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Die neugierigsten Länder der EU Wie neugierig ist Deutschland?

Redakteur: Christian Lüttmann |

Wo leben die neugierigsten Menschen der EU – in Deutschland? In Schweden? Oder in den Niederlanden? Um das herauszufinden, hat das Unternehmen Viking ein Ranking erstellt, in dem es die 28 EU-Länder anhand von sechs ausgewählten Neugier-Faktoren miteinander vergleicht. Wo Deutschland in diesem Ranking landet und welches Land ganz oben im Neugier-Index steht, verrät dieser Beitrag.

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Wer ist der Negierigste in Europa? Ein Ranking vergleicht die 28 EU-Länder (Symbolbild).
Wer ist der Negierigste in Europa? Ein Ranking vergleicht die 28 EU-Länder (Symbolbild).
(Bild: gemeinfrei, qimono / Pixabay )

Neugier ist eine Triebfeder für Innovation und Fortschritt. Damit ist diese Eigenschaft auch im Berufsleben relevant, wo oft kreative Lösungen gefragt sind, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Das Maß an Neugier zu messen, gestaltet sich allerdings als schwierig, da sich Neugier auf viele Arten ausdrückt.

Der internationale Konzern Viking hat sich der Aufgabe angenommen, Neugier in Zahlen zu fassen und ein Ranking für die europäischen Länder erstellt. Anhand von sechs Faktoren versuchte das Unternehmen, die Eigenschaft Neugier greifbar zu machen. Welche Ergebnisse daraus hervorgegangen sind und wie Deutschland im europäischen Neugier-Ranking platziert ist, erfahren Sie im Folgenden.

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Wie die Neugier-Rangliste zustande kommt

Für das Neugier-Ranking hat Viking sechs Kategorien ausgewählt, die sich relativ leicht in Zahlen fassen lassen und durch ihr breites Spektrum die Neugier der unterschiedlichen EU-Länder möglichst gut repräsentieren:

  • 1. Wikipedia-Seitenaufrufe
  • 2. Duolingo-Nutzer
  • 3. Nachrichtenaufrufe online
  • 4. Erasmus-Studenten
  • 5. Stunden beruflicher Weiterbildung
  • 6. Ausleihen in Bibliotheken

Aus dieser Kombination von Big Data auf Medien, Suchmaschinen und bis dahin unveröffentlichten Daten des Online-Sprachtrainers Duolingo wurde der Neugier-Index erstellt. Das Ranking wurde unter Verwendung von Perzentilwerten pro Datensatz festgelegt. Die Endpunkte aller sechs Datensätze wurden addiert, um das Ranking zu bestimmen

Die Niederländer sind die größten Wikipedia-Nutzer

Sie ist meist erste Anlaufstelle für Wissensfragen und Top-Treffer bei vielen Google-Suchen: die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Damit eignet sie sich als Kriterium für die Neugier von Internetnutzern. Die Auswertung von Viking zeigt, dass die Niederländer EU-weit am häufigsten auf die digitale Enzyklopädie zugreifen: rund 17 Mal pro Monat, und damit fast doppelt so häufig wie der EU-Durchschnitt mit 9,4 Aufrufen pro Kopf und Monat.

Wikipedia-Seitenaufrufe
Wikipedia-Seitenaufrufe
(Bild: Viking)

In Deutschland besucht jeder Internetnutzer im Schnitt 12 Mal pro Monat Wikipedia, womit Deutschland in dieser Kategorie auf dem sechsten Platz im Ranking landet. Das Schlusslicht bilden Bulgarien und Belgien, in diesen Ländern greifen Internet-Surfer im Durchschnitt nur einmal im Monat auf diese Informationsquelle zu.

Deutsche sind sprachfaul

Das Erlernen einer Fremdsprache fordert viel Disziplin. Es zeugt aber auch von Interesse an anderen Kulturen und eröffnet neue Möglichkeiten, Informationen aufzunehmen und auszutauschen. So gesehen ist es ein Indikator für die Neugier. Um ihn zu erfassen, hat das Unternehmen Viking Nutzerdaten der Sprachenlerndienstes Duolingo ausgewertet.

Duolongo-Nutzer
Duolongo-Nutzer
(Bild: Viking)

Aus den Daten geht hervor, dass deutschlandweit über 3,7 Millionen aktive Nutzer bei Duolingo angemeldet sind. Dies sind laut der Viking-Statistik 5,2% aller deutschen Internetnutzer. Im Ranking reicht das lediglich für Platz 25 von 28. Weniger Sprachinteressierte gibt es nach diesem Kriterium nur in Finnland, der Slowakei und Bulgarien. Auf Platz eins liegt Malta. Dort sind mit knapp 50.000 zwar deutlich weniger Nutzer bei Duolingo aktiv als in Deutschland, umgerechnet auf die Internetnutzer im Land ergibt das jedoch den EU-Spitzenwert von 14,7% – fast doppelt so viel wie der EU-Durchschnitt von 7,5%.

Acht von zehn Internetnutzern lesen Onlinenachrichten

Auch wenn die Zahl der Zeitungsabonnenten seit einiger Zeit stark zurückgeht, bleiben Nachrichten eine wichtige Informationsquelle. Statt auf Papier konsumieren immer mehr Menschen ihre Nachrichten online und stillen so ihre Neugier auf tagesaktuelle Themen aus Politik, Wirtschaft und Co.

Nachrichtenleser online
Nachrichtenleser online
(Bild: Viking)

Viking hat ausgewertet, wie viele Internetnutzer in den vergangenen drei Monaten Nachrichten online gelesen haben, und daraus den dritten Neugier-Indikator gemacht. Hier erzielt Deutschland einen Wert von 75%, landet damit jedoch nur auf Platz 21. In den Top 5 Ländern dieser Kategorie – Litauen, Tschechien, Kroatien, Estland und Finnland – lesen über 90% der Internetnutzer Nachrichten online.

Malteser mögen Auslandssemester

Zur Neugier gehört auch der Blick über den Tellerrand, das Interesse an anderen Ländern und Kulturen. Diesen Part soll im Neugier-Ranking von Viking die Zahl der Erasmus-Studenten widerspiegeln. Das Erasmus-Netzwerk ermöglicht ein Auslandsstudium in Europa und fördert so kulturellen Austausch und das Erlernen neuer Sprachen.

Erasmus-Studenten
Erasmus-Studenten
(Bild: Viking)

Mit Abstand den größten Anteil an Erasmusstudenten hat Malta. Von 1000 Studenten machen im Schnitt 59 im Erasmusprogramm mit. Der EU-Durchschnitt liegt lediglich bei 18. Und Deutschland kommt auf nur 14 Erasmus-Teilnehmer pro 1000 Studenten (Platz 18 in dieser Neugier-Kategorie). Schlusslicht bildet das Vereinte Königreich: Von 1000 Studenten sind nur knapp sieben Teil des Erasmus-Programms.

Eine halbe Woche Fortbildung in Lettland

Den Wunsch, Neues zu lernen, kann man als einen Teil von Neugier werten. Um diesen Aspekt in Zahlen vergleichbar zu machen, haben die Verfasser der Neugier-Studie die Weiterbildungsmaßnahmen im Berufsleben analysiert. Die Möglichkeit zu Weiterbildungen fördert nicht nur die Mitarbeiter, auch Arbeitgeber profitieren davon, wenn sie ihren Angestellten ermöglichen, sich während ihrer Arbeitszeit weiterzubilden. Schließlich erweitert dies die Fähigkeiten und damit die Qualität der Mitarbeiter.

Berufliche Fortbildung
Berufliche Fortbildung
(Bild: Viking)

Mit knapp acht Stunden Weiterbildungsmaßnahmen pro Jahr liegt Deutschland unter dem EU-Durchschnitt von 9,9 Stunden und landet auf Platz 18 in dieser Kategorie. Auf Platz eins liegt Luxemburg, wo Mitarbeiter pro Jahr 20,5 Stunden mit Fortbildungsmaßnahmen verbringen. Am anderen Ende des Rankings landet Lettland mit knapp vier Stunden pro Jahr.

In Finnland geht man noch in die Bibliothek

Ausleihen in Bibliotheken
Ausleihen in Bibliotheken
(Bild: Viking)

Als Ergänzung zu der Wikipedia-Kategorie untersucht das Ranking von Viking auch die Ausleihen von Büchern in Bibliotheken. Erwartungsgemäß sind hier die Zahlen sehr klein, da heutzutage Wissen in Sekundenschnelle und auf Knopfdruck verfügbar ist. Dennoch leiht sich in der gesamten EU durchschnittlich jeder vier Mal pro Jahr ein Buch aus. Die größten Leseratten sind dabei die Finnen mit durchschnittlich 16 Ausleihen pro Kopf und Jahr. In Deutschland sind es fünf Bücher, was für Platz zwölf reicht.

Wie sieht nun die Gesamtauswertung des Neugier-Rankings aus? Nimmt man alle sechs Indikatoren zusammen, so ergibt sich ein Maximalwert von 600 Punkten. Deutschland erreicht weniger als die Hälfte und liegt mit 261 Punkten auf Platz 20. Die fünf neugierigsten EU-Länder sind Finnland, die Niederlande, Irland und Tschechien mit jeweils über 400 Punkten sowie Malta auf dem ersten Platz mit 432 Punkten. Bulgarien ist laut des Rankings das am wenigsten neugierige Land und belegt mit 111 Punkten den letzten Platz.

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Doch egal ob Platz 1 oder 28, Neugierde steckt letztlich in jedem Menschen. Und das Ranking von Viking ist nur eine von vielen Möglichkeiten, diese schwer zu fassende Eigenschaft in vergleichbare Zahlen umzuwandeln.

So hat beispielsweise das Unternehmen Merck in seiner Neugierstudie vier Dimensionen der Neugier definiert und damit die Neugier von deutschen Arbeitnehmern untersucht:

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