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Wie Plantagen bienenfreundlicher werden können Diversität auf dem Feld stärkt Bienenfitness

Autor / Redakteur: Corinna Russow * / Christian Lüttmann

Bienen brauchen es bunt, schließlich sind sie auf reichhaltige Pollenernte für die Aufzucht ihrer Larven angewiesen. In Monokulturen der Landwirtschaft ist das Blütenangebot jedoch – wie der Name verrät – sehr eintönig. In einer neuen Studie belegen Forscher unter Leitung der Universität Würzburg, dass schon kleine vielseitig bepflanzte Flächen einen positiven Effekt auf die umliegenden Bienenpopulationen haben können.

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Forscher unter Leitung der Uni Würzburg erforschten am Beispiel der Biene Tetragonula carbonaria soziale Bienenarten.
Forscher unter Leitung der Uni Würzburg erforschten am Beispiel der Biene Tetragonula carbonaria soziale Bienenarten.
(Bild: Sara Leonhardt)

Würzburg – Wespen sind von vielen Menschen nicht gern gesehen. Obwohl sie unter Naturschutz stehen, fallen sie nicht selten einer Fliegenklatsche zum Opfer. Ihre Verwandten, die Bienen, genießen im Allgemeinen einen besseren Ruf unter der Bevölkerung. Doch auch sie sind nicht vor Gefahr gefeit: Parasitenbefall, Pestizideinsatz und einseitige Bepflanzung machen den Honigproduzenten das Leben schwer. Welchen Einfluss Monokulturen, Großplantagen und vergleichbare Agrarflächen auf Bienen tatsächlich ausüben, haben Forscher der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) nun erstmals in einer Studie untersucht, zusammen mit anderen deutschen und australischen Forschern.

Bisher vermuteten Wissenschaftler, dass landwirtschaftlich intensiv genutzte Habitate generell schlecht für Bienen sind, da sie dort Pestiziden ausgesetzt sind und nur eine sehr geringe Auswahl an Nahrungsressourcen und Nistmöglichkeiten finden. Auch darauf führte man das weltweite Bienensterben zurück. Wie die JMU-Forscher aber herausfanden, können Bienen in landwirtschaftlich genutzten Flächen durchaus gut leben. Voraussetzung ist, dass sie Zugang zu so genannten Habitatinseln mit hoher Pflanzendiversität haben.

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Fitness von stachellosen Australiern

„Tetragonula carbonaria“ heißt die australische, stachellose Bienenart, die die Wissenschaftler über mehr als zwei Jahre untersuchten. „Beispielhaft beobachteten wir an ihr, ob die Fitness und der Fortpflanzungserfolg sozialer Bienen von der sie umgebenden Diversität der Pflanzen und der damit verbundenen Qualität der Nahrungsressourcen abhängt“, sagt Dr. Sara Leonhardt, die Leiterin der Studie an der JMU. Zu sozialen Bienen gehören unter anderen Honigbienen und stachellose Bienen. Sie sind für einen Großteil der weltweiten Bestäubungsleistung verantwortlich.

Für die Studie installierten die Wissenschaftler Bienenkolonien in drei verschiedenen Habitaten. „Wir wählten naturbelassene Wälder, urbane Gärten und landwirtschaftlich intensiv genutzte Macadamia-Plantagen und beobachteten das Wachstum und die Produktion von Arbeiterinnen, Königinnen und neuen Kolonien“, beschreibt Erstautor Dr. Benjamin Kaluza das Vorgehen. Außerdem analysierten die Forscher die Nahrungsqualität des gesammelten Pollens und Honigs und kartierten die Pflanzendiversität in diesen Habitaten.

Schon kleine Blüteninseln zeigen positive Wirkung

Das Ergebnis bringt Kaluza auf den Punkt: „Bienen brauchen Diversität.“ Die Lebensqualität der Bienen war in Gärten und artenreichen Wäldern am höchsten und in Plantagen am geringsten. Nehme die Pflanzenvielfalt in der Umgebung ab, produzieren die Bienen weniger Nachkommen, folglich schrumpfen die Kolonien. „Nur in Landschaften mit hohem Pflanzenarten-Reichtum finden sie kontinuierlich ausreichend ausgewogene und qualitativ hochwertige Nahrung und andere Ressourcen“, führt die Forscherin aus.

Laut Leonhardt ist dieser Effekt bereits sichtbar, wenn die Bienen auch nur kleine Habitatinseln mit hoher Blütendiversität in Flugdistanz haben. „Denn dann können sie sowohl den negativen Einfluss von Pestiziden als auch von Monokulturen kompensieren“, sagt sie und ergänzt: „Dieses Ergebnis bedeutet, der weltweite massive Rückgang der Biodiversität könnte eine Hauptursache für das Bienensterben sein.“

Die Ergebnisse der Studie könnten dabei helfen, die Gesundheit und Population von Bienenvölkern mit einfachen Maßnahmen wie einer vielfältigeren Bepflanzung zu verbessern. „Wir erhoffen uns jetzt natürlich verstärkten Schutz und Re-Etablierung biodiverser Habitate, vor allem in landwirtschaftlich stark genutzten Regionen, wie zum Beispiel Plantagen“, sagt Kaluza. In weiteren Forschungen wollen Leonhardt und ihr Team nun untersuchen, wie genau die Bienen ihre Ressourcen finden und wie sie von den unterschiedlichen Pollenquellen profitieren.

Originalpublikation: Benjamin F. Kaluza, Helen M. Wallace, Tim A. Heard, Vanessa Minden, Alexandra Klein, Sara D. Leonhardt: Social bees are fitter in more biodiverse environments. Scientific Reports, (2018) 8:12353; DOI: 10.1038/s41598-018-30126-0

* C. Russo, Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), 97070 Würzburg

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