English China

Genforschung Fische bringen überzählige Gene zum Schweigen

Redakteur: Olaf Spörkel

Forscher aus Würzburg und Lissabon postulieren einen Mechanismus, mit dem Fische überzählige Gene stilllegen können.

Anbieter zum Thema

Würzburg – Beim Menschen sind alle Chromosomen doppelt vorhanden. Zusätzliche Kopien von Chromosomen oder Chromosomenfragmenten sind nicht mit dem Leben vereinbar. Embryonen mit diesen Genveränderungen sterben in der Regel bereits im Mutterleib. Viele Fisch-, Frosch- oder Reptilienarten verfügen dagegen über eine dreifache Ausfertigung der Chromosomen und sind voll lebens- und fortpflanzungsfähig. Warum das so ist, haben Wissenschaftler von den Universitäten Würzburg und Lissabon am Beispiel des Fischs Squalius alburnoides herausgefunden. „Der Fisch Squalius alburnoides gehört zur Familie der Karpfen und hat einen dreifachen Satz von Chromosomen“, erklärt Professor Manfred Schartl vom Würzburger Biozentrum.

Aufgrund der erhöhten Chromosomenanzahl ist auch jedes Gen einmal zuviel vorhanden. Folglich wäre nach Meinung der Forscher zu erwarten, dass Proteine in einer zu hohen Konzentration vorliegen. Das ist jedoch nicht der Fall: „Unsere Daten zeigen erstmals, dass es in den Fischen einen Mechanismus geben muss, über den jeweils eine der drei Kopien eines Gens stillgelegt wird“, sagte Schartl. Diese Möglichkeit der Fehlerkorrektur scheine bei Säugern und dem Menschen im Lauf der Evolution verlorengegangen zu sein. Ansonsten könnte sich ein zusätzlich vorhandenes Chromosom nicht so gravierend auswirken wie beim Down-Syndrom. Nun wollen die Forscher den molekularen Mechanismus aufklären, mit dem die Fische ihre überzähligen Gene zum Schweigen bringen.

Originalveröffentlichung: Pala I., Coelho M. M., Schartl M.: Dosage Compensation by Gene-Copy Silencing in a Triploid Hybrid Fish; Current Biology (2008), DOI 10.1016/j.cub.2008.07.096

(ID:269733)