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Kenne deinen Fisch! Isotopen-Analyse verrät, was Lachse fressen

Autor / Redakteur: Dr. Boris Pawlowski* / Christian Lüttmann

Transparenz für den Verbraucher: Mit einer neuen Methode kommen Kieler Forscher dem wahren Ursprungsort von Fischen auf die Spur. Damit können sie Wildlachs von Lachs aus Aquakulturen unterscheiden und sogar Rückschlüsse auf die Ernährung der Fische vornehmen.

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Lachs in der Auslage eines Premium-Supermarktes in Shanghai/China. Kieler Forschende haben neue Methode entwickelt, um die Ernährung und Herkunft bestimmen zu können.
Lachs in der Auslage eines Premium-Supermarktes in Shanghai/China. Kieler Forschende haben neue Methode entwickelt, um die Ernährung und Herkunft bestimmen zu können.
(Bild: Thomas Larssen, Uni Kiel)

Kiel – Mehr als die Hälfte der weltweiten Produkte aus Fisch und Meeresfrüchten stammt aus Aquakulturen. Die steigende Nachfrage und das gleichzeitige Schwinden der natürlichen Bestände aufgrund von Überfischung sorgen für ein seit Jahrzehnten starkes Wachstum der Aquakulturbranche.

Um Kosten und Auswirkungen auf die Wildfischbestände zu reduzieren, werden fleischfressende Fische in der Aquakultur zunehmend mit pflanzlichen Futtermitteln versorgt. Die Methoden, um die veränderte Nahrungsmittelkette eindeutig nachzuvollziehen, haben sich jedoch lange Zeit nicht verbessert, heißt es in einer Pressemeldung.

Ein internationales Team unter Leitung von Forschenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Kieler Exzellenzclusters „Future Ocean“ hat nun mit dem „stable isotope fingerprinting“ eine neue Methode entwickelt, um Proteinquellen von Lachsen mit hoher Genauigkeit zu identifizieren. Diese lässt Rückschlüsse auf Herkunft und Ernährung von einzelnen Fischen zu.

Veränderter Speiseplan

Die Futteranteile in der Fischzucht sind heute weitaus vielseitiger als früher. Vor rund vierzig Jahren wurden konventionell gezüchtete Atlantische Lachse (Salmo salar L.) noch zu 90 Prozent mit Nahrung aus dem Meer gefüttert. Seit 2015 liegt der Anteil nur noch bei 20 Prozent. Statt Fischmehl als einzige Protein- und Fischöl als einziger Lipidquelle erhalten Zuchtlachse nun ein ganzes Potpourri von mehreren Dutzend Bestandteilen aus Soja, Insekten, Makroalgen, Muscheln und Hefe.

Diese Diversifizierung an Futtermitteln beim Atlantischen Lachs hat dazu beigetragen, Produktionskosten zu senken und den Druck auf die Wildbestände zumindest teilweise zu verringern. Nun ist es dem internationalen Forschungsteam aus Kiel gelungen, eine neue, wirksame Methode zu entwickeln, welche Rückschlüsse auf die gesamte Nahrungsmittelkette und die Herkunft von Lachsen in Aquakultur zulässt.

Wild oder aus Aquakultur?

Mit ihrem Projekt kommen die Forscher auch dem Ruf der Verbraucher nach mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit bei der Fischproduktion entgegen. „Unsere Methode des stable isotope fingerprinting von Aminosäuren hat mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Methoden. Zum ersten Mal können wir die Herkunft von nach biologischen Standards gehaltenem, von konventionellem und wildem Lachs eindeutig unterscheiden“, erklärt Erstautor Dr. Yiming Wang vom Leibniz Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung an der Universität Kiel.

„Wir sind auch in der Lage, Lachse, die mit alternativen Nahrungsbestandteilen wie Insektenmehl und Makroalgen gefüttert werden, von anderen zu unterscheiden“, so Wang weiter. Die neue Methode wird zukünftig dazu beitragen können, dass nachhaltige Aquakulturprodukte in Übereinstimmung mit Standards wie dem EU-Umweltzeichen und anderen ökologischen Zertifizierungsprogrammen hergestellt werden. Laut den Forschern kann das „isotope fingerprinting“ helfen, die vom Verbraucher geforderte Lebensmittelsicherheit und Produktionstransparenz sicherzustellen.

Vom Lachs zu anderen Meeresprodukten

„Unsere Methode kann sogar noch erweitert werden, um auch andere Meeresprodukte zu authentifizieren. Dies ist ein erster Schritt zur Förderung einer gesunden und umweltverträglichen Aquakultur“, sagt Dr. Thomas Larsen vom Leibniz Labor für Radiometrische Datierung und Stabile Isotopenforschung an der Uni Kiel.

Orginalpublikation: Wang, Y. V., A. H. L. Wan, E.-J. Lock, N. Andersen, C. Winter-Schuh, and T. Larsen: Know your fish: A novel compound-specific isotope approach for tracing wild and farmed salmon. Food Chemistry 256:380-389 (2018), DOI: 10.1016/j.foodchem.2018.02.0950

* Dr. Boris Pawlowski: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), 24098 Kiel

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