darunter auch mindestens eine Mutation, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erhöhte Resistenz gegenüber Remdesivir vermittelt“, erläutert Prof. Adam Grundhoff, Leiter der LIV-Forschungsgruppe Virus Genomik.

Patienten mit langanhaltender SARS-CoV-2-Infektion und antiviraler Remdesivir-Behandlung zeigten einen deutlichen Anstieg der viralen Intra-Host-Diversität mit neu auftretenden Mutationen. Im Gegensatz dazu konnte bei Patienten, die ausschließlich eine entzündungshemmende Behandlung erhielten, nur sporadisch das Auftreten neuer Varianten beobachtet werden.

Infektionsdauer plus evolutionärer Flaschenhals entscheidend

„Unsere Arbeit zeigt, dass es nicht die lange Infektionsdauer an sich ist, welche die Bildung neuer Varianten nach sich zieht, sondern, dass es dazu vielmehr eines evolutionären Flaschenhalses bedarf, wie er z. B. durch eine antivirale Behandlung entstehen kann. Diese Erkenntnis ist besonders mit Blick auf die jüngsten Diskussionen über den Einsatz von Remdesivir zur Behandlung von nicht hospitalisierten Hochrisiko-Patientinnen und -Patienten wichtig, aber auch für die Einführung potenziell neuer antiviraler Therapeutika“, ergänzt Prof. Nicole Fischer vom UKE die Ergebnisse.

Originalpublikation: Andreas Heyer, Thomas Günther, Alexis Robitaille, Marc Lütgehetmann, Marylyn M. Addo, Dominik Jarczak, Stefan Kluge, Martin Aepfelbacher, Julian Schulze zur Wiesch, Nicole Fischer and Adam Grundhoff (2022): Remdesivir-induced emergence of SARS-CoV-2 variants in patients with prolonged infection, in: Cell Reports Medicine

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