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Infektionen Glückshormon Dopamin steuert Immunabwehr und schafft Zeitvorteil

Autor / Redakteur: Dr. Andreas Fischer / Dr. Ilka Ottleben

Die sogenannten Keimzentren unserer Lymphknoten sind für eine möglichst spezifische Immunantwort gegen Pathogene essentiell. In ihnen hat ein internationales Forscherteam nun einen durch das „Glückshormon“ Dopamin gesteuerten Mechanismus entdeckt. Dabei konnten die Forscher einen fördernden Einfluss von Dopamin auf eine frühere und stärkere Bildung von Antikörpern feststellen. Eine über Neurotransmitter regulierte Antikörperbildung in den menschlichen Keimzentren ist bei Immunreaktionen gegen sich schnell vermehrende Erreger ein entscheidender Vorteil.

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Im Volksmund wird Dopamin häufig als Glückshormon bezeichnet. Als Neurotransmitter ist es für eine Vielzahl von Körperreaktionen verantwortlich.
Im Volksmund wird Dopamin häufig als Glückshormon bezeichnet. Als Neurotransmitter ist es für eine Vielzahl von Körperreaktionen verantwortlich.
(Bild: gemeinfrei)

Braunschweig – Dringt ein Fremdstoff in unseren Körper ein, werden Antikörper gebildet, die den Eindringling erkennen und bekämpfen. In spezialisierten Bereichen der Lymphknoten, sogenannten Keimzentren, werden diese Antikörper für eine möglichst spezifische Immunantwort gegen Pathogene optimiert und die geeignetsten von ihnen selektiert.

Eine internationale Gruppe von Forschern, darunter auch Michael Meyer-Hermann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und dem Braunschweiger Zentrum für Systembiologie (BRICS), entdeckte und simulierte jetzt einen durch den Neurotransmitter Dopamin gesteuerten Mechanismus in den Keimzentren des Menschen. Dabei konnten die Forscher einen fördernden Einfluss von Dopamin auf eine frühere und stärkere Bildung von Antikörpern feststellen. Eine über Neurotransmitter regulierte Antikörperbildung in den menschlichen Keimzentren ist bei Immunreaktionen gegen sich schnell vermehrende Erreger ein entscheidender Vorteil. Da der entdeckte Mechanismus bei Mäusen so nicht existiert, konnte er nicht anhand von Versuchstieren untersuchen werden.

Keimzentren der Lymphknoten – Ausbildungsstätten für Antikörper

Durch sein Immunsystem ist unser Körper in der Lage, in einer Umwelt mit vielen Krankheitserregern zu überleben. Neben der uns angeborenen Immunität verfügen wir dazu über ein lernendes System, welches erst nach der Geburt in einem fein balancierten Zusammenspiel mit der Umwelt ausgebildet wird. Dringt ein Fremdstoff in den Körper ein, bilden spezialisierte Abwehrzellen, die B-Lymphozyten oder kurz B-Zellen, Antikörper-Moleküle dagegen. Diese erkennen wiederum den Eindringling anhand seiner Strukturmerkmale – der Antigene – und bekämpfen ihn. Bindet eine B-Zelle mit ihrem Rezeptor an ein Antigen, produziert die Zelle direkt einen passenden Antikörper oder beteiligt sich an der „Gründung“ eines Keimzentrums, in dem diese Antikörper weiterentwickelt und dann in größerer Menge produziert werden.

„Die Keimzentren sind besonders interessant in der Infektionsforschung. Sie sind die Ausbildungsstätten für Antikörper“, sagt Prof. Michael Meyer-Hermann. „Sie entwickeln sich im Verlauf einer Immunantwort in den Lymphknoten, in die verschiedene Arten von Immunzellen einwandern.“ Meyer-Hermann leitet die Abteilung „System-Immunologie“ am Braunschweig Integrated Centre of Systems Biology (BRICS), einer gemeinsamen Einrichtung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung und der Technischen Universität Braunschweig.

Im Keimzentrum findet eine Kooperation zwischen den B-Zellen und einem anderen Typ von Immunzellen, den T-Lymphozyten (oder T-Zellen) statt: „Die aktivierten B-Zellen vermehren sich und diversifizieren ihre Antikörper durch Mutation. Durch Selektion in Interaktion mit den T-Zellen steigern die Antikörper ihre Affinität zu den Antigenen. Nur die effektivsten bleiben übrig. Diesen evolutionären Vorgang bezeichnet man auch als Affinitätsreifung“, sagt Meyer-Hermann. „Bislang ist die B-Zelle die einzige bekannte Zelle, die sich aktiv selbst mutiert und damit einen evolutionären Prozess innerhalb eines Organismus ermöglicht, der bei jeder Impfung ausgelöst wird.“

Der Neurotransmitter Dopamin und die immunologische Synapse

Während die B-Lymphozyten speziell gegen bestimmte Erreger oder schädigende Stoffe gerichtete Antikörper produzieren, erkennen T-Zellen die auf der B-Zelloberfläche präsentierten Antigene. Die enge Interaktion der T- und B-Zellen im Keimzentrum stand im Fokus der Forscher. „Die Kontaktstelle zwischen den B- und T-Zellen wird auch als immunologische Synapse bezeichnet“, sagt Meyer-Hermann „Ihre Analogie mit Synapsen zwischen Nervenzellen hat bereits viele Forscher fasziniert. In beiden Synapsen geht es um die Übertragung von Informationen.“ Aus vorherigen Studien war bereits bekannt, dass es Moleküle gibt, die im Gehirn und im Immunsystem unterschiedliche Funktionen haben. Dopamin ist einer der bedeutendsten Neurotransmitter im Zentralen Nervensystem.

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