Forum Akkreditierung 2022: Nachbericht Erfolgreich akkreditieren – von ISO-Normen und Schlichtungs-Keksen
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Zwei Tage Normen und Richtlinien sind harte Kost. Beim Forum Akkreditierung war die Stimmung dennoch positiv und die Diskussionen lebhaft. Die zweitägige Online-Veranstaltung führt seit 2020 Qualitätsmanager und Laborleiter durch das Dickicht der DAkkS-Vorgaben bei der Akkreditierung von Laboren. Ein Themenschwerpunkt war diesmal die Digitalisierung.

Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist oft … ein besonderes Erlebnis. Was im Privaten gilt, etwa wenn man mit dem Einwohnermeldeamt um Termine ringt, hat auch im beruflichen Kontext den einen oder die andere schon so manchen Nerv gekostet. Hier sind zum Beispiel diejenigen besonders betroffen, die in akkreditierten Laboren arbeiten, bzw. die sich um die Akkreditierung kümmern. Das Stichwort, was hier manches Augenlid nervös zucken lässt, lautet DAkkS: die Deutsche Akkreditierungsstelle. Es ist die Organisation, die laut eigenen Angaben fachliche Kompetenz, Verlässlichkeit, Unabhängigkeit und Integrität von Laboren prüft. Ohne eine erfolgreiche Akkreditierung dürfen Labore keine öffentlichen Untersuchungen anbieten – also keine Lebensmittelkontrollen, Materialprüfung, Coronatests usw.
Eine gute Mischung aus Lehrgang und Selbsthilfegruppe
Damit die Qualitätsbeauftragten aus den Laboren bestmöglich auf die Zusammenarbeit mit der DAkkS vorbereitet sind, veranstaltet das Fortbildungsunternehmen Klinkner und Partner seit 2020 das Forum Akkreditierung. Hier treffen sich einmal im Jahr Akkreditierungsberater und Laborangestellte sowie Laborleiter, um über neue Anforderungen zu diskutieren, den ein oder anderen Trick für die nächste Begehung zu lernen und vor allem persönliche Erfahrungen, Leidensberichte und Erfolgserlebnisse auszutauschen. Das Forum ist wie eine Selbsthilfegruppe für Qualitätsmanager aus akkreditierten und noch zu akkreditierenden Stellen. Jeder im Plenum hat eine eigene kleine Geschichte zu erzählen: Hier klagt eine Teilnehmerin über die langen Wartezeiten bei den Anträgen, dort berichtet jemand von der ungewöhnlichen Anfrage eines Begutachters, die Mülleimer am Arbeitsplatz zu inspizieren, und eine der Referentinnen spricht von ihrer guten Erfahrung, Auditoren mit ausreichend Kaffee und Keksen milde zu stimmen.
Bei all dem augenzwinkernden Smalltalk bleibt der Kern der Veranstaltung aber die fachliche Auseinandersetzung mit den Akkreditierungsauflagen. Und hier zeigt sich, dass die Referenten ihr Thema voll verstehen: Da geht es um Revisionsbearbeitung und Übergangsfristen bei ISO 15189. Um den Erhalt des Akkreditierungsstatus bei Umzug des Labors. Oder darum, wie mit Abweichungen bei ISO 17025 umzugehen ist.
Insgesamt 16 Fachvorträge von 15 Referenten boten den Teilnehmern am 6. und 7. September einen umfassenden Blick in das Thema Akkreditierung. Hierbei gaben vor allem die drei DAkkS-Begutachter Erich Klein, Susanne Kolb und Anette Loock praxisnahe Tipps für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Akkreditierungsstelle. Dabei ging es nicht nur um Schwierigkeiten und Ärger mit den Vorgaben, sondern immer um das Ziel, eine gute Zusammenarbeit mit den Prüfern der DAkkS zu erreichen. Stichwort: „Die Begutachter sind auch nur Menschen“.
Themenschwerpunkt Digitalisierung
Ein besonderer Schwerpunkt im diesjährigen Vortragsprogramm war die Digitalisierung. Welche Anforderungen sind bei der Verarbeitung und Speicherung von Daten zu beachten? Wie verhält es sich mit der Datensicherheit? Und was bedeutet der zunehmend verbreitete Homeoffice für die oft engen Vorgaben der DakkS, was z. B. die Zuordnung von Mitarbeitern zu einem Labor betrifft?
Für das Digitalisierungswissen unterstützte u. a. Dr. Claudia Koch von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) das Referenten-Team. Sie präsentierte erste Ergebnisse aus der QI-Fokus-Studie zur Digitalisierung in der Konformitätsbewertung. Ihr Zwischenfazit: Die Labore sind auf einem guten Weg. Stärker anwendungsbezogen waren die Beiträge von Konrad Wagner von „Labordatenbank“ und Tobias Pflock von Audit Trails. Wagner zeigte, wie ein LIMS-basierter Ansatz hilft, die Vorgaben der DIN EN ISO 17025 zu erfüllen. Und Pflock beleuchtete das Thema Verfolgbarkeit von Daten näher, indem er die Cloud-basierte Plattform Audittrails-17025 vorstellte.
Bezeichnend für den Themenschwerpunkt „Digitalisierung“ war, dass das Forum wie schon in den Jahren zuvor komplett online über die Teams-Software von Microsoft durchgeführt wurde. Hier zeigte sich deutlich, dass die Veranstalter von Klinkner und Partner bereits Routine in solchen Online-Events haben. Selbst als eine Referentin in der Begrüßungsrunde noch klang „wie aus dem Weltall“ ließ sich niemand aus der Ruhe bringen – und die verzerrte Tonübertragung war kurz darauf behoben.
Ich schlage vor, da treffen wir uns in der kleinen Gruppe im Anschluss nochmal im Wonder-Raum und besprechen das in Ruhe.
Ein besonderes Feature des Forums war zudem die Plattform wonder.me, eine Art digitaler Pausenraum, in dem sich Referenten und Teilnehmer zwischen den Vortragssessions zu weiteren Diskussionsrunden treffen konnten. Dies nutzten viele der Teilnehmer, um sich intensiver untereinander auszutauschen. Denn obwohl Präsenzveranstaltungen sicher weiterhin ihre Vorteile haben, gelang es durch die entspannte Gesprächsatmosphäre in den Video-Meetings und Tools wie wonder.me, dass sich stets lebhafte Diskussionen entwickelten und zum Teil den schon großzügig veranschlagten Zeitplan auf die Probe stellten.
Wer jetzt selbst Interesse hat, sich mehr über das Thema Akkreditierung zu informieren, findet entsprechende Angebote auf der Seite von Klinkner und Partner, etwa den Beratungsservice zur Akkreditierung oder das Seminar „Erfolgreiche Laborakkreditierung – Akkreditierungsprojekte“ am 27. Oktober 2022. Das nächste Forum Akkreditierung findet am 5. und 6. September 2023 statt.
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