Origami für 3D-Mikroelektronik Magnete rollen Kondensatoren auf
Winzige Röllchen aus Nanomembranen sind nicht leicht herzustellen. In der Mikroelektronik sind solche Strukturen aber die Basis für Bauelemente wie Kondensatoren, Induktoren und Transformatoren. Forscher der Universitäten Chemnitz und Dresden haben nun eine Methode entwickelt, die Nanomembranen von selbst aufdrehen lässt – per magnetischer Fernsteuerung.
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Dresden – Die Entwicklung dreidimensionaler Mikroelektronik mit exzellenter Leistungsfähigkeit ist für Wissenschaftler sowie für Ingenieure gleichermaßen herausfordernd. Ein Verfahren, um dieses Ziel zu erreichen, ist z.B. das selbstorganisierte Falten von mikroelektronischen Nanomembranen.
Das Problem dabei: Diese Methode, unterliegt starken statistischen Schwankungen. Darunter leidet die Ausbeute und Zuverlässigkeit so genannter mikroskopischer Origami-Strukturen, weshalb das Ergebnis dann nicht den hohen Ansprüchen der Mikroelektronik genügt. Ein industriell einsetzbares Verfahren, das eine zuverlässige und kostengünstige Produktion von selbstorganisierten dreidimensionalen Bauelementen ermöglicht, hat sich daher noch nicht etabliert.
Magnetisches Origami für die Mikroelektronik
Wissenschaftler um Prof. Dr. Oliver G. Schmidt vom Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) Dresden stellen nun aber eine neue Möglichkeit vor, Nanomembranen mit hoher Präzision und Kontrolle zu dreidimensionalen mikroelektronischen Bauelementen zu falten. „Mit dieser Methode haben wir ein großes Problem der 3D-Herstellung von Architekturen aus mikroelektronischen Nanomembranen gelöst. Die Herstellung kann durch die magnetische Origami-Methode nun zuverlässig durchgeführt werden und hochleistungsfähige mikroelektronische Bauelemente erzeugen. Eine besondere Herausforderung bleibt die Hochskalierung der Technologie für eine Massenfertigung“, sagt Schmidt.
3D-Energiespeicherelemente – per Magnet gerollt
In dem Verfahren nutzen die Forscher die denkbar einfachste Möglichkeit des Faltens, die schon seit vielen Jahren bekannt und etabliert ist: Sie wickeln die Nanomembranen auf. Dazu haben sie eine Art magnetische Fernsteuerung entworfen, mit der sich der Falt- oder Aufwickelprozess programmieren und präzise steuern lässt. Dies gelingt durch ein von außen angelegtes Magnetfeld.
Das Video vom IFW Dresden veranschaulicht, wie das Aufwickeln der Nanomembran aussieht:
Zum ersten Mal ließ sich mit dieser Technik die dreidimensionale Anordnung von Nanomembranen reproduzierbar und kontrolliert über große Längenskalen im Bereich von Zentimetern realisieren – und das bei einer Ausbeute von mehr als 90 Prozent.
Falttechnik mit Potenzial
Mit dieser neuen Methode von magnetischen Origami-Strukturen haben die Forscher dreidimensionale Mikro-Energiespeicherelemente hergestellt, die exzellente Kenndaten aufweisen und extrem leicht und kompakt sind. Diese Ergebnisse zeigen das Potenzial der magnetfeldunterstützten Faltung von Nanomembranen.
Die Vorteile des magnetischen Mikro-Origami kommen den Wissenschaftlern zufolge ganz besonders zum Tragen, wenn gut ausgerichtete dreidimensionale Strukturen mit vielen Wicklungen von Nanomembranen erforderlich sind. Dies ist z.B. bei neuartigen Mikrobatterien oder passiven elektronischen Bauelementen wie Kondensatoren, Induktoren und Transformatoren der Fall.
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Originalpublikation: Felix Gabler, Dmitriy D. Karnaushenko, Daniil Karnaushenko, Oliver G. Schmidt: Magnetic origami creates high performance micro devices, Nature Communications volume 10, Article number: 3013 (2019). DOI: 10.1038/s41467-019-10947-x
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