Stresslevel von Mangusten messen Stresstest mit Wildtierhaaren
Beim Menschen ist die Haaranalyse ein verbreitetes Mittel, besonders zur Dopingkontrolle. Doch auch für Tiere bietet sie sich an. So haben Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung nun die Haaranalyse als möglichen Stress-Nachweis bei Mangusten ausgemacht. Darüber soll beispielsweise erforscht werden, wie die Mangusten mit der Rückkehr des Iberischen Luchses zurechtkommen.
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Berlin – Das Leben und Überleben von Tieren in der Natur ist oft hart. Nicht nur lauern natürliche Feinde und Nahrungskonkurrenten, auch Lichtverschmutzung, Lärm oder Straßenverkehr sorgen für zusätzlichen Stress. Kein Wunder, dass Wildtiere oft einen erhöhten Pegel des Stresshormons Cortisol im Blut haben. Prinzipiell lässt sich dieser leicht aus einer Blutprobe nachweisen. „Doch allein das Einfangen der Tiere und die Blutabnahme erzeugen erheblichen Stress. Zudem erhalten wir über das Blut ohnehin nur eine Momentaufnahme“, sagt Prof. Katarina Jewgenow, Leiterin der Abteilung Reproduktionsbiologie am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW).
Auch im Kot lassen sich die Abbauprodukte des Cortisols nachweisen, immerhin schon mit einem Zeitfenster für den Rückblick auf die vergangenen 24 bis 48 Stunden. Als echtes Langzeitarchiv für Belastungen durch Stress eignet sich aber nur ein Material: Tierhaare.
Haarige Analyse mit HPLC
Im Rahmen seiner Dissertation untersuchte Leibniz-IZW Doktorand Alexandre Azevedo 294 Haarproben von ägyptischen Mangusten (Herpestes ichneumon) aus sieben Distrikten Portugals, wo die kleinen Raubtiere als eingewanderte, invasive Art bejagt werden. Azevedo reinigte die Haarabschnitte erlegter Mangusten zunächst mit Alkohol, pulverisierte sie und extrahierte die Inhaltsstoffe mit Methanol. Die so erhaltenen Extrakte untersuchte der Doktorand mittels HPLC. Dabei zeigte sich, dass Cortisol im Haar der Mangusten während des Wachstums eingebaut wird. Nun konnten die Wissenschaftler untersuchen, ob es auch tatsächlich als Biomarker für Belastungen geeignet ist – also als Stressmesser dient.
Das Ergebnis war positiv: In den Haaren der kleinen Raubtiere hatte sich das Stresshormon angesammelt. Anhand der fast 300 Proben bestimmten die Forscher dann Normalwerte für Cortisol bei den Mangusten. Neben dem erlebten Stress spiegelten sich auch Alter, Geschlecht und Lagerzeit der Proben in den Cortisolwerten wider. Für Jahreszeit oder Reproduktionsstatus der Weibchen konnte hingegen kein Zusammenhang festgestellt werden.
Rückkehr eines alten Konkurrenten
Die ägyptische Manguste ist heute in Portugal weit verbreitet, weil sie dort über lange Zeit keine Nahrungskonkurrenten hatte. „Konkreter Anlass für unsere Studie ist die Wiederauswilderung des iberischen Luchses in Portugal. Seine bevorzugten Beutetiere sind Kaninchen. Damit wird er jetzt zum direkten Nahrungskonkurrenten der Manguste“, erklärt Jewgenow. Die IZW-Forscher wollen in einer weiteren Studie nun untersuchen, inwieweit dies die Mangustenpopulationen unter Stress setzt. Mit der Haaranalyse haben sie jetzt eine geeignete Methode dafür zur Verfügung.
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Originalpublikation: Azevedo A, Bailey L, Bandeira V, Dehnhard M, Fonseca C, de Sousa L, et al.: Age, sex and storage time influence hair cortisol levels in a wild mammal population, PLoS ONE 14 (8) (2019); DOI: 10.1371/journal.pone.0221124
* J. Zwilling, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, 10315 Berlin
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