Nachhaltigkeit in den Life Sciences Der Nachhaltigkeitsbericht: Wer kann, wer darf, wer muss?
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Der Nachhaltigkeitsbericht ist mehr als eine Aufzählung der eigenen Aktivitäten, um im guten Licht zu stehen. Der Report nutzt nicht nur dem Unternehmen selbst – als gleichberechtigte Informationsquelle neben dem Finanzbericht gewinnt diese Art der Berichterstattung immer mehr an Bedeutung. Höchste Zeit also, sich mit dem Nachhaltigkeitsbericht zu beschäftigen – Teil 3 unserer Artikelserie zum Thema Nachhaltigkeit in den Life Sciences.

Sich als Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen? Macht sicher Sinn. Aber gleich einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen? Warum? Braucht es noch ein weiteres Werkzeug in der Unternehmensorganisation, das Zeit raubt und Mitarbeiter bindet? Es kommt auf die Zielsetzung an. Richtig eingesetzt, hilft der Nachhaltigkeitsbericht nicht nur interne Prozesse und das Risikomanagement zu verbessern, sondern wirkt sich positiv auf die Außendarstellung aus. Er ist zwischenzeitlich zu einer wichtigen Informationsquelle für Investoren geworden und ist (noch) ein Wettbewerbsvorteil im Markt.
Indem ein Unternehmen berichtet, wie es mit ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen und Risiken umgeht, seine Leistungen transparent darstellt und Nachhaltigkeitsziele definiert, verstärkt es den Dialog mit seinen Anspruchsgruppen und der Gesellschaft und bekennt sich zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung. Das ist ein nicht zu unterschätzender Effekt, wie eine Befragung berichtender Unternehmen ergab [1]. Die Frage lautet also eher: Warum sollte ein Unternehmen keinen Nachhaltigkeitsbericht erstellen?
Das erste Ziel: Erkenntnisgewinn
Die Zeiten, in denen Unternehmen sich ausschließlich auf die Kunden, Mitarbeiter und Inhaber konzentrieren mussten, sind vorbei. Vielmehr sind sie einer Vielzahl von Anforderungen verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen und Business- partnern ausgesetzt. Gleichzeitig nimmt die Vielfalt der Themen stetig zu, die für seine gesamte Strategie wichtig sind. Von direkten und indirekten Umweltschäden, die durch die Produktion verursacht werden, über die Produktsicherheit, die soziale und ökologische Bewertung der Lieferkette bis zur Attraktivität für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, um die ökonomische Zukunft sicherzustellen. Die Welt um uns herum ist komplexer geworden. Gerade Unternehmen, die ihren Fokus auf Innovation und F&E-Tätigkeiten legen, spüren das deutlich.
Wie geht Nachhaltigkeit in den Life Sciences: Hier finden Sie den ersten Teil dieser Artikelserie:
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Problem und Lösung zugleich
Wie geht Nachhaltigkeit in den Life Sciences?
Doch welche Themen sind so wesentlich, dass darüber berichtet und ein größeres Augenmerk aus Sicht der Nachhaltigkeitsstrategie gelegt werden sollte? Die Global Reporting Initiative (GRI, s. LP-Info-Kasten) definiert solche Themen als „wesentlich“, die „erhebliche ökonomische, ökologische und soziale Auswirkungen der Organisation aufzeigen oder die Beurteilungen und Entscheidungen der Stakeholder erheblich beeinflussen.“ [2]
Es stellt sich für ein Unternehmen also die Frage, welche ökologische, sozialen und ökonomischen Auswirkungen die eigenen Tätigkeiten haben und welche unternehmerischen Ziele sich daraus ergeben. Dabei können die im ersten Teil dieser Artikelreihe bereits erwähnten Sustainable Development Goals (SDGs) als wertvolle Hilfestellung dienen und sollten im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse mit einbezogen werden. Gleichzeitig wird durch die Einbindung der Stakeholdersicht der Blick erweitert und auf deren Bedürfnisse eingegangen. Der Stakeholder- Dialog kann naturgemäß sehr unterschiedlich ausfallen und reicht von einfachen Befragungen und Experten-Interviews über Dialogforen bis hin zu intensiven Interviews in Fokusgruppen. Das Ziel ist jedoch stets, Erkenntnisse über die Einstellungen und den Einfluss bestimmter Anspruchsgruppen auf das Unternehmen zu gewinnen.
Der Greenwashing-Falle entkommen: Hier finden Sie den zweiten Teil dieser Artikelserie:
![Abb. 1: Wird Nachhaltigkeit von Unternehmen ungeschickt kommuniziert, wittern viele Greenwashing. (Bild: ©olly; ©j-mel - stock.adobe.com_[M]-Kübert) Abb. 1: Wird Nachhaltigkeit von Unternehmen ungeschickt kommuniziert, wittern viele Greenwashing. (Bild: ©olly; ©j-mel - stock.adobe.com_[M]-Kübert)](https://cdn1.vogel.de/BCzD1i_V56neynQzAuGFzt1tlkE=/320x180/smart/filters:format(jpg):quality(80)/p7i.vogel.de/wcms/3b/8c/3b8ce7434bb47e7c59ca3474cf00b9da/96090641.jpeg)
Nachhaltigkeitskommunikation in den Life Sciences
Der Greenwashing-Falle entkommen: Vier Tipps zeigen wie
Das zweite Ziel: Der Blick nach innen
Auf den ersten Blick mag die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts als Marketinginstrument erscheinen, der die eigenen Projekte und Anstrengungen nach außen trägt, oder als Informationsmedium für Investoren. Dabei liegen die meisten Vorteile innerhalb eines Unternehmens. Durch die Aufnahme und Erweiterung von Kennzahlen und Leistungsindikatoren erweitert man die eigene Datenlage und erhält ein umfassenderes Bild über den Status quo. Dieser übergreifende Blick, der sich vor allem auch über mehrere Berichtsperioden erstreckt, bietet dem Management eine deutlich präzisere Entscheidungsgrundlage.
Konkret wird das für Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen am Beispiel der Energieverbräuche, die in dieser Branche über die letzten Jahre annähernd gleichgeblieben sind [3]. Wer aber CO2-Emissionen und Energieverbräuche bestimmt und entsprechende Investitionsentscheidungen getroffen hat, wird von der CO2-Abgabe weniger betroffen sein. Ähnliches gilt für das Beispiel der Kunststoffe, die für Verpackungen eingesetzt werden. Das präzise Wissen darüber, welche Kunststoffe in welcher Form und möglichen Recycling-Quote vorhanden sind, erleichtert zukünftige Investitionsentscheidungen, wenn von Seiten des Gesetzgebers verschärfte Recyclingquoten für Verpackungen erlassen werden.
Der Mehraufwand für die Datenerhebung rückt angesichts des Sparpotenzials schnell in den Hintergrund. Der Blick nach innen offenbart darüber hinaus auch eine neue Sichtweise auf die ökonomischen Zusammenhänge im Unternehmen und trägt damit zur Optimierung von Managementprozessen bei. Denn die wirtschaftliche Effizienz bemisst sich daran, wie kostenintensiv ein Prozess ist. Die Kostenbasis gerät durch die Umlage von Umweltkosten wie der CO2-Abgabe oder der angesprochenen Recyclingquote in Bewegung und mit ihr die ökonomische Bewertung, was dazu führt, dass ein Prozess nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch nachhaltig wird.
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