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Antivirale Pflanzenextrakte Steckt in Heidelbeeren ein Mittel gegen Masern und Herpes?

Quelle: Pressemitteilung Universität Würzburg

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In Zellexperimenten haben Virologen aus Würzburg gezeigt, dass Extrakte aus Heidelbeeren und schwarzen Johannesbeeren Infektion durch Masern- und Herpesviren verhindern. Die Ergebnisse könnten zu neuen Präventivmaßnahmen und Therapeutika führen.

Ein Pflanzenextrakt aus Heidelbeeren wirkt in Zellversuchen gegen Masern- und Herpesviren.
Ein Pflanzenextrakt aus Heidelbeeren wirkt in Zellversuchen gegen Masern- und Herpesviren.
(Bild: gemeinfrei, congerdesign / Pixabay)

Würzburg – Schon lange werden bestimmte pflanzliche Extrakte und Naturstoffe als immunstärkend oder sogar heilungsfördernd bei verschiedenen Erkrankungen angesehen. Dazu zählen auch Erkrankungen durch Viren. Aber wie lassen sich solche Zusammenhänge untersuchen? Wie kann man mit möglichst geringem Aufwand geeignete Wirkstoffkandidaten für weiterführende Tests identifizieren?

Forscher nutzen dazu heute unter anderem Screeningverfahren, die „in vitro“, also außerhalb eines lebenden Organismus, Aussagen über erwünschte oder unerwünschte Wirkungen auf biologische Zellen treffen können. Zum Einsatz kommen dabei standardisierte Zellkulturen, sodass die Ergebnisse vergleichbar und reproduzierbar sind.

Virenanalyse im UV-Licht

In einer Forschungskooperation des Fraunhofer-Translationszentrums für Regenerative Therapien am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC mit der Abteilung Research & Development Innovation der Evonik Operations GmbH wurden nun Analysen zur antiviralen Wirkung von Pflanzenextrakten durchgeführt. In der Studie kamen Herpes- und Masernviren zum Einsatz, die so modifiziert wurden, dass infizierte Zellen grün fluoreszieren. Substanzen, die eine Infektion durch Viren hemmen, führten also dazu, dass weniger Zellen unter UV-Licht grün leuchteten. Die Zählung infizierter Zellen in den Kulturen ließ sich so automatisiert bewerkstelligen.

Antivirale Wirkung von Beerenextrakt

In den antiviralen Versuchen versetzten die Wissenschaftler die Zellsysteme mit neun Wirkstoffkandidaten und untersuchten die Wirkung auf das Infektionsgeschehen. Die erhobenen Daten zeigen, dass ein Gemisch aus Extrakten schwarzer Johannisbeeren und Heidelbeeren mit hohem Gehalt an Anthocyan-Farbstoffen (Healthberry 865) in vitro antivirale Eigenschaften gegenüber Masern- und Herpesviren besitzt, ebenso wie die entsprechenden Einzelextrakte.

„Wir haben gemeinsam mit Professor Bodems Team schon für viele Unternehmen solche Wirksamkeitstests durchgeführt, doch sehr oft lassen sich die eigentlich erhofften Wirkungen kaum oder gar nicht nachweisen. Deshalb kam für uns die erkennbare antivirale Wirkung der Substanzen in dieser Studie schon fast überraschend“, sagt Dr. Maria Steinke, Leiterin des Projekts am Fraunhofer-Translationszentrum für Regenerative Therapien.

In Zusammenarbeit mit Forschern des Instituts für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg identifizierten die Wissenschaftler darüber hinaus die aktiven, antiviralen Komponenten in den Extrakten. Dies ist auch für eine Wirk- oder Inhaltsstoffentwicklung ein essenzieller Schritt. Die Daten zeigen laut den Forschern, dass die Naturstoffe konventionelle antivirale Therapien ergänzen können.

Stoppt Masernvirus, aber nicht Impfvirus

„Insgesamt hat unsere Studie sehr interessante Ergebnisse zur Wirksamkeit von Pflanzenextrakten auf Viren in vitro gezeigt“, sagt Professor Jochen Bodem vom Institut für Virologie und Immunbiologie der Uni Würzburg. „Denn einige der untersuchten Stoffe hemmen die Infektion mit Masernviren, aber nicht das zur Impfung verwendete Masernimpfvirus. Somit wäre eine Impfung zusätzlich zu einer vorbeugenden Behandlung möglich, sollte es gelingen, ein Therapeutikum auf der Basis der Pflanzeninhaltsstoffe zu entwickeln. Durch die Identifikation der aktiven Wirkstoffe in den Extrakten ist es gelungen, einen ersten Schritt in diese Richtung zu gehen.“

Die Ergebnisse zur Wirksamkeit von Pflanzeninhaltsstoffen gegen humanpathogene Virenstämme stimmen zuversichtlich, dass mithilfe von In-vitro-Testverfahren neue Anwendungsfelder für bereits zugelassene Wirkstoffe schneller als bisher identifiziert werden können. In Zukunft könnten pflanzliche Extrakte und Wirkstoffe allein oder in Kombination mit gängigen Medikamenten neue Optionen in antiviralen Therapien eröffnen.

Originalpublikation: Sivarajan, R., Oberwinkler, H., Roll, V. et al. A defined anthocyanin mixture sourced from bilberry and black currant inhibits Measles virus and various herpesviruses. BMC Complementary Medicine and Therapies 22, 181 (2022); DOI: 10.1186/s12906-022-03661-7

(ID:48535107)

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