Klebstoffe Typisch Klebstoff? Kontaminationen als Ursache für intensiven Klebergeruch
Klebstoffe riechen halt! Dieser Sachverhalt wird gemeinhin als Tatsache akzeptiert und nur selten hinterfragt. Zu Unrecht, wie sich zeigt. Wissenschaftler haben sich auf die Suche nach den Ursachen dieses oft als typisch wahr- genommenen Geruchs gemacht und herausgefunden: Schuld tragen nicht allein Lösungsmittel.
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Klebstoffe sind nicht nur ein wichtiges Utensil in Kitas und Grundschulen bei der gegenwärtig anstehenden Herstellung von St.-Martins-Fackeln. Klebstoffe finden zuhauf Anwendung in allen Lebensbereichen: etwa bei der Herstellung von Schuhsohlen, Teppichbodenbelägen, Verpackungen, Dichtungen, Pflasterverbänden, Etiketten, Verpackungen, Werkstoffverbünde – hier wie dort werden Klebstoffe ihrer buchstäblich bindenden Wirkungen wegen verwendet.
Klebstoffe besitzen in der Regel einen mehr oder weniger intensiven Eigengeruch, dessen Art von sensorischen Panels mit Attributen von intensiv bis scharf, von akzeptabel bis unangenehm beschrieben wird. Manchem Kleber entströmt ein Geruch, der ihm eine geradezu charakterisierende beziehungsweise spezifische Note verleiht. In Verdacht geraten und für den Klebergeruch ursächlich gehalten wurden bislang immer die verwendeten Lösungsmittel. Doch auch lösemittelfreie Kleber neigen dazu, streng und scharf zu riechen.
Obgleich weitläufig bekannt ist, dass olfaktorische Parameter nicht nur eine wichtige Rolle für die Akzeptanz eines Produkts auf Seiten der Verbraucher spielen, sondern ein intensiver, scharfer Geruch auch auf ein gesundheitsbedenkliches Potenzial hindeuten kann, sei bislang wenig in die Erforschung der Geruchswirkung von Klebstoffen investiert worden. Das zu ändern, haben sich Prof. Dr. Andrea Büttner und ihr Mitarbeiter Philipp Denk vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) im bayerischen Freising auf die Fahne geschrieben. Im Rahmen einer Studie analysierten sie unterschiedliche Acryl-, Methacryl- und Benzylacryl-Klebstoffe und berichten darüber im „International Journal of Adhesion and Adhesives“ [1].
Geruchsprofil von Klebstoffen im Fokus
Eines ihrer vorrangigen Ziele sei es gewesen, Aufschluss darüber zu erlangen, welche Komponenten in den verschiedenen Acryl-basierten Klebstoffen störende Gerüche zu verantworten haben. Spanische Forscher hatten vor einigen Jahren schon olfaktorisch relevante Komponenten u.a. in Acrylklebstoffen identifiziert [2], darunter Methylmethacrylat (scharf, fruchtig), Butylpropionat (erdig, süß), 1-Butanol (medizinisch), Butylacrylat (scharf, fruchtig), ein nicht identifizierter pilzartiger Geruch, Styrol (Benzin, Balsamico), 2-Ethylhexylacetat (scharf), Essigsäure (sauer, essigartig), 2-Ethyl-1-hexanol (grün), Kampfer (kampferartig), 1-Octanol (moosartig, pilzartig), Butansäure (ranzig, käseartig) und Naphthalin (teerartig, Mottenkugeln).
Mehr Informationen über die Analyse und Identifizierung von Geruchsbestandteilen in Acryl-basierten Klebstoffen habe man allerdings in der Fachliteratur nicht finden können, schreiben die Geruchsforscher. Diese Lücke wollten sie schließen.
In der am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung durchgeführten Studie ging es darum, die geruchsverursachenden Bestandteile in einer repräsentativen Auswahl handelsüblicher Acrylklebstoffe möglichst umfangreich chemisch zu identifizieren und sensorisch zu charakterisieren. Davon ausgehend, dass nicht alle in der Klebermatrix enthaltenen flüchtigen Verbindungen (VOC) an der Geruchsbildung beteiligt sind, wählten Büttner und Denk ein Versuchsdesign, mit dem sich sowohl uninteressante Matrixkomponenten abtrennen lassen sowie klar zwischen Geruchsverursachern und nichtgeruchsrelevanten Verbindungen unterschieden werden kann.
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