Selbsterkennung per Duft Geckos können sich gut riechen
Anbieter zum Thema
Ein Mensch erkennt sich selbst im Spiegel. Das können Geckos zwar nicht, aber sie können sich trotzdem selbst erkennen – und zwar am Geruch. Dies zeigt eine aktuelle Studie von Forschern der Uni Bern.

Wenn wir vor einem Spiegel stehen, wissen wir, dass es nicht ein anderer Mensch ist, sondern unser eigenes Abbild, was wir dort sehen. Auch einige Tiere besitzen diese Fähigkeit der Selbsterkennung, etwa Schimpansen, Delfine und Elstern. Aber es muss nicht immer der visuelle Reiz sein, auf den sich Tiere vorwiegend verlassen. Geckos, oder auch andere Echsen und Schlangen, setzen stattdessen auf den Geruchssinn. Sie verwenden ihre Zunge, um Chemikalien, so genannte Pheromone, von anderen Individuen wahrzunehmen. Beispielsweise halten Geckos beim Klettern auf einer Wand immer wieder inne, um zu züngeln. Auf diese Weise können sie potenzielle Partner oder Rivalen erkennen. Aber kennen Geckos auch ihren eigenen Duft und können sich so anhand des Geruchs selbst erkennen?
:quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/92/70/9270d7bcc1456048e48abf1a3ae8c8ab/0106150457.jpeg)
Neue Details zur Haftkraft von Geckos
Mit fettigen Füßen die Wand rauf
In einer kürzlich publizierten Studie gingen Forscher des Instituts für Ökologie und Evolution der Universität Bern der Frage nach, ob Tokehs, eine Gecko-Art, von ihnen selbst produzierte Hautchemikalien erkennen, und ob sie diese von denen anderer Geckos des gleichen Geschlechts unterscheiden können. Die Experimente bestätigten: Geckos sind tatsächlich in der Lage, sich selbst am Geruch zu erkennen. In den Versuchen interessierten sich die Tiere stärker für die Hautchemikalien von anderen Geckos als für die eigenen. Dies legt nahe, dass Geckos Pheromone für die soziale Kommunikation verwenden.
Kot- und Pfefferminzduft auf Wattestäbchen
Während des Experiments präsentierten die Forscher den Geckos verschiedene Gerüche auf Wattestäbchen. Neben dem eigenen Duft waren dies Gerüche anderer Geckos oder Kontrollgerüche wie Wasser und Pfefferminze. Als Reaktion zeigten Geckos zwei Arten von Verhalten: sie streckten ihre Zunge einerseits in Richtung des Geruchs auf dem Stäbchen und andererseits in Richtung der Umgebung im Gehege heraus. Die Forscher interpretierten dieses Verhalten als Zeichen dafür, dass die Geckos zuerst den Geruch auf dem Tupfer wahrnehmen und dann mit ihrem eigenen Geruch an den Gehege-Wänden vergleichen.
„Die Geckos mussten häufiger vergleichen, wenn sie auf den Geruch eines anderen Geckos stießen – verglichen mit ihrem eigenen Geruch. Dies deutet darauf hin, dass sie ihren eigenen Geruch kennen“, erklärt Birgit Szabo, Erstautorin der Studie von der Abteilung für Verhaltensökologie des Instituts für Ökologie und Evolution der Universität Bern.
Darüber hinaus zeigte das Team im Experiment, dass Geckos auch den Geruch ihrer Fäkalien erkennen und verwenden, um sich von anderen zu unterscheiden. Geckos lagern Pheromone auch auf ihren Exkrementen ab, um beispielsweise ihr Territorium zu markieren. Denn ähnlich wie viele Säugetiere haben Geckos Kot-Ablagestellen, mit denen sie ihre Anwesenheit mitteilen.
Sozialer und intelligenter als bisher angenommen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Geckos sozial kommunizieren können, indem sie Chemikalien aus ihrer Haut und ihren Exkrementen verwenden, und dass sie diese Chemikalien nutzen, um sich von anderen Geckos zu unterscheiden. „Echsen und Reptilien im Allgemeinen werden als unsoziale Urtiere angesehen. Wir müssen anerkennen, dass Reptilien sozialer und intelligenter sind als angenommen“, sagt Erstautorin Szabo.
„Reptilien, und insbesondere Geckos, eignen sich ideal, um grundlegende Fragen zur Evolution von Sozialität zu untersuchen“, erläutert Eva Ringler, Professorin und Leiterin der Abteilung für Verhaltensökologie an der Universität Bern. „Innerhalb der Geckos finden wir ein breites Spektrum an Sozialstrukturen und Lebensräumen. Dies ermöglicht uns, innerhalb einer kleinen taxonomischen Gruppe die Zusammenhänge von Kognition, Kommunikation und Sozialleben zu untersuchen – und Vergleiche zu anderen, weiter entfernt verwandten Tiergruppen wie Säugetieren und Vögeln zu ziehen.“ (clu)
Originalpublikation: Szabo, B., Ringler, E. Geckos differentiate self from other using both skin and faecal chemicals: evidence towards self-recognition?, Anim Cogn (2023); DOI: 10.1007/s10071-023-01751-8
(ID:49208255)