Übergewicht begünstigt Entzündungen Bakterien im Fettgewebe können Entzündungswerte erhöhen
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Übergewicht birgt viele gesundheitliche Risiken. Nun haben Forscher aus Leipzig gezeigt, dass sich Bakterien im Fettgewebe niederlassen und zu Entzündungen führen können. Je mehr bakterielle DNA im Fett vorhanden war, desto höher waren die Entzündungswerte und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass Stoffwechselstörungen auftreten können.

Leipzig – Fette sind lebenswichtige Energiespeicher für den Körper. Doch zu viel Fett ist schlecht für die Gesundheit. Neben erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zeigen sich im Blutbild von übergewichtigen Personen häufig leicht erhöhte Entzündungswerte. Zudem weisen Übergewichtige wie auch Patienten mit Typ-2-Diabetes eine besondere Darmflora und eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms auf. „Wir haben uns gefragt, ob die Bakterien bei Diabetespatienten und Menschen mit Übergewicht in das Fettgewebe einwandern, und dort zu dieser Entzündung, die wir sehen, aktiv beitragen“, sagt Dr. Rima Chakaroun von der Klinik und Poliklinik für Endokrinologie, Nephrologie, Rheumatologie des Universitätsklinikums Leipzig (UKL). Die junge Nachwuchsforscherin hat mit einem Team am UKL untersucht, woher Entzündungen im Fettgewebe kommen.
Probenentnahme ohne Kontamination
Um herauszufinden, wie die Entzündungswerte mit Fettleibigkeit und Diabetes zusammenhängen, entnahmen die Wissenschaftler bei Operationen durch Prof. Dr. Arne Dietrich an der Universitätsklinik sterile Fettgewebsproben von 75 Patienten. „Jeden Schritt des Experiments haben wir kontrolliert, um eine Kontamination durch das Arbeitsumfeld und Verfälschung der Ergebnisse zu verhindern. Wir haben die gleichen Untersuchungen im Blut durchgeführt und uns die DNA von Bakterien angeschaut. Auch haben wir in fixierten Fettgewebsschnitten nach intakten Bakterien gesucht“, erläutert Chakaroun die Methoden.
Die Schnitte vom Fettgewebe wurden nach ihrer Entnahme mit Fluoreszenzfarbstoff eingefärbt und dann die Fluoreszenzsignale nachgewiesen. „Wir haben tatsächlich lebendige Bakterien im Fett gefunden. Und je mehr zu finden sind, desto kränker waren die Patienten“, sagt Chakaroun. Zudem habe man in unabhängigen Versuchen eine Entzündung in Fettgewebszellen mithilfe von bakterieller DNA hervorrufen können, was die These der Wissenschaftler bestärke. Dies deutet darauf hin, dass das Vorhandensein von Bakterien stark gewebespezifisch ist. Dabei tragen eine bestimmte bakterielle Zusammensetzung und Menge an Bakterien vermutlich zusätzlich zu Entzündungen bei Diabetes-2-Patienten und übergewichtigen Personen bei.
Der Darm als Schaltstelle
In anschließenden Studien werden die Wissenschaftler in ihren Untersuchungen weitere Faktoren einbeziehen. „Das Fettgewebe ist nicht lose in unserem Körper“, sagt Chakaroun. „Es bleibt zu erforschen, wie das Zusammenspiel zwischen Umwelt und Ernährungsweise den Darm als Schaltstelle zwischen innerer und äußerer Umwelt sowie anderer Gewebe beeinflussen kann und darüber den Übergang der Bakterien ins Fett. Das zu verstehen, könnte uns neue Ansatzpunkte und eventuell neue Therapeutika zur Bekämpfung von Fettleibigkeit und metabolischen Erkrankungen ermöglichen.“
Originalpublikation: Lucas Massier, Rima Chakaroun, Shirin Tabei, Alyce Crane, Konrad David Didt, Jörg Fallmann, Martin von Bergen, Sven-Bastiaan Haange, Henrike Heyne, Michael Stumvoll, Martin Gericke, Arne Dietrich, Matthias Blüher, Niculina Musat, Peter Kovacs:Adipose tissue derived bacteria are associated with inflammation in obesity and type 2 diabetes, Physical Review Letters 125:2, 10. Juli 2020; DOI: 10.1103/PhysRevLett.125.023002
Mustapha Laatiaoui, Alexei A. Buchachenko, and Larry A. Viehland: Statin therapy is associated with lower prevalence of gut microbiota dysbiosis, Nature volume 581, pages310–315(2020); doi: 10.1038/s41586-020-2269-x
* P. Darius, Universität Leipzig, 04109 Leipzig,
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