Gestresste Mausmakis sterben früher Hoher Cortisol-Wert wirkt sich negativ auf die Überlebenswahrscheinlicheit aus
Stress ist schlecht für die Gesundheit. Forscher des Deutschen Priamtenzentrums haben diese Aussage nun für Mausmakis wissenschaftlich bestätigt: Ein hoher Wert des Stresshormons Cortisol lässt Mausmakis früher sterben.
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Göttingen – Graue Mausmakis sind baumbewohnende Lemuren, die in den Wäldern Madagaskars leben. Die nachtaktiven Tiere wiegen durchschnittlich 60 Gramm und gehören damit zu den kleinsten Vertretern unter den Primaten. Die Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums studieren die Mausmakis seit über 20 Jahren an einer Freilandstation im Kirindy-Wald an der Westküste Madagaskars.
Um nachzuweisen, dass chronischer Stress einen negativen Einfluss auf das Überleben der Tiere hat, verfolgten die Forscher von 2012 bis 2014 eine Population Grauer Mausmakis im Kirindy-Wald. Neben den Cortisol-Werten in den Haaren wurden auch die körperliche Kondition – gemessen als Verhältnis zwischen Körpergewicht und Größe – sowie der Befall der Tiere mit Parasiten von den Wissenschaftlern in bis zu 171 Tieren gemessen. In einer Sub-Population von 48 Mausmakis wurden alle drei Gesundheitsindikatoren in Beziehung zur Überlebenswahrscheinlichkeit über die Fortpflanzungszeit betrachtet.
Weibchen überleben eher als Männchen
Mausmakis mit niedrigen Cortisol-Werten in den Haaren wiesen eine 13,9 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit auf als solche mit hohen Cortisol-Konzentrationen. Tiere, die eine gute körperliche Kondition hatten, überlebten zu 13,7 Prozent besser als Artgenossen mit einem schlechten körperlichen Zustand. Weibchen überlebten zudem eher als Männchen. Bei Mausmakis, die mit Parasiten infiziert waren, konnten die Forscher keinen Zusammenhang zur Überlebenswahrscheinlichkeit feststellen.
„Die Konzentration an Stresshormonen wird oft als Anzeiger für Gesundheit und Fitness herangezogen“, sagt der Erstautor der Studie Josué Rakotoniaina. „Unsere Untersuchung ist aber eine der ersten, die einen Zusammenhang zwischen chronischem Stress und Überleben in einer freilebenden Lemurenpopulation zeigt.“
Die Forscher betonen außerdem, dass besonders in der Paarungszeit Stress eine wichtige Rolle spielt, vor allem für männliche Mausmakis. Gestresste Tiere sind häufig nicht in der Lage, mit der zusätzlichen energetischen Belastung während der Paarungszeit adäquat umzugehen.
Cortisol-Konzentration als guter Indikator für das Überleben
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Cortisol-Konzentration in den Haaren ein besserer Indikator für das Überleben und damit für die Gesundheit der Tiere ist, als andere Parameter“, so Rakotoniaina. „Cortisol wird vom Haar während des Wachstums aufgenommen. Das erlaubt uns eine Analyse der Konzentration über eine längere Zeitspanne und nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt.“
Obwohl der genaue Mechanismus, durch den Cortisol im Haar aufgenommen wird, noch nicht vollständig bekannt ist, und die Studie keine Rückschlüsse auf die Ursachen der Sterblichkeit zulässt, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Cortisol-Konzentration in den Haaren ein wichtiger Indikator für die Gesundheit freilebender Lemuren und anderer Säugetierarten sein kann. „Die Erkenntnisse könnten den Schutz der Tiere erleichtern, da die Cortisol-Konzentration ein wesentliches Instrument darstellt, mit dem man Probleme innerhalb der Populationen effizient erkennen und letztlich die Reaktionen der Lemuren auf Umweltveränderungen vorhersagen könnte“, sagt Josué Rakotoniaina.
Originalpublikation: Rakotoniaina JH, Kappeler PM, Kaesler E, Hämäläinen AM, Kirschbaum C, Kraus C (2017): Hair cortisol concentrations correlate negatively with survival in a wild primate population. BMC Ecology 2017 DOI: 10.1186/s12898-017-0140-1
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