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Kunststoffrecycling Was der Geruch von Einkaufstüten über Mülltrennung verrät

Von Christian Lüttmann Dr. Susanne Langer*

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Für hochwertiges Recycling von Kunststoff muss der Abfall möglichst sortenrein vorliegen. Aber nicht nur des Materials wegen ist eine separate Müllsammlung im Gelben Sack ratsam, sondern auch wegen des Geruchs. Dieser ist nämlich bei Plastikabfällen aus dem Hausmüll selbst nach Reinigung des Plastiks stärker als bei Müll aus dem Gelben Sack, wie Fraunhofer Forscher herausfanden.

Die getrennte Sammlung wirkt sich positiv aus auf die sensorischen Eigenschaften von Kunststoff-Abfällen und damit auch auf die Rezyklatqualität.
Die getrennte Sammlung wirkt sich positiv aus auf die sensorischen Eigenschaften von Kunststoff-Abfällen und damit auch auf die Rezyklatqualität.
(Bild: Fraunhofer IVV)

Erlangen, Freising – Kunststoffe sind vielseitig einsetzbar und weit verbreitet. Letzteres trifft allerdings auch auf Plastikmüll zu. Ein wichtiger Aspekt zur Reduzierung dieses Problems ist eine möglichst hohe Recyclingquote. Die wiederverwerteten Kunststoffe haben allerdings meist eine schlechtere Qualität als im ersten Produktzyklus – und das kann schon durch die Art der Entsorgung beeinflusst sein.

Wenn Plastik nämlich zusammen mit anderem Abfall im Hausmüll landet, bleiben auch nach einer anschließenden Rückgewinnung noch deutlich stärkere Störgerüche zurück als bei Plastik aus dem Gelben Sack. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der spanischen Universität Alicante.

Tests mit Nase und instrumenteller Analytik

Die Forscher untersuchten dazu Kunststoff aus Low Density Polyethylen (LDPE), der für viele Verpackungen wie z.B. Einkaufstüten verwendet wird. Damit Rezyklate aus solchem Kunststoff-Verpackungsabfall als Sekundärrohstoff erneut in qualitativ hochwertigen Produkten eingesetzt werden können, dürfen sie keine Störgerüche aufweisen. Genau diese Gerüche analysierten die Wissenschaftler mit Methoden der analytischen Sensorik.

In einem ersten Schritt bewertete ein geschultes Sensorik-Panel den Geruch von Plastikabfällenaus post-consumer LDPE-Einkaufstüten. Dabei kam ein Teil des Kunststoffes aus der Entsorgung über den Hausmüll, ein anderer Teil aus der separaten Entsorgung über den Gelben Sack.

Im zweiten Schritt wurden die Geruchsstoffe mittels Gaschromatographie-Olfaktometrie sowie zweidimensional gekoppelt mit Massenspektrometrie analysiert. Mehr als 60 geruchsaktive Substanzen konnten dabei identifiziert werden. So wurden sowohl die chemische Struktur bestimmt als auch mögliche Bildungswege und Quellen der Geruchsstoffe abgeleitet.

Störgeruch in Plastikresten

Wie zu erwarten gewesen, wiesen die Hausmüllproben einen käseartigen, schweißigen und fäkalen Geruch auf, da hier viele Geruchsstoffe auf typische Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen zurückzuführen sind. Die getrennte Sammlung im Gelben Sack wies dagegen eine signifikant geringere Gesamtgeruchsbelastung der Abfälle auf.

Selbst nach einem Reinigungsschritt wies der Plastikabfall der Hausmüllsammlung noch einen stärkeren Geruch auf als der gewaschene Abfall aus dem Gelben Sack.

Insgesamt zeigte sich aber, dass post-consumer LDPE-Einkaufstüten aus der getrennten Sammlung, die bei 60 Grad gewaschen wurden, weniger Geruchsstoffe und einen geringeren Gesamtgeruch aufwiesen als ungewaschene.

Die grundlegenden Erkenntnisse zur Herkunft der Störgerüche in post-consumer LDPE-Einkaufstüten können nun genutzt werden, um maßgeschneiderte Lösungen zur Geruchsoptimierung von Kunststoff-Rezyklaten bereits von der Sammlung an zu erarbeiten.

Originalpublikation: Andrea Cabanesa, Miriam Strangl, Eva Ortner, Andres Fullana, Andrea Buettner: Odorant composition of post-consumer LDPE bags originating from different collection systems, Waste Management, Volume 104, 1 March 2020, Pages 228-238; DOI: 10.1016/j.wasman.2020.01.021

* Dr. S. Langer, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 91054 Erlangen

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