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Überträger von Borreliose und FSME Überraschung bei Feldstudie im Wald: Weniger Zecken dank Ameisen

Redakteur: Dr. Ilka Ottleben |

Mit den wärmeren Temperaturen werden auch die ungeliebten Begleiter manch eines Waldspaziergangs wieder aktiv: die Zecken. Gefürchtet ist ein Zeckenbiss vor allem, weil die kleinen Spinnentiere u.a. Erreger von Lyme-Borreliose oder FSME übertragen können. Nun haben Schweizer Wissenschaftler herausgefunden, dass Waldameisen einen deutlichen Einfluss auf lokale Zeckenvorkommen haben können.

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Zecken: Mit den wärmeren Temperaturen werden auch die ungeliebten Begleiter manch eines Waldspaziergangs und Überträger von Borreliose- und FSME-Erregern wieder aktiv
Zecken: Mit den wärmeren Temperaturen werden auch die ungeliebten Begleiter manch eines Waldspaziergangs und Überträger von Borreliose- und FSME-Erregern wieder aktiv
(Bild: gemeinfrei)

Bern/Schweiz – Zecken sind sehr weit verbreitet – leider. An Grashalmen und Büschen lauern die kleinen Spinnentiere auf einen passenden Wirt, an dem sie sich festbeißen können. Das sind in erster Linie Mäuse, Igel und Vögel. Aber eben auch Menschen. Und die Zeckenbisse können es in sich haben. Die Parasiten übertragen schwere Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Lyme-Borreliose. 2017 gingen in der Schweiz rund 23.000 Menschen wegen eines Zeckenbisses zum Arzt. 257 von ihnen erkrankten an FSME. Weiter schätzt das Bundesamt für Gesundheit, dass es im selben Jahr etwa 8000 Borreliosefälle gegeben hat.

Feldstudie im Wald untersucht Verbreitung von Zecken

Grund genug für Forschende nach Lösungen zu suchen, mit denen sich die Verbreitung der Zecken nachhaltig eindämmen lässt. Bislang wurde vor allem die Wirkung von Schimmelpilzen und Fadenwürmern untersucht. Wissenschaftler/innen der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL der Berner Fachhochschule BFH haben nun einen anderen Ansatzpunkt gewählt und die Wechselwirkungen zwischen Waldameisen und Zecken unter die Lupe gewählt. „Mit unserer Studie wollten wir testen, ob die Kleine Rote Waldameise das Vorkommen von Zecken in unseren Wäldern beeinflusst“, erklärt Studienleiterin Silvia Zingg. Dafür haben sie auf 130 Stichprobenflächen in der Nordwestschweiz die Zecken- und Ameisendichte bestimmt – die eine Hälfte der Standorte mit, die andere ohne Ameisennest in der Nähe. Um die Zecken zu zählen, haben sie ein weißes Tuch über Boden und Vegetation gezogen. Zudem haben sie weitere Variablen wie Streu, Vegetation und Mikroklima gemessen, die das Vorkommen von Zecken beeinflussen.

Klarer Einfluss auf die Zeckendichte, unklare Ursache

Die Resultate der Studie zeigen, dass eine dichte Vegetation einen negativen und tiefe Streu einen positiven Einfluss auf die Zeckendichte hat. Vor allem konnten die Forschenden mit ihrer Untersuchung nachweisen, dass Waldameisen die lokalen Zeckenvorkommen deutlich reduzieren können. Besonders wichtig für die Wirkung ist die Größe der Nester. Steigt beispielsweise das Volumen eines Ameisennestes von 0,1 m3 auf 0,5 m3 an, sinkt die Anzahl Zecken um rund zwei Drittel. „Es sind weitere Studien notwendig, damit wir die Mechanismen hinter dieser Beziehung verstehen“, erläutert Silvia Zingg. Möglich wäre laut den Forschenden, dass die Ameisensäure rund um die Nester oder das räuberische Verhalten der Waldameisen eine abweisende Wirkung auf die Zecken haben. Die Studie dokumentiert jedenfalls eine weitere Ökosystemdienstleistung der kleinen Waldpolizisten.

Originalpublikation: Zingg S, Dolle P, Voordouw MJ, Kern M.: The negative effect of wood ant presence on tick abundance. Parasit Vectors. 2018 Mar 15;11(1):164. doi: 10.1186/s13071-018-2712-0.

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