Covid-19-Testverfahren Gurgelnd dem Coronavirus auf der Spur
Tests sind für Studierende Alltag. An der Universität Heidelberg läuft aber gerade ein ungewöhnlicher Test – und das auch noch freiwillig. Dort prüfen Forscher den Einsatz eines Gurgeltests zum Erkennen von Coronainfektionen. Wenn das Verfahren für kommerzielle Zwecke genehmigt wird, könnte es beim Aufspüren von Infektionsketten helfen.
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Heidelberg – An der Universität Heidelberg können Studierende momentan an einem besonderen Test teilnehmen. Dazu müssen sie einmal kräftig gurgeln – denn untersucht wird dort ein neuer Coronatest, der über eine Spüllösung für den Rachenraum funktioniert.
Das Testverfahren wurde am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) und dem Universitätsklinikum Heidelberg entwickelt. Es basiert auf einer Gurgelprobe mit einer Kochsalzlösung und einem Nachweis der viralen SARS-CoV-2-RNA mittels einer isothermalen enzymatischen Reaktion.
Die Proben können mithilfe einer Robotik-Plattform in einer experimentellen Teststation, die das ZMBH zusammen mit der Virologie aufgebaut hat, innerhalb von circa acht Stunden ausgewertet werden. Das Testverfahren ist für Forschungszwecke bereits zugelassen, aber noch nicht zertifiziert und daher nicht kommerziell erhältlich.
Nachweis schon zwei Tage nach Infektion möglich
Mit dem Test können Personen bereits zwei bis drei Tage nach erfolgter Ansteckung identifiziert werden, wie die Forscher sagen. Zudem lässt sich das Virus noch einige Zeit nach der Infektion nachweisen, sodass sich auch Infektionsketten aufdecken lassen.
Der Test wurde bereits während der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020 entwickelt und in Peer-Review-Journalen vorgestellt. „Im Sommer haben wir unser Testverfahren noch einmal deutlich verbessert“, sagt Forschungsleiter Prof. Dr. Michael Knop. Ihm zufolge ist die Sensitivität des Heidelberger Testverfahrens nun deutlich höher als die kommerzieller Antigen-Schnelltests.
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SARS-CoV-2-Übertragung per Aerosol
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Morgens Gurgeln, abends Bescheid wissen
Für die Studierenden der Uni Heidelberg ist der Test ein Angebot auf freiwilliger Basis. Das praktische ist: Die Gurgelprobe lässt sich einfach zu Hause durchführen. Die Proben werden gesammelt und für die Auswertung zur Teststation gebracht. Noch am Abend oder am Folgetag stehen die Ergebnisse zur Verfügung.
Positive Tests werden mit einem diagnostischen PCR-Test validiert und nach der Bestätigung dem Gesundheitsamt gemeldet. „Auch wenn unser Testlabor bisher nur für die Forschung zugelassen ist, können wir dennoch mit unserem schnellen Testverfahren einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des Infektionsrisikos leisten. Unsere Studie wird zeigen, wie gut solche freiwilligen Tests aufgenommen werden“, sagt Knop. Vielleicht hilft ein solcher Gurgeltest bald, Infektionsherde schneller zu erkennen und effektiver einzudämmen.
Publikationen: V.L. Dao Thi, K. Herbst, K. Boerner, M. Meurer, L.P. Kremer, D. Kirrmaier, A. Freistaedter, D. Papagiannidis, C. Galmozzi, M.L. Stanifer, S. Boulant, S. Klein, P. Chlanda, D. Khalid, I. Barreto Miranda, P. Schnitzler, H.G. Kräusslich, M. Knop, and S. Anders: A colorimetric RT-LAMP assay and LAMP-sequencing for detecting SARS-CoV-2 RNA in clinical samples. Science Translational Medicine 2020, Vol. 12, Issue 556; DOI: 10.1126/scitranslmed.abc7075
S. Klein, T.G. Müller, D. Khalid, V. Sonntag-Buck, A.M. Heuser, B. Glass, M. Meurer, I. Morales, A. Schillak, A. Freistaedter, I. Ambiel, S.L. Winter, L. Zimmermann, T. Naumoska, F. Bubeck, D. Kirrmaier, S. Ullrich, I. Barreto Miranda, S. Anders , D. Grimm, P. Schnitzler, M. Knop, H.G. Kräusslich, V. L. Dao Thi, K. Börner, and P. Chlanda: SARS-CoV-2 RNA Extraction Using Magnetic Beads for Rapid Large-Scale Testing by RT-qPCR and RT-LAMP. Viruses 2020, 12, 863; DOI: 10.3390/v12080863
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