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Internationale Studie Anorexie: Magersucht hat auch körperliche Ursachen

Autor / Redakteur: Christine Harrell* / Dr. Ilka Ottleben

Magersucht, in der Fachsprache Anorexia nervosa genannt. ist die psychiatrische Erkrankung mit der höchsten Sterblichkeitsrate. Das sagt zumindest das National Center of Excellence for Eating Disorders, USA. Doch hat die Erkrankung wirklich nur psychische Ursachen? Eine internationale Studie, die Daten von knapp 17.000 Patienten aus 17 Ländern auswertet, zeigt nun auf, dass Magersucht auch körperliche bzw. genetische Ursachen haben kann. Das könnte helfen, die Therapie dieser schwer zu behandelnden Erkrankung zu verbessern.

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Die Magersucht ist eine schwere Esstörung. Oft beginnt sie bereits im frühen Jugendalter bzw. während der Pubertät, aber auch im jungen Erwachsenenalter.
Die Magersucht ist eine schwere Esstörung. Oft beginnt sie bereits im frühen Jugendalter bzw. während der Pubertät, aber auch im jungen Erwachsenenalter.
(Bild: ©motortion - stock.adobe.com)

Duisburg, Essen – Magersucht ist eine häufige und schwere Form einer Essstörung. In Deutschland wurden im Jahr 2017 bei 7821 Patienten Anorexie in einem Krankenhaus diagnostiziert. Betroffene, die an Anorexia nervosa - so der Fachausdruck der Magersucht - erkranken, führen ihrem Körper dauerhaft zu wenig Nahrung zu. Manche verweigern Nahrungsaufnahme fast vollständig. In der Folge entsteht zum Teil gravierendes Untergewicht, das bis zum Tod führen kann. Lange Zeit vermutete man die Ursachen der Magersucht ausschließlich in der Psyche der Erkrankten.

Magersucht hat nicht nur psychische Ursachen

Im Rahmen einer gerade publizierten internationalen Studie ist es den beteiligten Wissenschaftlern nun erstmals gelungen, insgesamt acht genetische Varianten zu identifizieren, die eindeutig mit Anorexia nervosa assoziiert sind. Basis der vom King's College London aus geleiteten internationalen Studie bildete die Untersuchung der Daten von knapp 17.000 Patienten an rund 100 Einrichtungen in 17 Ländern.

Anzahl der in deutschen Krankenhäusern diagnostizierten Fälle von Anorexie und Bulimie in den Jahren 2000 bis 2017: Im Jahr 2017 wurden in deutschen Krankenhäusern insgesamt 7.821 Fälle von Anorexie und 1.864 Fälle von Bulimie diagnostiziert. Damit ist die Zahl stationär behandelter Anorexie-Fälle – gemeinhin bekannt als Magersucht - in den vergangenen zehn Jahren um knapp 30 Prozent gestiegen.
Anzahl der in deutschen Krankenhäusern diagnostizierten Fälle von Anorexie und Bulimie in den Jahren 2000 bis 2017: Im Jahr 2017 wurden in deutschen Krankenhäusern insgesamt 7.821 Fälle von Anorexie und 1.864 Fälle von Bulimie diagnostiziert. Damit ist die Zahl stationär behandelter Anorexie-Fälle – gemeinhin bekannt als Magersucht - in den vergangenen zehn Jahren um knapp 30 Prozent gestiegen.
(Bild: Statistisches Bundesamt / © Statista 2019, Rainer Radtke)

„Die identifizierten genetischen Faktoren beeinflussen auch den Bildungserfolg, den Stoffwechsel und die körperliche Aktivität. Das könnte beispielsweise mit erklären, warum Menschen mit Anorexia nervosa häufig unter einer Hyperaktivität leiden“, erklärt Prof. Johannes Hebebrand von der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am LVR-Klinikum Essen, der an der Studie mitgewirkt hat.

Zur Behandlung der Magersucht auch am Stoffwechsel ansetzen?

Bislang ist die Erfolgsbilanz der Behandlung von Magersucht vergleichsweise schlecht und auch nach einer erfolgreichen Therapie verlieren Betroffene nicht selten erneut gefährlich stark an Gewicht. „Dies mag auch daran liegen, dass metabolische Auslöser nicht in Betracht gezogen wurden“, erklärt Prof. Anke Hinney aus der genannten Klinik. „Die nun gewonnenen Erkenntnisse können zu neuen Therapien führen, die nicht nur an der Psyche, sondern auch am Stoffwechsel der Patienten ansetzen.

Originalpublikation: Hunna J. Watson, Zeynep Yilmaz, […) Cynthia M. Bulik: Genome-wide association study identifies eight risk loci and implicates metabo-psychiatric origins for anorexia nervosa, Nature Genetics, 2019; doi: 10.1038/s41588-019-0439-2

* C. Harrell: Universität Duisburg-Essen, 47057 Duisburg

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