Dermale Expositionsmessungen systematisch untersucht Gefahr durch Kontamination der Haut richtig beurteilen
Ob bei der Arbeit mit Chemikalien im Labor oder beim Auftragen von Farben und Lacken – Hautschutz ist entscheidend beim Umgang mit Gefahrstoffen. Das Kontaminationsrisiko wird mithilfe von Expositionsmessungen beurteilt. Doch hier gibt es verschiedene Methoden, die zum Teil deutlich unterschiedliche Ergebnisse bringen. Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat nun für mehr Übersicht gesorgt.
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Dortmund – Wenn Beschäftigte am Arbeitsplatz mit Chemikalien umgehen, können sie Gefahrstoffe auch über die Haut aufnehmen. Die Gefährdung durch solche dermale Exposition muss erfasst werden, um wirksame Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Dazu lassen sich verschiedene Methoden anwenden. Im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) wurde die SysDEA-Studie durchgeführt, damit sich Messmethoden für dermale Exposition besser vergleichen und standardisieren lassen.
Der Abschlussbericht zeigt, dass es keinen Königsweg zur Messung dermaler Exposition gibt. Vielmehr ist es wichtig, dass vor einer Gefährdungsbeurteilung eine geeignete Messstrategie festgelegt wird, um reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten. Denn die Untersuchungsergebnisse des Berichts belegen, dass es zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Methoden gibt.
Drei Messmethoden für dermale Exposition
Um dermale Exposition zu messen, stehen im Wesentlichen drei Methoden zur Verfügung. Bei Auffangmethoden ziehen die Testpersonen z.B. einen Overall an oder kleben sich spezielle Pflaster, so genannte Patches, auf die zu untersuchenden Hautpartien. Kontaminanten können dann später vom Overall oder dem Patch entfernt und analysiert werden. Zu den Entfernungsmethoden zählen Händewaschen oder Abtupfen der betroffenen Hautstellen. Und als dritte Methodengruppe gibt es In-situ-Methoden, bei denen die Exposition ohne Probenahme gemessen wird, wie beispielsweise Fluoreszenzmethoden.
In der Studie wurden die verschiedenen Methoden miteinander verglichen. Hierzu ließen die Forscher Probanden fünf verschiedene Tätigkeiten – Umfüllen, Rollen (Auftragen von Flüssigkeiten mit einem Farbroller zum Anstreichen), Sprühen, Eintauchen sowie die Handhabung von kontaminierten Objekten durchführen, und zwar jeweils mit einem staubigen Pulver sowie hochviskosen und niedrigviskosen Flüssigkeiten. Die untersuchten Messmethoden waren:
- Für Körperexposition: Ganzkörper-Overall versus lokal auf die Haut aufgebrachte Patches
- Für Handexposition: Handschuhe versus Handwäsche
- Für Kopfexposition: Kopfbänder versus Stirnabwischen.
- Für alle Körperstellen wurde zudem eine Fluoreszenzmethode angewendet.
Wie Tätigkeiten und Messmethoden auf das Ergebnis wirken
Die Ergebnisse der Studie geben Einblicke in die unterschiedliche Empfindlichkeit der verschiedenen Messmethoden. Bei der Arbeit mit Flüssigkeiten führte die Patch-Methode bei Körperexposition zu höheren gemessenen Expositionen als die Verwendung von Overalls – außer beim Rollen. Für den Umgang mit Pulver stellten die Forscher keinen signifikanten Unterschied fest.
Bei der Handexposition wurden mit der Handschuhmethode deutlich höhere Expositionswerte gemessen als beim Händewaschen, wenn die Probanden die Tätigkeiten Rollen oder Eintauchen ausführten, sowie beim Handhaben von Gegenständen mit Flüssigkeiten. Im Falle von Expositionssituationen mit Pulvern ergab die Handschuhmethode deutlich höhere Expositionswerte beim Umgang mit kontaminierten Objekten, nicht aber beim Umschütten.
Die Abschätzung der Körperexposition mit der Fluoreszenzmethode führte immer zu deutlich geringeren Expositionswerten als die obigen Methoden. Andererseits lassen sich mit einem Fluoreszenztracer die Expositionsverteilung und das Expositionsmuster leicht ermitteln. Dies ist für Bewerter hilfreich, um eine Messstrategie für ihre Messkampagne festzulegen.
Empfehlungen für die Gefährdungsbeurteilung
Wie die Exposition am besten zu bestimmen ist, hängt der Studie zufolge von der zu erwartenden Exposition ab. Wenn die Tätigkeit eine eher einheitliche Kontamination vermuten lässt, wie beim Sprühen von Farben und Lacken, ist die Patch-Methode zur Probennahme ausreichend. Bei eher zufällig verteilten Kontaminationen wie Spritzern beim Umgießen von Flüssigkeiten sollte man hingegen auf die Overall-Methode zurückgreifen, da sonst die Kontamination möglicherweise gar nicht erkannt wird. Dringend abzuraten sei nach Aussage der Experten das Umrechnen von einer Patch-Messung auf Werte einer Overall-Messung für den gesamten Körper oder umgekehrt.
Der Datensatz der aktuellen Studie wird noch weiter ausgewertet und mit anderen Datensätzen in Beziehung gesetzt. So wollen die Forscher weitere konkrete Empfehlungen für die dermale Expositionsbewertung ableiten.
Originalpublikation: R. Franken, S. Spaan, K. Kasiotis, A. Tsakirakis, I. Chartzala, D. Nikolopoulou, P. Anastasiadou, A. Snippe, E. Schoen, J. Baan, R. Engel, J. Turkenburg, K. Machera, R. Gerritsen-Ebben: SysDEA: Systematic analysis of dermal exposure to hazardous chemical agents at the workplace. 1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2019. Seiten 235, Projektnummer: F 2349, PDF-Datei; DOI: 10.21934/baua:bericht20190116
* S. Héjja, Max-Planck-Institut für Biogeochemie, 07745 Jena
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