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Meeresfrüchte weltweit belastet PET statt Perle: Mikroplastik in Muscheln

Von Christian Wißler*

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Miesmuscheln gehören zu den beliebtesten Meeresfrüchten in Europa. Doch Muscheln essen hat heutzutage einen unangenehmen Beigeschmack, denn sie sind häufig mit Mikroplastik belastet. So zeigt eine aktuelle Studie, dass pro Gramm Muschelfleisch bis zu zwei Kunststoffteilchen enthalten sind, besonders bei Muscheln aus Nordatlantik und Südpazifik.

Miesmuscheln gehören zu den beliebtesten Meeresfrüchten in der EU. Doch sie sind oft mit Mikroplastik kontaminiert (Symbolbild).
Miesmuscheln gehören zu den beliebtesten Meeresfrüchten in der EU. Doch sie sind oft mit Mikroplastik kontaminiert (Symbolbild).
(Bild: gemeinfrei, Christopher Carson / Unsplash)

Bayreuth – „Wer Muscheln isst, isst auch Mikroplastik.“ Dies war bereits in begrenztem Umfang für Muscheln aus einzelnen Meeresregionen bekannt. Dass diese Behauptung auch global zutrifft, deckt nun eine neue Studie der Universität Bayreuth unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Laforsch auf. Das Bayreuther Team hat in zwölf Ländern weltweit die Mikroplastikbelastung von vier Muschelarten untersucht, die besonders oft als Lebensmittel in Supermärkten angeboten werden: die europäische Miesmuschel, die Grünschalmuschel, die gewellte Teppichmuschel und die pazifische Venusmuschel.

Alle analysierten Proben enthielten Mikroplastik-Partikel. Insgesamt fanden die Forscher neun unterschiedliche Kunststoffsorten in den Muscheln, wobei am häufigsten Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET) nachgewiesen wurde. Um die Analysen verschieden großer Muscheln vergleichbar zu machen, wählten die Wissenschaftler als Bezugsgröße ein Gramm Muschelfleisch. Das Ergebnis der Studie: Ein Gramm Muschelfleisch enthält zwischen 0,13 und 2,45 Mikroplastik-Partikel mit Größen zwischen 0,003 und fünf Millimetern.

Herkunft der untersuchten Proben

Am stärksten belastet waren Muschel-Proben aus dem Nordatlantik und dem Südpazifik. Weil die Muscheln neben Nahrungspartikeln auch Mikroplastik-Teilchen aus dem Wasser herausfiltrieren, ermöglicht eine Mikroplastik-Untersuchung der Muscheln indirekt Rückschlüsse auf die Belastung der jeweiligen Herkunftsgebiete.

Alle untersuchten Muscheln wurden in Lebensmittelgeschäften erworben. Sie stammten teilweise aus Aquakulturen und teilweise aus Wildfängen aus der Nordsee, dem Mittelmeer, dem Atlantik, dem Südpazifik, dem Südchinesischen Meer und dem Golf von Thailand.

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Vergleichbare Ergebnisse produzieren

Die Kunststoff-Teilchen aus den Muschen wurden nach einer speziellen enzymatischen Aufreinigung spektroskopisch analysiert (Mikro-Fourier-Transform-Infrarotspektrometrie (Mikro-FTIR) und Raman-Spektroskopie). Die Kontamination unterschiedlicher Organismen mit Mikroplastik wurde zwar auch schon in früheren Forschungsarbeiten untersucht. Allerdings lassen sich die bislang vorhandenen Ergebnisse nur eingeschränkt miteinander vergleichen, weil in den Studien oft unterschiedliche Analysemethoden eingesetzt wurden.

Die Bayreuther Forscher haben bei ihrer Arbeit besonders auf Vergleichbarkeit mit zukünftigen Studien geachtet. „Unsere neue Studie stellt in methodischer Hinsicht einen wichtigen Fortschritt dar“, sagt Prof. Dr. Christian Laforsch, Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs „Mikroplastik“ an der Universität Bayreuth und Inhaber des Lehrstuhls Tierökologie I. „Wir haben bei der Probenaufbereitung, Messung und Analyse der Mikroplastik-Kontamination neueste Technologien und Verfahren so kombiniert, dass sich auf dieser Basis künftig vergleichbare Ergebnisse erzielen lassen. Eine solche methodische Harmonisierung ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass Risiken, die potenziell von der Verbreitung von Mikroplastik in der Umwelt ausgehen, richtig eingeschätzt und bewertet werden können.“

Originalpublikation: V.B.N. Kumar, L.A. Löschel, H. Imhof, M.G.J. Löder, C. Laforsch: Analysis of microplastics of a broad size range in commercially important mussels by combining FTIR and Raman spectroscopy approaches, Environmental Pollution, Volume 269, 15 January 2021. DOI: 10.1016/j.envpol.2020.116147

* C. Wißler, Universität Bayreuth, 95447 Bayreuth

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