LIMS-Forum 2023 – Rückblick Eine Backstraße als Best Practice für LIMS-Anbindung
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Wer von Schnittstellen, Datenstandards und Labor- Informations- und Management-Systemen nicht genug bekommt, ist bei LIMS-Forum von Klinkner & Partner bestens aufgehoben. Dort trafen sich am 13. und 14. November wieder LIMS-Anwender, -Anbieter und -Experten zum Wissensaustausch und zur Vorstellung der Systeme. Wie eine Brezel-Backstation in dieses Setting passte, klären wir in diesem Rückblick.

LIMS – wer nicht weiß, wofür diese vier Buchstaben stehen, war vermutlich nicht auf dem LIMS-Forum von Klinkner & Partner. Denn dort drehte sich an zwei Tagen alles um die Labor- Informations- und Management-Systeme – was sie können, wie sie sich konfigurieren lassen, und wer sie mit welchen Modulen anbietet.
Antworten auf diese Fragen lieferten am 13. und 14. November die 24 ausstellenden Firmen, größtenteils LIMS-Anbieter sowie Entwickler anderer Software wie ELN (Electronic Lab Notebook), aber auch Berater und IT-Dienstleister. Diese hatten im Tagungsraum des Dorint-Hotel Köln Deutz ihre Stände und vor allem Sitze aufgebaut. Denn so ein LIMS zu demonstrieren, ist selten in zwei Minuten erledigt. Die Ausstellung war vielmehr ein Gegenentwurf zum Konzept eines Speed-Dating: Hier nahm man sich Zeit für die Interessenten, zeigte Beispielworkflows und Benutzeroberflächen direkt am Bildschirm und diskutierte eingehend über mögliche Spezifikationen für Anforderungen vom öffentlichen Wasserbetrieb bis zum privaten Prüflaboratorium.
Brause-Shots und Brezeln in der Action Area
Eine Besonderheit in diesem Jahr war die so genannte Action Area, die das ansonsten eher abstrakte und nüchterne Software-Thema mit interaktiven Elementen aufwertete. Hier konnten Teilnehmer beispielsweise Brause-Shots nach Standard Operating Procedure (SOP) herstellen und live mittels der webbasierten App „Samples“ von Qualitype dokumentieren. Die Kommunikation mit der Laborwaage erfolgte hierbei einfach über das Veranstaltungs-WLAN – Übertragungsfehler der Gewichtseingaben ausgeschlossen. Für das Probenmanagement im klinischen Bereich – von der Auftragserfassung bis zur Probenlagerung – gibt es bereits ein eigenes Modul, weitere Features sind in der Entwicklung.
Highlight war aber wohl die „Backstraße“ von Splashlake. Hier entstanden nicht nur live Laugenbrezeln im Laborofen von Memmert, sondern vor allem Eindrücke, wie mithilfe von standardisierten Daten im AnIML-Format (Kurzform für Analytical Information Markup Language) verschiedenste LIM-Systeme mit Geräten unterschiedlicher Hersteller kommunizieren. Ein Prüfauftrag ließ sich von fünf LIMS-Anbietern (iVention, Labordatenbank, Labware, Maqsima, Thermo Fisher Scientific) aus anstoßen und wurde dann an der Backstation von Splashlake verarbeitet. Schnittstellen „at its best“ sozusagen. Das Ergebnis der sensorischen Prüfung der Brezeln durch die Teilnehmer des LIMS-Forums ging per Knopfdruck direkt zurück zum jeweiligen LIMS, von dem aus der Auftrag gesendet worden war.
Diskussionen zu Datenstandards und Schnittstellen
Schnittstellen und ihre Notwendigkeit sowie die damit verbundenen Hürden waren auch ein Thema in einer der Round Table Discussions beim Forum. Hier zeigten die Experten, u. a. Dr. Cornelia Hunke, GxP-Consultant & QM-Spezialistin bei Diqualis, dass der Mensch in jedem Fall die erste, wichtigste und oft auch fehlerhafteste Schnittstelle ist. Auf technischer Seite betonte die Runde, dass Schnittstellen kein Selbstzweck sind, sondern dort eingerichtet werden sollten, wo Interoperabilität gefordert ist. Ein allgemein lesbares Datenformat wie das XML-basierte AnIML hilft dabei, Daten leicht zwischen verschiedenen Systemen auszutauschen und zudem schnell und einfach wieder zu visualisieren, etwa in Form eines Chromatogramms. Die eine universelle Lösung für einen Datenstandard, auf den sich alle Software-Anbieter und Gerätehersteller einigen, wird aber wohl ein Wunschgedanke bleiben. Zu viele und zu verschiedene Interessen sind hier involviert, um eine für alle Parteien passende, gemeinsame Lösung umzusetzen.
Die erste Schnittstelle ist immer der Mensch, und da fangen die Probleme oft an.
Nichtsdestotrotz nehmen die Experten wie Burkhard Schäfer, Managing Director von Splashlake, einen Wandel wahr. Während früher viele Unternehmen ihre eigenen Insellösungen entwickelten und nur in „Silos“ dachten, seien sie heute meist aufgeschlossener für offene Speicherformate und Datenstandards. Nicht immer freiwillig, wie Schäfer anfügt. Er sieht diesen Wandel vor allem Anwender-getrieben. Wenn z. B. eine HPLC gut in das Labornetzwerk integriert ist, übernimmt sie direkt die Daten der Waage in die Dokumentation, sodass der Anwender sich einen Übertrag per „Copy and Paste“ spart. Ein solches Gerät werde letztlich häufiger genutzt als ein vergleichbares, aber nicht integriertes Nachbargerät, bei dem noch zusätzliche Eingaben erforderlich sind. Mehr Nutzung eines Gerätes bedeutet einen höheren Durchsatz an Proben und Consumables, mit denen wiederum der Gerätehersteller zusätzliches Geld verdienen kann. Dies ist laut Schäfer mit ein Grund, warum bei Geräteherstellern allmählich auch ein Umdenken stattgefunden hat.
Je stärker ein Gerät in die Ökosysteme des Anwenders integriert ist, umso zufriedener ist der Anwender und umso mehr nutzt er das Gerät. Das haben mittlerweile auch die Hersteller gemerkt und stehen offenen Datenformaten heute aufgeschlossener gegenüber.
Die Bequemlichkeit der Anwender kann also die Produktivität an einem gut integrierten Gerät steigern und kommt darüber hinaus auch der Datenintegrität zugute, da jede wegfallende händische Eingabe Übertragungsfehler verringert.
Erfahrungsbericht: LIMS-Einführung aus Sicht eines Geschäftsführers
Ob ein LIMS offene Datenformate unterstützt, ist nur eine von vielen Fragen, die sich Labormanager und QM-Beauftragte bei der (Neu)Anschaffung eines LIMS stellen sollten. Denn je genauer die eigenen Wünsche und Anforderungen im Vorfeld bekannt und dokumentiert sind, desto besser lässt sich das passende LIMS finden und konfigurieren.
Keine leichte Aufgabe übrigens. Die Erfahrung zeigt, dass es hier „immer länger dauert als gedacht.“ Und mehr kostet, wie Dr. Julius Nickl in seinem Use Case einer LIMS-Einführung vorstellte. Laut dem Geschäftsführer der Gesellschaft für Werkstoffprüfung GWP brauche man Durchhaltevermögen und müsse auch einen zeitweisen Rückgang der Umsätze verkraften können. Am Ende lohnt sich der Einsatz aber, wie er anhand von langfristig gestiegenen Margen und Auftragszahlen demonstrierte.
Sofortige Erfolge kann man nicht erzwingen – Am Anfang der LIMS-Einführung waren wir uns alle einig: ‚In einem Jahr sind wir fertig.‘ Heute sage ich: In insgesamt zehn Jahren sind wir fertig. Aber es wird immer neue Wünsche und Anpassungen geben.
Das Beispiel von Nickl ist zwar nur eine von vielen Möglichkeiten, wie eine LIMS-Einführung ablaufen kann. Doch die Erfahrungen zu den typischen Stolpersteinen bei Zeitplänen und Mitarbeiter-Einbindung finden sich so oder ähnlich in nahezu jedem LIMS-Projekt wieder. Den langen Weg bis zum operativen Einsatz des Systems und der damit verbundenen Effizienzsteigerung sollte niemand unterschätzen. Umso größer ist der Nutzen von Veranstaltungen wie dem LIMS-Forum, an dem sich Interessenten im Vorfeld über die Potenziale und Herausforderungen eines neuen LIMS informieren können. Deshalb wird es auch nächstes Jahr wieder ein LIMS-Forum geben: im November 2024 in Mannheim.
Infos dazu finden Sie rechtzeitig auf www.lims-forum.de.
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